Starpost - Interview und Konzertbesuch

Erstellt am 18. März 2013 von Dingoflamingo @dingoflamingo

Endlich wieder etwas Neues bei den Jungs von Starpost. Sie haben schon früh von sich Reden machen können - ob durch ihre extatische Live-Performance oder durch souveräne Auftritte bei Balcony TV und dem Bayerischen Rundfunk, aber der große Durchbruch wollte noch nicht kommen. Jetzt gehen sie jedoch in die Offensive und nehmen, bisher sehr erfolgreich, am renomierten JLTA - John Lennon Talent Award teil, bei dem jährlich Yoko Ono traditionell, mit ihrer Unterschrift freies Geleit für die Schirmherrschaft des berühmten Beatle´s gibt. Wir haben uns mit Rodney, dem Leadgitarristen und Effektfrickler der Band getroffen und das sehr gut besuchte Konzert in der Nürnberger Musikzentrale mitverfolgt.


Nachdem ich Starpost vor ca. 2 Jahren zum letzten mal gesehen habe, war ich den ganzen Tag über in freudiger Erwartung an das Konzert. Letztlich war der Tag aber so vollgepackt mit Terminen und selbst der Fotoapparat streikte beim Konzert, dass ich total entnervt dort ankam, wo mich schon Rodney und Drummer David am Eingang abpassten um mir Hallo zu sagen.
»Was soll´s!«, dachte ich mir, packte mein Smartphone aus, schoss die ersten Bilder und wartete in vorderster Reihe auf die ersten Töne der Jungs. Als diese einsetzten, war es wie, als wirke jetzt endlich das Glückspillchen, genannt Vorfreude, welches ich mir schon morgens eingeworfen hatte. All der Stress, die Enttäuschung, wie weggespült. Beeindruckend wie schnell man als Zuschauer, in den Bann dieser Band eingezogen wird. Sänger Dato begrüßt nach dem ersten Track das Publikum freundlich und kündigt sogleich den nächsten Song an. So präsent habe ich sie selten erlebt. Alle Blicke sind nach vorne gerichtet und alle Ohren lauschen gespannt, was als Nächstes aus den Boxen tönt. Eine sehr treibende Nummer, die fast schon Queens-of-the-Stone-Age-Allüren hat - mit Gitarrenbetonung härterer Gangart, jedoch bewusst ohne zu übertreiben. Dato´s Stimme scheint Josh Homme´s Höhen mit einer Leichtigkeit zu erklimmen, Rodney ist längst in seiner eigenen Welt aus Gitarrenwänden verschwunden und Bass plus Drums werkeln den Groove rein. Ihre Hausaufgaben, wie eine Bühnenperformance sein sollte, haben die jedenfalls gemacht. Die Kraft und Souveränitat überträgt sich auch auf ihren Sound und ich erlebe jede Sekunde des Konzerts bewusst mit. Wenn ich das jetzt mit den Aufnahmen vergleiche, die Starpost bisher veröffentlicht haben [Opticks & Chromatics(EP)], dann entsteht für mich der Eindruck, dass Veränderungen an der Tagesordnung sind.

Höchste Zeit also, sich mit Starpost zu treffen und über Zukunftsmusik zu sprechen. Rodney stand nur zwei Tag nach dem Konzert für ein paar Fragen Rede und Antwort.
Mir haben gerade die ersten 5 Lieder eures Sets sehr gut gefallen. Es ist auffällig, wie sehr sich das neuere Material - und ihr habt ja auch teilweise komplett neuen Song gespielt - von dem alten unterscheidet.
R: Ja, genau. Es handelt sich dabei tatsächlich um neuere Songs. Wir wollen einfach, nach und nach, einige alte Lieder aus dem Repertoire streichen. So können wir uns auch intensiver mit neuem Material auseinander setzen.Wir wollen im Mai wieder ins Studio gehen und ein paar der neuen Lieder aufnehmen.
Ich hadere ja immer noch mit mir, ob in dem Artikel über euch, überhaupt alte Songs verlinkt werden sollten. Irgendwie repräsentiert es euch nicht mehr, es würde ein falsches Bild zu euren heutigen Sound entstehen...
R: (schaut etwas zerknirscht)..das ist leider genau das, was wir auch denken...wir sind einfach schon mehr als einen Schritt weiter.
Wenn ich es nicht besser wüsste, dann könnte man meinen, ihr wärt inzwischen eine andere Band. Welche Songs wären deiner Meinung noch haltbar?
R: Damit hast du auch gar nicht so Unrecht.  Spontan würde ich sagen, »Shed Skin, Nonresistant« und vor allem »Castaway« sind repräsentativ. Einige davon haben wir auch nochmal im Studio überarbeitet.
Warum vor allem »Castaway«? Gibt er die Marschrichtung vor?
R: Naah, das ist einfach ein Song, der irgendwie immer aktuell bleiben wird. Er sticht irgendwie aus dem Album heraus - das denken wir zumindest. Er ist aber nicht zwingend richtungsgebend.

Ihr geht im Mai wieder ins Studio. Wie darf man sich dann die neuen Songs vorstellen, die ihr einspielen werdet?
R: »Less heart more balls!« (lacht dabei). Nein, ernsthaft. Weniger Rock, mehr Synthis, weniger süß, mehr Eier. Wir versuchen uns immer, vorsichtig ausgedrückt, zu entwickeln. Ob zum Besseren, soll jeder für sich selbst entscheiden. Ich finde aber schon, dass es so ist. Die neuen Songs, die wir gerade live spielen, werden aber nicht unbedingt genauso aufgenommen - wir werden auch Neues ausprobieren. Nachdem wir nur 4 Tage Zeit haben, werden wir zwar viel versuchen, aber doch auf Qualität setzen. Wenn am Ende nur ein Song rauskommt, der aber genau das widerspiegelt was wir wollen, dann ist es eben so. Das ursprüngliche Ziel ist aber schon mindestens 2, evtl.3 oder 4 aufzunehmen.  Die Weiterentwicklung steht dabei merklich im Vordergrund, zumindest empfand ich das bisher so. Welchen Einfluss hat dabei euer Mitmachen beim John Lennon Talent Award?
R: Eher wenig, eigentlich. Wenn wir z.B. hören was wir vor 4 Jahren gemacht haben, lachen wir uns kaputt weil es in unseren Ohren, irgendwie peinlich klingt. Das war schon immer so. Es ist ja nicht so, dass es schlechte Lieder wären, manche mag ich sogar noch. Vielmehr sind wir einfach musikalisch weitergezogen. Ich kann mir vorstellen, dass es sich mit manchen Sachen, die wir jetzt machen, auch so verhalten wird. Andere hingegen, bleiben irgendwie aktuell, so wie »Castaway«. JLTA hat uns eher geholfen, die eigene Performance anders zu sehen. Dieses Thema war ja bei uns früher einfach tabu  - weil einfach zu aufgesetzt. Seit dem JLTA,  achten wir aber auf wichtige Sachen wie Bühnenpräsenz, Lichtshow, Klamotten, usw.. Das ist zwar irgendwie gewöhnungebedürftig, aber es zeigt Wirkung in Bezug auf die Performance. Aber Songwriting? Nicht wirklich.

Links: 
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