Starigrad-Paklenica – Kletterparadies in Kroatien

Von Sportprediger @Sportprediger

Die Küstenstraße mäandert vor sich hin, Kilometer für Kliometer geht des immer am Meer entlang. Aber weit kann es nicht mehr sein. Dann sind wir da. Der kroatische Ort Starigrad im Paklenica-Nationalpark wartet auf uns. Knapp zwei Wochen haben wir uns zeit genommen, uns im größten und vielleicht auch schönsten Klettergebiet Kroatiens auszutoben. Hier wartet Kalksteinkletterei vom Feinsten auf uns.

Das Areal ist riesig, mit einem Routenspiegel, der nicht nur durch Masse, sondern auch durch eine beeindruckende Vielfältigkeit glänzen kann. Über 400 verschiedene Routen gibt es hier, in nahezu allen Schwierigkeitsgraden. Von gut gesicherten Sportkletter- bis hin zu alpinen Mehrseillängentouren ist hier alles vertreten, was das Kletterherz höherschlagen lässt. Der Großteil des Gebiets liegt direkt an einem Wanderweg, der durch eine beeindruckende Schlucht des Velebitgebirges führt. Diese Routen aufgrund des sehr kurzen Zustiegs auch mit Kind und Kegel absolut zu empfehlen.

Der Nationalpark

Das gesamte Klettergebiet liegt innerhalb des Paklenica-Nationalparks, dies bringt einige Vor- und Nachteile mit sich. Hier gelten strenge Naturschutzregeln und es gibt an manchen Felsen Kletterverbote aufgrund von Vogelschutz und Steinschlag. Der wohl größte Nachteil ist das Eintrittsgeld. Um Zutritt zum Park zu bekommen, muss man je nach Ticketart zwischen vier und sechs Euro pro Tag und Person rechnen. Kinder zahlen weniger. Es handelt sich hierbei nicht um einen Kletterpermit im eigentlichen Sinn, auch Wanderer entrichten die selbe Gebühr. Dafür kann man aber auch einiges erwarten. Es gibt eine Kletteraufsicht, die sich um die Einrichtung und Instandhaltung der Kletterrouten kümmert und auch die örtliche Bergwacht ist tagsüber immer im Park. Die Wege sind gepflegt, Picknickplätze, Bänke und sogar Toiletten sind vorhanden und der gesamte Park ist geradezu peinlich sauber. Gerade die Sportkletterrouten sind gut abgesichert und das Hakenmaterial ist in aller Regel neu. Die Wanderwege und Plätze sind zumeist mit Kies oder groben Kalkpflastersteinen befestigt. Wer sich für Touren fernab der Hauptwanderwege entscheidet, trifft jedoch relativ schnell auf vergleichsweise unwegsames Blockgelände und Geröllfelder.

Charakteristik und Bewertung der Routen

Die Kletterei im Nationalpark ist sehr abwechslungsreich, steile und überhängende Routen gibt es hier ebenso wie geneigte Plattenkletterei. Die Kalkfelsen in Paklenica bieten alles, was der Kletterer begehrt: Löcher, Sanduhren, scharf abgeschnittene Kanten und Wasserrillen lassen die Kletterei nie langweilig werden. Alleiniger Wermutstropfen ist die Bewertung der einzelnen Routen. Es ginge sicherlich zu weit, diese als „ausgewürfelt“ zu bezeichnen. Aber hier fehlt definitiv ein roter Faden. Die Abweichungen sind teilweise immens. Ein Beispiel aus der Praxis: Für mich ist normalerweise eine 7a+ ein eher unerreichbares Ziel, dank freundlicher Bewertung konnte ich aber eine Tour dieses Schwierigkeitsgrades klettern. Kaum 100 Meter Luftlinie entfernt biss ich mir einen Tag später in einer 5a die Zähne aus. Wiederum zwei Ecken weiter sind nebeneinander zwei Touren, deren Schwierigkeitsgrad schlicht vertauscht ist. Bei Sportkletterrouten ist diese Diskrepanz lediglich lästig. Gefährlich wird es jedoch in den bis zu 13 Seillängen langen Routen. Die Schlüsselstellen kommen oft erst im oberen Drittel der Routen und viele sind nicht zum Abseilen eingerichtet. Hier sollte man sich also sicher sein, dass man auch wirklich hochkommt. Wenn nicht droht vermeintlich nicht enden wollendes Abseilen mit immensem Materialverlust.

Ausrüstung

Der Bedarf an Ausrüstung ist ebenso wie die Kletterei sehr unterschiedlich. Sucht man nur in den Sportkletterrouten sein Glück, so ist man mit der üblichen Klettergartenausrüstung (Gurt, Kletterschuhe, Expressen, Karabiner, Sicherungsgerät, Bandschlingen, Seil und Helm) gut versorgt. Für manche Touren ist es jedoch hilfreich, ein 70-Meter-Seil zur Hand zu haben. Wagt man sich in alpine Touren, ist die Materialschlacht definitiv eröffnet. Je nach Art der Absicherung, die im Gebietsführer übrigens gut beschrieben ist, empfiehlt es sich, zusätzlich Klemmkeile und Friends sowie zahlreiche Bandschlingen mitzunehmen. Muss man über mehrere Seillängen abseilen, können Halb- oder Zwillingsseile hilfreich sein.

Ausflugsziele

Wer viel klettert, muss aber auch mal eine Pause einlegen und so freut sich selbst der ambitionierteste Kletterer, dass es Rund um Starigrad-Paklenica auch andere Dinge zu tun gibt. Der Ort liegt direkt am Meer. Zwar sucht man hier kilometerlange Sandstrände vergeblich, aber das Wasser ist extrem klar und dank der großen Bucht auch meist etwas wärmer als an anderen Küstenabschnitten. Wer auch an Ruhetagen nicht auf die Berge verzichten will, ist gut beraten, eine der zahlreichen ausgeschilderten Wanderungen im Paklenica-Nationalpark zu unternehmen. Für Freunde des Sightseeings empfiehlt es sich, die Plitvicer Seen oder die Städte Trogir und Split zu besuchen. Alle drei Orte sind mit dem Auto in annehmbarer Zeit zu erreichen.

Darüber hinaus gibt es im Umkreis von Starigrad-Paklenica auch diverse kleinere Klettergebiete. Wer also für einen Tag der Schlucht den Rücken kehren möchte, kann sich auch in den Gebieten um Karlobag, Zadar oder auf der Insel Pag die Finger lang ziehen.

Der Ort Starigrad selbst ist eher zweckmäßig angelegt. Hier gibt es zahlreiche Campingplätze, Ferienwohnungen und Restaurants. Auch Supermärkte, kleine Lebensmittelläden, die üblichen Souvenierstände und sogar ein Kletterladen sind vorhanden. Einen schönen Ortskern oder gar eine romantische Altstadt sucht man jedoch vergeblich.

Fazit

Das Klettergebiet Starigrad-Paklenica ist auf jeden Fall eine Reise wert. Die Landschaft ist schön und die Kletterei abwechslungsreich. Ob Familie, Genusskletterer oder Profi, hier ist für jeden was dabei. Die herrliche Kletterei wird darüber hinaus in einigen Touren mit einen Blick aufs Meer belohnt. Wer weit genug aufsteigt, kann sogar die ganze Bucht überblicken. Das Gebiet selbst ist gut frequentiert, was aber auf Grund der im Übermaß vorhandenen Touren nicht weiter ins Gewicht fällt. Daher unser Fazit: Kletterurlaub in Kroatien – eine durch und durch runde Sache.