Star Wars Rogue One – Eine Synthese aus alt und neu

Es ist wieder diese Zeit im Jahr. Die Tage werden kürzer, das Wetter wird kälter und rauer. Die Fenster leuchten in den buntesten Farben und die Läden kennen nur noch ein Thema: Star Wars! Die Merchmaschine läuft auf Hochtouren und mit „Rogue One“ liefert uns Disney einen Lückenfüller bis zu Episode 8. Oder steckt vielleicht mehr dahinter?
Zeitlich kurz vor Episode IV angesiedelt mehren sich in der Galaxis die Berichte, dass das Imperium eine neue Waffe herstellt. Star Wars Fans wissen bereits um was es sich bei dieser Waffe handelt und auch sonst ist die grobe Handlung schon von vorne herein klar. Umso interessanter wird dadurch nur der Weg hin zum wenig überraschenden Finale. Diese Hinführung zum Unausweichlichen ist unglaublich überzeugend gestaltet. Natürlich kann man in das ein oder andere kleine Plothole fallen, diese kann man jedoch bei all den Geschehnissen problemlos übersehen.

Star Wars ohne Familie Skywalker?

Die Figuren, denen ich nach Sichtung der Trailer nur wenig Sympathie entgegenbringen konnte, finden sich perfekt in das Star Wars Universum ein und begeistern mich auf ganzer Linie. Ob nun der, von Forest Whitaker (Arrival) verkörperte, Extremist Saw, oder der blinde Chirrut, in Szene gesetzt von Donnie Yen, jede Figur wirkt authentisch. Mit Felicity Jones bietet uns Rogue One wieder eine spannende Protagonistin und auch sonst mangelt es wie schon bei Episode 7 schon nicht an starken Frauen. Es ist dabei keine Überbetonung der Emanzipierung notwendig, es ist einfach ein natürlicher Teil des Filmgeschehens. Trotzdem ist man damit der Konkurrenz einen großen Schritt voraus. Ansonsten gibt es dermaßen viele bekannte Gesichter, dass es für Fans der Reihe ein absolutes Fest ist. Auch mit überraschenden Auftritten und kleinen Cameos wird nicht gegeizt, weshalb ich mich schon auf meine zweite Sichtung freue.

Schluss mit Abenteuern im Weltraum.

Versprochen hat man uns vorher ein neues Star Wars Erlebnis. Regisseur Gareth Edwards (Godzilla) wollte einen Kriegsfilm inszenieren und das ist ihm durchaus gelungen. Es ist keine klassische Abenteuerreise mehr, auch wenn der rote Faden sich immer noch ähnlich anfühlt. Wenn jedoch das erste Gefecht zwischen Rebellen und Stormtroopers entbricht wird sehr schnell ein anderes Gefühl klar. Das ist Krieg. Obwohl nicht wesentlich brutaler fühlen sich die Sequenzen echter an. Die Soldaten sind keine reinen Statisten mehr, sondern erzeugen Empathie. In meinen Augen wird das Filmuniversum hier um eine wichtige Komponente ergänzt, die sich viele Fans gewünscht haben. Hier gibt es keine strahlenden Helden, die alleine das Imperium besiegen. Bei Rogue One ist jeder kleine Erfolg mit Aufopferung verbunden. Das gibt dem Film durchaus einen leichten Schwermut, denn mit einem Happy End ist in einer solchen Welt nicht zu rechnen. Dennoch ist der Film mit einer FSK 12 fair bewertet. Auch die Filmmusik muss zumindest noch einmal kurz erwähnt werden. Schließlich ist dies der erste Star Wars Film ohne die Musik von John Williams, doch Michael Giacchino gelingt es blendend Teile der bekannten Filmmusik neu zu arrangieren und zu ergänzen. Dabei entsteht etwas, dass wohl für den ganzen Film treffend ist: eine Synthese aus alt und neu.

Fazit

Ich habe mir extra etwas Zeit nach der Sichtung gelassen, bevor ich diese Kritik begonnen habe. Zu sehr wird man manchmal von einem falschen Fanhype mitgerissen und verliert dann die Sicht aufs wesentliche (so geschehen zum Beispiel bei Suicide Squad). Doch hier gibt es einfach nichts was mich stört. Die Charaktere sind wunderbar und auch die Geschichte macht Sinn. Innerlich ringe ich immer noch mit zwei Logikfehlerchen, aber ansonsten hinterlässt mich dieser Film weit euphorischer als es Episode 7 letztes Jahr getan hat…und dieser hätte von mir schon eine solide 08/10 bekommen. Rogue One ist ein Erlebnis und ein zwingender Gang ins Kino. Die Frage was mein Lieblingsfilm 2016 wird, ist nochmal schwierig geworden…

BEWERTUNG: 9.5/10
Titel: Rogue OneFSK: ab 12 freigegebenErscheinungsjahr: 2016Laufzeit: 134 MinutenAutor: Chris Weitz, Tony GillroyRegisseur: Gareth EdwardsDarsteller: Felicity Jones, Diego Luna, Forest Whitaker, Donnie Yen, Ben Mendelsohn, Mads Mikkelsen