Ständige Übelkeit – wenn das Bauch-Gehirn Alarm schlägt

Von Finsterling

Ständige Übelkeit ist definitiv kein Normalzustand.

Natürlich kann es einmal vorkommen, dass man von einem Gefühl starker Übelkeit geplagt wird. Das ist zum Beispiel nach übermäßigem Konsum von Alkohol oder einer Lebensmittelvergiftung der Fall.

Dann hält das Unwohlsein aber meistens nur einen Tag an.

Auch in der Schwangerschaft oder in der Pubertät ist ständige Übelkeit normal.

Wenn man aber nicht schwanger ist und die Übelkeit länger andauert, dann sollte man auf jeden Fall einen Arzt konsultieren.

Immerhin können sich auch ernsthafte Erkrankungen wie Magengeschwüre oder Hepatitis hinter dem anhaltenden Unwohlsein verbergen.

Wir erläutern in diesem Beitrag, was genau man eigentlich unter ständiger Übelkeit versteht welche Ursachen dahinter stecken können und mit welchen Methoden ein Arzt das heraus findet.

Was genau versteht man eigentlich unter Übelkeit?


Übelkeit ist kein medizinischer, sondern ein umgangssprachlicher Begriff. Die meisten Menschen wollen damit ausdrücken, dass sie sich mehr oder weniger krank fühlen.

Das kann von einem leichten Gefühl des Unwohlseins, zum Beispiel bei dem Gedanken an Essen, bis zu hin zu einem starken Bedürfnis, sich zu übergeben, reichen.

Von „ständiger Übelkeit" spricht man in der Regel erst dann, wenn dieser Zustand länger als 24 Stunden anhält. Übelkeit tritt oft ohne Erbrechen auf, kann aber auch mit anderen Symptomen wie Erbrechen, Aufstoßen etc. einhergehen.

Warum werden wir überhaupt von Übelkeit geplagt?

Es gibt sowohl im Gehirn als auch im Darm Regionen, die das Wohlbefinden steuern. Bei Gefahr lösen sie Alarm aus. Das ist eine natürliche Reaktion auf ganz bestimmte Signale wie

  • giftige Stoffe im Blut,
  • Hormone in der Schwangerschaft,
  • Reaktionen der Gleichgewichtsorgane,
  • Dinge, die in das Bewusstsein dringen (Erinnerungen, Gedanken und Gefühle),
  • ein Ansteigen des Adrenalin-Spiegels, zum Beispiel in einer Kampf- oder Fluchtsituation,
  • unangenehme Gerüche und
  • Schmerzen.

Übelkeit hat eine Schutzfunktion. Sie soll uns darauf aufmerksam machen, dass etwas nicht stimmt. Weil wir uns in einer gefährlichen Situation befinden, aus Versehen etwas Verdorbenes verschluckt haben, ein Organ entzündet ist oder ähnliches.

Mögliche Ursachen für ständige Übelkeit

Es gibt eine ganze Reihe von möglichen Ursachen für anhaltende Übelkeit. Viele von ihnen erkennt man an den begleitenden Symptomen, die sie verursachen.

Ständige Übelkeit nach dem Essen ist ein weit verbreitetes Phänomen und kann auf Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln oder deren Inhaltsstoffen hinweisen.

Häufig sind auch Infektionen, insbesondere Harnweg-, Nieren- oder Magen-Darm-Infektionen die Ursache für ständige Übelkeit, die dann meist von Erbrechen begleitet wird.

Natürlich können auch alle Krankheiten des Verdauungssystems wie Magengeschwüre oder Krebs für entsprechende Symptome sorgen.

Dabei treten oft ständige Übelkeit und Magenschmerzen gemeinsam auf.

Auch Lebererkrankungen wie Hepatitis oder Leberzirrhose verursacht anhaltende Übelkeit und Bauchschmerzen.

Sehr häufig sind auch psychische Erkrankungen wie die Bulimia nervosa und psychologische Probleme wie Stress oder Angst für die ständige Übelkeit mitverantwortlich, ähnlich wie beim Reizdarmsyndrom.

Die Wirkung toxischer Substanzen, zum Beispiel infolge einer Nahrungsmittelvergiftung, klingt meist schnell wieder ab, wenn der Stoff nicht weiterhin konsumiert wird.

Als Auslöser kommen auch Medikamente, Chemikalien, Alkohol und vieles mehr in Frage.

Die ständige Übelkeit tritt dann gern zusammen mit einem Schwindelgefühl auf.

Schwindel, anhaltende Übelkeit und Erbrechen können auch typisch für neurologische Beschwerden sein wie zum Beispiel Kopfschmerzen und ganz besonders Migräne.

Schließlich gibt es noch eine ganze Reihe von Stoffwechselstörungen wie zum Beispiel Diabetes, die ständige (leichte oder schwere) Übelkeit mit oder ohne Erbrechen und Müdigkeit mit sich bringen.

Wann sollte ich bei ständiger Übelkeit zum Arzt gehen?


Ein Besuch beim Arzt ist auf jeden Fall dann erforderlich, wenn

  • die Übelkeit ohne Erbrechen länger als 48 Stunden andauert,
  • sie mit einem ausgeprägten Schwächegefühl einher geht,
  • anhaltende Appetitlosigkeit besteht und ggf. sogar mit Gewichtsverlust einhergeht,
  • der Erkrankte sich wiederholt erbrechen muss,
  • Blut im Stuhl oder im Erbrochenen sichtbar wird,
  • Schluckbeschwerden, starke Kopf- oder Bauchschmerzen, Fieber und Hautausschläge auftreten,
  • das Urinieren nicht mehr möglich ist.

Bei Patienten, die aufgrund von Vorerkrankungen geschwächt sind, bei Kindern und älteren Menschen sollte man gar nicht erst so lange warten, sondern schon nach 24 Stunden den Arzt holen.

Ständige Übelkeit - Diagnose

Der Arzt wird zunächst eine gründliche Anamnese durchführen. Er nachhaken, ob Sie neben der ständigen Übelkeit auch andere Symptome haben, die eventuell auf eine gravierende Erkrankung hindeuten.

Standardfragen sind zum Beispiel:

Anamnese ständige Übelkeit - Checkliste

  • Besteht eine Schwangerschaft?
  • Wie viel Alkohol konsumieren Sie?
  • Gab es einen Auslöser und falls ja, welchen?
  • Haben Sie Medikamente (verschreibungspflichtige, aber auch rezeptfreie oder pflanzliche) eingenommen?
  • Waren Sie im Ausland?
  • Wie lange hat es gedauert, bis die Übelkeit aufgetreten ist?
  • Erbrechen Sie und wenn ja, wie oft?
  • Befindet sich Blut oder Galle im Erbrochenen?
  • Haben Sie Durchfall und falls ja, wie oft?
  • Haben Sie andere Symptome wie Kopfschmerzen, Fieber oder Bauchschmerzen?

Je nachdem, welche Beschwerden vorliegen und welche Ursache der Arzt vermutet, kann er folgende Untersuchungen durchführen:

  • Messen der Temperatur,
  • Abtasten des Bauchraums,
  • Stuhltest, Bluttest und/oder Urinprobe, um nach Infektionen zu suchen, eine bestehende Schwangerschaft festzustellen etc.,
  • Bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall, Endoskopie oder Computertomographie (CT) / Magnetresonanztomographie (MRT).

Da die ständige Übelkeit oft auch ein Hinweis auf eine Schilddrüsenunterfunktion ist, wird der Arzt unter Umständen auch diese Möglichkeit abklären.

Geht die Übelkeit mit Erbrechen oder Durchfall einher, wird er zudem mögliche Anzeichen von Flüssigkeitsmangel im Körper (Dehydration) untersuchen, um herauszufinden, ob der Elektrolyt-Haushalt im Blut gestört ist.

Ständige Übelkeit - Behandlung und Selbsthilfe

Der Arzt orientiert sich bei der Behandlung an den Ursachen.

Gegebenenfalls verordnet er bei ständiger Übelkeit rezeptpflichtige Medikamente zur Linderung der Beschwerden.

Natürlich gibt es auch eine ganze Reihe rezeptfreie oder pflanzliche Arzneien, die verwendet werden können, um die Übelkeit zu bekämpfen.

Hier sollte man aber immer zuerst den Arzt fragen, bevor man sie anwendet.

Manchmal können die Ursachen nicht sofort oder nicht vollständig beseitigt werden. Dann ist Selbsthilfe gefragt.

Zu den Gesundheitstipps, die bei ständiger Übelkeit ganz unabhängig von der Ursache empfehlenswert sind, gehören zum Beispiel:

  • Nur kleine Mengen klarer Flüssigkeit (Wasser, Brühe, Kräutertees, isotonische Sportgetränke) trinken; bei Erbrechen etwa 15 Minuten warten.
  • Nur leichte Speisen wie Zwieback oder Salzstangen einnehmen.
  • Keine üppigen oder stark gewürzten Mahlzeiten.
  • Körperlichen Aktivitäten unmittelbar nach dem Essen meiden.