Stammtisch

Ein bisschen zögerte ich, bevor ich den obigen Titel notierte. “Stammtisch” könnte auch bedeuten, immer einmal in der Woche irgendwo an einem bestimmten Ort, das gleiche Bier. Oder etwas in der Art.

Doch der gestrige Stammtisch war mehr des Inhalts als der Frequenz. Eine Macho-Männer-Runde – diesmal in Potsdam – und Sonderfall: Wir waren zu dritt.

Unseren dritten Mann traf ich tags zuvor zufällig vor einem Markt, als wir uns in Familie anschickten, Lebensmittel zu kaufen. Lenchen ging eiligen Schrittes vorweg, verfolgt von dreisten Männerblicken. Ich mit etwas Abstand hinterher, fremde Blicke bemerkend und dabei – ich Depp aber auch! – überlegend, ob an ihr etwas nicht in Ordnung sei. Laufmasche an Jeans oder so …

Doch plötzlich erkannte ich den Delinquenten – wir hatten seinerzeit gemeinsam studiert. Dann fiel mir sogar dessen Name ein, den ich ausrief. Woraufhin er mich fragte, ob ich es bin. Er sei es nämlich auch.

Und…

“Hast du eben och die Olle gesehen, die hier einmarschiert ist? WAS FÜR EIN RASSEWEIB! Hintern, Figur… – Wahnsinn! Sie ist bestimmt eine Russin. So sehn nur Russinnen aus…”

Das Thema konnte ich abhaken.

“Die Olle ist Ukrainerin. Und –

<pause>~~~</pause>

– sie ist meine Frau.”

Ich dachte, der Kumpel wird nicht wieder.

“Nee  – na? Duhu?” -

- sowie weitere Geräusche.

Dann überlegte er etwas und schließlich konnte sein Hirn den offensichtlichen Wiederspruch lösen.

“Stimmt ja. Du konntest ja auch damals schon immer gut Russisch.”

Logisch.

Wer Russisch kann, dem ist alles zuzutrauen. Auch eine schöne Frau.

Jedenfalls – es war trotzdem schön, dass wir uns trafen, meine Vergangenheit und ich – lud ich ihn zu unserer Sonntagsrunde ein. Zu der, die aller zwei bis drei Monate stattfindet. Immer unter Bier, immer wie Unterschicht.

* * *

Neid macht angeberisch. So hörte ich mich reden – …

“… auch das Saufen der Männer macht einer Ukrainerin nichts aus. Mehr noch: Nach einem männlichen Suffabend rennt sie morgens an die Tanke und holt extra Bier zum behutsamen Nüchternwerden, damit der Mann, wenn er später wach wird, nicht solchen Brummschädel hat …”

… – und dachte dabei: “Das bin nicht ich, der hier spricht. Das ist irgendwer anderes.”

Nach 28,00 Euro Bierrechnung schlich ich mich nach Hause, verzog mich hier angekommen, von ihr unbemerkt (sicherheitshalber ohne Diskussion), still ins Arbeitszimmer und schlug hier Nachtlager auf. Präventiv. Sie hätte mich nach solchem Abend ohnehin aus dem Ehebett getrieben. Und hätte sie mich abends noch erwischt, hätte sie wohl auch gemeckert. Aller meiner wunderschönen Worte zum Trotz.


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