Star Wars und die Anderen (Teil 4)

Ich war nie ein großer Fan des Fantasy Genres. Es ist nicht so, dass ich Fantasy überhaupt nicht mag (wie des etwa bei Western der Fall ist – es gibt kaum ödere Geschichten als solche in denen Cowboys und/oder Indianer vorkommen), aber irgendwie waren Elfen, Drachen, Schwerter und Magie für mich nie ein wirklicher Ersatz für Wookiees, Sternzerstörer, Laserwaffen oder die Macht. Und es macht auch keinen großen Unterschied, ob es sich um „alte“, also Geschichten mit Burgen unter denen Drachen wohnen, oder um „moderne“ Fantasy handelt, in denen die Zauberer Broker an der Wall Street und die Hexen Bardamen in Underground Clubs sind, die mit Harleys fahren statt auf Besen zu reiten.

Von daher mag es auch nicht wundern, dass ich weder als Kind noch später Tolkins „Herr der Ringe“ gelesen habe. Früher erschien es mir sogar etwas seltsam, dass ein Autor für seine Geschichten nicht nur eine eigene Welt, sondern sogar eigene Sprachen für die dort ansässigen Bewohner entwickelt. Aber so etwas gibt es im SW Universum ja schließlich auch…

Als ich Ende des letzten Jahrtausends erfuhr, dass diese als unverfilmbar geltenden Bücher nun verfilmt werden sollen hielt sich meine Aufregung daher auch in überschaubaren Grenzen. Diese Gleichmütigkeit verflog jedoch schlagartig, als ich einige Zeit später folgenden Satz las (und ich weis zum Teufel nicht mehr wer ihn gesagt habe, ich glaube aber nicht, dass es Peter Jackson selbst war):

Herr der Ringe wird die größte Filmtrilogie aller Zeiten!

??? Was? Wie bitte?

Es gibt nur eine größte Filmtrilogie aller Zeiten (gut, mittlerweile sind es zwei), beide beginnen und enden mit einem „S“ und in beiden kommt das Wort „Ringe“ definitiv nicht vor! Punkt und Ende!

Ich regierte auf diese Blasphemie auf die einzige, einem Star Wars Fan mögliche Art: ich habe alles was mit „Herr der Ringe“ zusammenhängt komplett ignoriert: keine Berichte gelesen, keine Trailer gesehen, ich war selbstverständlich NICHT im Kino und habe mir auch nicht die DVDs gekauft oder ausgeliehen (gut, ich hätte mir die Filme im Internet besorgen können, aber wie gesagt, so ein großer Fantasy Fan bin ich nicht!).

Dann vor einigen Jahren kam der erste Teil „Die Gefährten“ im ORF ins Fernsehen und nachdem es schon bei „Der Pate“ heißt, man soll mindestens so engen Kontakt zu seinen Feinden wie zu seinen Freunden halten (jedenfalls sinngemäß) beschloss ich, ihn mir anzusehen. Und ich muss sagen, er war gar nicht so schlecht. Natürlich nicht annähernd an SW heranreichend, aber nicht so schlecht. Die Ringgeister waren recht gruselig und vor allem der Balrog (der Feuerdämon) war durchaus beeindruckend.

Dann (ca. ein Jahr später) „Die zwei Türme“ und wie so viele Mittelteile von Trilogien war auch dieser Film „so irgendwie dazwischen“, es war klar, dass der Höhepunkt erst im dritten Teil kommt, aber irgendwie muss man die Zeit bis dahin ja überbrücken. Die Ents erinnerten mich irgendwie an Figuren aus der Muppet Show und ich erwartete ständig, hinter einem der Äste Fozzy Bär auftauchen zu sehen. Sonst habe ich im Prinzip keine Erinnerung an diesen Film.

Dann (wieder ein Jahr später) der Abschluss der Trilogie mit „Die Rückkehr des Königs“ und bevor wir fortfahren möchte ich noch erwähnen, dass dieser Film bei der Oscar Verleihung 2004 11 Preise abgeräumt hat, darunter jenen für den besten Film!

11 Oscars, besser Film, OK?

Der Film ist Mist! Und das sage ich nicht nur in der festen Überzeugung des SW Fans, für den es NIEMALS einen Film geben wird, der auch nur annähernd an eine Episode der Saga herankommen wird (und sei es TPM), das kann ich auch begründen! Ein paar Beispiele gefällig? Gut:

Als Minas Tirith von Horden von Orks angegriffen wird, läuft Gandalf dämlich auf der Burgmauer herum und feuert seine Leute an, Klar, dafür hält man sich einen großen Zauberer, dass er dann auf der Brüstung steht und „Wir hauen dem Sven die Hucke voll!“ skandiert. Hätte er die Angreifer nicht mit Blitzen grillen, mit Felsen bewerfen oder sie wenigstens in Eichhörnchen verwandeln können? Nein, er schwingt nur große Reden!

Noch ein Beispiel gewünscht? Bitte, gerne: als Aragorn im Berg auf das Heer der Untoten trifft, erklärt deren Anführer, dass er nur dem König folgen und alle anderen töten würde. Als Aragorn ihnen daraufhin sein Schwert zeigt und sie bittet ihm zu helfen antworten diese sinngemäß: „Klar, wir packen nur noch schnell unsere Zahnbürsten ein, dann sind wir schon reisefertig!“   Hätten sie nicht wenigstens seinen Ausweis überprüfen, seinen Stammbaum checken oder sonstwie kontrollieren können, ob der langhaarige Geselle da tatsächlich der ist, der er zu sein vorgibt. Nein, nichts da! Und kommt mir jetzt nicht damit, dass der Film dann zu lange geworden wäre, denn damit bin ich schon beim nächsten Punkt:

Die einzige Begründung für die letzte halbe Stunde des Filmes ist es, ihn eine halbe Stunde länger zu machen. Der Film hätte enden müssen nachdem Frodo und Sam gerettet worden sind, vor mir auch noch nach der Krönung, aber spätestens dann. Wen interessiert es, ob die Hobbits wieder sich nach Haus kommen, ob Frodo glücklich wird oder nicht, oder ob irgendwer mit irgendwelchen Elfen nach Westen oder sonstwohin segelt? Ehrlich, keine Sau!

Doch nun zum „Höhepunkt“ des ganzen Schmarrens: als irgendwann der Satz fällt, dass der Hexenkönig von Angmar von keinem Mann getötet werden könnte, durchzuckte mich ein düsterer Verdacht. Doch ich schob diesen rasch beiseite, denn, nein, SO schwach konnte selbst diese Geschichte nicht sein! Und wie ich mich doch irrte! Denn kaum 1,5 Stunden später wird der Anführer der Nazgul nicht von einem Mann, sondern, man mag es kaum glauben, von einer FRAU umgebracht! Ja ist den diese Ausgeburt an kreativer Geschichtenerzählkunst noch zu toppen? Das ist ja beinahe noch dämlicher als ein Buch mit den Worten „Alles war gut.“ enden zu lassen.

Und dieser Schwachsinn hat 11 Oscars bekommen und war der beste Film des Jahres 2003! Unpackbar!

Doch lassen wir den Sarkasmus mal für einen Augenblick beiseite und vergleichen wir die HdR Filme mit Star Wars, OK?

Beginn wir mit…

den Oberbösen: der Oberbösewicht in Tolkins/Jacksons Geschichte ist ein glühendes Auge, dessen Haupttätigkeit darin besteht, zu schweben, zu schauen und manchmal zu blinzeln. Unterstützt wird dieser von einer Ritterrüstung auf einem Drachen (der nur von einer Frau umgebracht werden kann!) und einem Zauberer, der irgendwann seinen Verstand verliert. Dem steht ein Palpatine/Sidious gegenüber, der einen galaxisweiten Krieg inszeniert, ein Darth Maul/Darth Tyranus als seine Vollstrecker und schließlich ein Darth Vader, die Ikone der Filmbösewichte schlechthin. Der Punkt geht wohl eindeutig an SW.

Weiter:

Die Guten: ein Waldläufer, ein Elb, ein Zwerg und ein nicht sehr aktiver Zauberer (siehe oben) stehen einem Farmjungen/Jedi, einem Schmuggler, einem Wookie, zwei Droiden, einer Prinzessin und zwei Jedimeistern gegenüber (und das ist nur die OT, da lassen wir Darth Maul sogar noch außen vor). Allein Leias Bikini würde ausreichen, um auch diesen Punkt klar in SW Lager zu bringen!

Die Waffen: in Mittelerde, Mordor und Umgebung kämpft man mit Schwertern, Äxten, und Pfeil und Bogen, wenn es gut geht kommt noch ein bisschen Magie dazu. Die Bösewichte haben wenigstens Rammböcke, riesige „Elefanten“ und Katapulte. Dem stehen Laserwaffen, Lichtschwerter (gibt es eine coolere Waffe, als diese? Richtig, gibt es nicht!), Todessterne, Sternzerstörer, AT-ATs und nicht zuletzt das Arsenal der Macht gegenüber. Auch hier ist wohl klar, wer gewinnt.

Die Musik: ja, der von Howard Shore geschriebene Soundtrack ist ganz OK, ober gibt es dort irgendetwas, das auch nur ansatzweise vergleichbar ist mit einem „Imperial March“, einen „Force Theme“ oder dem Yoda Thema? „Across The Stars“ vielleicht? Nein, nichts dergleichen, der dritte Punkt für SW.

Die Spezialeffekte: ja sind gut, keine Frage, aber sind sie besser als die der PT? Nein, nicht wirklich! Sind sie besser als die der OT? Nun ja, vielleicht, aber zwischen ROTJ und „Die Gefährten“ liegen 18 Jahre und so viel besser als in der OT sind sie nicht! Strenggenommen müsste also auch dieser Punkt an SW gehen, aber sind wir nicht so und einigen uns auf einen Punkt für beide.

Und schließlich: SW ist fast 35 Jahre nach seiner Entstehung so sehr Teil unseres Alltags geworden. Sätze wie „Möge die Macht mit dir sein!“ oder „Luke, ich bin dein Vater!“ (ja, ist falsch, aber darum geht es jetzt nicht), Figuren wie Vader und Yoda sind auch Leuten bekannt, die keine Ahnung von der weit, weit entfernten Galaxis haben. Wird sich irgendjemand auch nur in 10 Jahren noch an die Herr der Ringe Filme erinnern? Wohl kaum.

Nein, ihr Macher der „größten Filmtrilogie“, ihr seid verdammt weit weg davon, dieses Ziel zu erreichen.Ganz egal was ein paar senile Knilche in der Oscar-Jury auch denken mögen.


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