Star-Köchin Sarah Wiener geht in die nächste Runde: “Veganer gefährden ihre Gesundheit!”


sarahwienerEs ist manchmal schon beeindruckend wie oft das Thema Veganismus in den Medien aufgegriffen wird. Und wie so oft in solchen Artikeln wird Veganismus nicht nur als “Ernährungstrend” betitelt, nein, da wird auch heftig kritisiert. Allen voran das Thema Gesundheit. So meint Sarah Wiener in einem neuen Artikel, veröffentlicht im Focus , Veganer gefährden ihre Gesundheit.

Ich kann schon gar nicht mehr zählen wie oft ich jetzt bereits gehört und gelesen habe, dass vegane Ernährung unnatürlich oder einseitig ist. Dass Vitamin B12 zu supplementieren ja nicht gut sein kann. Da sei es ja besser “natürliches B12” in Form von Tierprodukten zu essen. Und nicht zu vergessen, vegane Ernährung führe automatisch zu Mangelerscheinungen. Und, ganz ehrlich, 98 Prozent dieser Artikel sind einfach nur lächerlich. Zumindest in meinen Augen.
Da fehlt es zum Einen an Recherche, dann werden oft nur Teilaspekte genannt und dann sind die ganzen Argumente gegen Veganismus mehr als weniger ein Sammelsurium an Sätzen (Argumenten), die man als Veganer mindestens schon tausend Mal von tausend verschiedenen Personen gehört hat. (Nichts für ungut.) Doch auch Frau Wiener brilliert mit den typischen anti-vegan Argumenten.

Um das einmal auseinander zu bröseln, so heißt es in dem Artikel:
Veganismus kann krank machen!

Irrtum 1: Vegane Ernährung ist gesund. Da einige Veganer sich sehr viel von Ersatzprodukten wie veganem Truthahn aus Soja oder milchfreiem Käse ernähren, essen sie vor allem stark verarbeitete Lebensmittel. Diese Ernährungsweise gefährde alle, weil Stoffwechselerkrankungen wie Morbus Crohn, Diabetes sowie Unverträglichkeiten ohnehin seit Jahren zunehmen.”

Zuerst einmal, ja, es gibt die sogenannten Pudding-Veganer, die sich vorwiegend von Fertigprodukten ernähren. Solche Personen gibt es allerdings auch unter Vegetariern und Mischköstlern. Desweiteren, ja, bei veganen Ersatzprodukten handelt es sich um verarbeitete Produkte. Dasselbe gilt aber genauso für andere Fertigprodukte, zum Beispiel für Mischköstler.
Alles in allem ist eine Ernährungsweise, die auf einer Vielzahl von Süßkram und Fertigpriodukten basiert nie gesund, egal ob vegan, vegetarisch oder mischköstlich. Von daher verstehe ich da die Kritik ausgerechnet an veganer Ernährung nicht ganz. Es würde hierbei viel mehr Sinn machen, gerade wenn es Frau Wiener um die Gesunheit der Menschen im Allgemeinen geht, auch den Konsum von Fertigprodukten im Allgemeinen zu kritisieren, statt explizit die Veganer.

Doch es geht noch weiter: “Wenn es nach Sarah Wiener geht, haben solche Surrogate den Namen Lebensmittel nicht verdient. „Es kann nicht sein, dass wir Nahrung propagieren, mit der uns nur zusätzliche Chemie vor Mangelernährung schützt“, kritisiert Sarah Wiener den Vegan-Hype. Für sie als Köchin ist es keine Ernährungsempfehlung, wenn jemand künstliche Ergänzungsstoffe wie Vitamin B12 brauche.

Würde die Industrie Lebensmittel nicht zusätzlich mit Jod versehen, so zum Beispiel das uns wohl allen bekannte Jod-Salz, hätte die Mehrzahl von uns einen Jod-Mangel. Das Resultat davon wäre dann eine Hypothyreose, also eine Schilddrüsenunterfunktion. Denn nur mit genug Jod aus der Nahrung kann unser Körper genug Schilddrüsenhormone T3 und T4 produzieren. Und die sind wichtig für unsere Muskeln, unser Herz, unser Konzentrationsvermögen und noch etwas mehr. (Das nur in der Kurzfassung und auch nur so am Rande.)
Davon abgesehen sind es genau solche Zitate, die deutlich machen, dass sich Frau Wiener wohl nie wirklich mit dem Thema Vitamin B12 auseinander gesetzt hat. Denn sonst wüsste sie, dass es natürliches B12 nicht gibt, denn auch die sogenannten “Nutztiere” fressen heute “künstliche Ergänzungsstoffe wie Vitamin B12”.
Da könnte es echt nicht schaden, bevor man etwas kritisiert, sich doch bitte etwas genauer mit der Thematik zu befassen. Oder, wenn man keine Ahnung hat, jemanden zu fragen, der Ahnung hat.


Doch Frau Wiener ist mit ihrer Kritik hier noch lange nicht am Ende: “Einige Veganer sind Botschafter künstlicher Ernährung!

Irrtum 2: Vegane Ernährung ist natürlich. Das stimmt nicht immer. Tatsächlich sind viele Produkte wie „Sojamilch ein reines Kunstprodukt“. Deutsche essen schon jetzt zu viel Verarbeitetes, das uns krank macht. Deswegen kritisiert die TV-Köchin grundsätzlich den „ Industrie-Veganismus“.Gefährlich findet Sarah Wiener vor allem die „heimliche Umwälzung in der Ernährungsbranche“. Denn die könnte sich keine besseren Botschafter für künstliches Essen wünschen als die Veganer. „Sie öffnen die Tür für schwerst verarbeitete Lebensmittel“, wettert Wiener weiter. „Das lehne ich ab.“

Grundsätzlich hat Frau Wiener recht. “Deutsche essen schon jetzt zu viel Verarbeitetes.” Doch an wem liegt´s? War das nicht schon vor dem Veganismus so? Hm, wenn ich durch den Supermarkt laufe und mir die Regale ansehe, dann entdecke ich dort eine Vielzahl an Fertigprodukten, vorwiegend konzipiert für Mischköstler. Die Regale mit den veganen Produkten sind im Vergleich dazu, ziemlich mikrig. Außer die Obst- und Gemüseabteilung. Die ist ja auch vegan, soweit ich weiß.
Doch es sind nicht nur vegane Fertigprodukte, die stark verarbeitet sind. Auch Würstchen, Speck und Hamburgerpatties von McDonalds sind stark verarbeitet und gelten jetzt sogar als krebserregend, wie die WHO erst vor ein paar Tagen verkündete.
Insgesamt sei gesagt, was für den Veganer gilt, gilt auch für den Mischköstler: Weniger Fertigprodukte ist besser für die Gesundheit!


Weiter geht es dann wie folgt: Veganismus schadet der Umwelt!
Irrtum 3: Vegane Ernährung ist gut fürs Gewissen. „Dass Veganer Quinoa aus Peru, Obst aus Übersee zum Kochen verwenden, ist einerseits nur möglich, weil sie es sich leisten können“, sagt Sarah Wiener. Andererseits sei es schädlich fürs Klima, wenn die Produkte um die halbe Welt transportiert werden.”

Ich muss ehrlich gesagt immer wieder mit dem Kopf schütteln, wenn ich sowas von Menschen höre, die Tierprodukte essen. Nichts für ungut. Doch auch eine durchschnittliche Ernährung mit Bio-Tierprodukten verursacht mehr CO2-Emissionen als eine vegane Ernährung mit konventionellen Produkten. Zusätzlich verbraucht die vegane Ernährung mit konventionellen Priodukten auch noch weniger Ressourcen als die Mischkosternährung mit Bio-Tierprodukten.
Insofern ist diese Kritik oftmals ein Eigentor. Denn, Hauptverursacher aller globalen CO2-Emissionen ist mit 51 Prozent derzeit die industrielle Tierhaltung. Und, alternative Tierhaltungsmethoden wie extensive Weidehaltung zum Beispiel, die in diesem Zusammenhang oft als Lösung benannt werden, klingen immer schön, sind jedoch nach aktuellen Gegebenheiten sogar noch umweltschädlicher als Massentierhaltung. Insofern sind alternative Tierhaltungsmethoden nur dann eine wirkliche Alternative, wenn die Mehrzahl ihren Tierproduktekonsum drastisch drosselt. Tierprodukte in der Menge zu essen wie heute und das mit extensiver Weidehaltung oder Bio zu decken funktioniert nicht!

Desweiteren, was ist mit den ganzen Mischköstlern, die im Herbst TK-Erdbeeren und Ausbeuter-Bananen kaufen? Ist das nicht minder umweltschädlich? Und profitieren diese Leute, also praktisch jeder hier in Deutschland lebende Mischköstler, nicht auch davon, dass Tomaten, Gurken, Fleisch, Kartoffeln, Reis usw. ganzjährlich verfügbar sind?

Wenn man Veganismus im Hinblick auf die Umweltfrage kritisiert, dann sollte man dabei schon mal die Relationen betrachten. Das ist ähnlich wie das immer wiederkehrende Soja-Argument. 98 Prozent Regenwald-Soja für Nutztiere vs. 2 Prozent für Tofu. Hm, was ist hier wohl umweltschädlicher?
So gilt dasselbe für die Quinoa-Debatte: Ein Mischköstler, der TK-Erdbeeren im Herbst, im Winter Tomaten aus Spanien und obendrein noch Fleisch, Milch und Eier aus Massentierhaltung isst vs. einen Veganer, der TK-Erdbeeren im Herbst, im Winter Tomaten aus Spanien und Quinoa aus Peru konsumiert. Was ist hier wohl umweltschädlicher?

Das hier ist aber mein absolutes Lieblingszitat: “Der Tierschutz sei ebenso wenig ein Argument für Veganismus. „Wir sind Tiere und müssen Leben vernichten, um zu überleben“, sagt die Köchin, die selbst auf ihrem Hof auf wesensgerechte Tierhaltung setzt. Sie verstehe die Wut und den Wunsch, den Tod abzuschaffen. „Aber dann müssten wir auch das Leben abschaffen.

Wir sind Tiere und müssen Leben vernichten, um zu überleben…
Äh, nein, müssen wir nicht. Wir können, müssen aber nicht. Wir müssen keinem Huhn den Hals umdrehen und wir müssen auch keiner Kuh jedes Jahr ihr Baby wegnehmen, um dem dann die Muttermilch wegzutrinken. Denn wir leben in einer Gesellschaft, in der wir darauf nicht angewiesen sind, weil wir uns um unser Überleben keine Sorgen machen müssen. Insofern ist das schon einmal totaler Nonsense.

Richtig absurd wird es aber mit der Äußerung, dass sie die Wut und den Wunsch verstehe Tod abzuschaffen. Doch dann müssten wir auch das Leben abschaffen…
Äh, wie genau kommt sie auf diese Schlussfolgerung, bitte? Also, ich sehe unnötiges Leid, das vermeidbar ist, weil es nicht sein muss und man auch prima ohne leben kann, aber dass ich mich für eine leidfreiere Art zu leben entschieden habe, bedeutet, dass man dann auch das Leben abschaffen müsse?
Wer bitteschön hat je davon gesprochen, dass der Tod nicht auch zum Leben dazu gehöre? Nur rechtfertigt das kein bisschen das sinnlose Töten von Tieren zu Milliarden für Geschmack, Tradition oder Gewohnheit. Im Gegenteil, hier wird Frau Wiener in meinen Augen zu philoshophisch und verliert damit den Bezug zur Realität.


Kinder sollten natürliches Essen lernen!

Um viele Irrtümer aufzuklären, engagiert sich die Österreicherin mit ihrer Sarah-Wiener-Stiftung „Für gesunde Kinder und was Vernünftiges zu essen“ seit acht Jahren für gesunde Kinderernährung und Kochkurse in Schulen und Kitas. (…) “Uns geht es vor allem darum zu vermitteln, dass Ernährung und Gesundheit zusammenhängen“, erläutert Sarah Wiener. Sie setzt sich besonders für die lustbetonte und vernünftige Ernährung ein. Viel zu oft sei „gesundes Essen noch mit Verzicht und Lustvermeidung negativ besetzt“. Kinder sollen natürliche Geschmäcker und Grundnahrungsmittel kennenlernen.”

Kindern kochen und damit eine vernünftige und gesunde Ernährungsweise beizubringen ist etwas, das ich für absolut unterstützenswert und auch gut halte. Nichts desto trotz sollte Frau Wiener sich mit dem Thema Veganismus mal ernsthaft auseinander setzen. Hilfreich könnte es mal sein mit Veganern zu sprechen. Und ich meine hierbei nicht die typischen Kampfdiskussionen, die nach einer Weile nur noch langweilen. Sondern mal ernsthaft Fragen stellen, Interesse zeigen.
Ich persönlich finde es immer schön, wenn jemand mal interessierte Fragen stellt, statt mir die typischen “Argumente” entgegen zu schmettern. So verhärten sich die Fronten dann nämlich nicht so schnell und man fühlt sich als Mischköstler auch nicht sofort in seinem eigenen Handeln angegriffen.
Gespräche, der Austausch von Gedanken, das bringt einen weiter. Und das könnte Frau Wiener hier wirklich nicht schaden. Besonders wenn man denkt, dass wir in einer Gesellschaft wie der unseren noch von sowas wie Töten um zu überleben sprechen könnte. Denn Veganismus ist kein Ernährungstrend. Genauso wenig wie Gesundheit, Tier- und Umweltschutz nur ein Thema von Veganern ist!


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