In einigen Kommentaren hatte ich mich schon zum neuen, bald erscheinenden Sim City geäußert. Und zwar als irgendwas zwischen enttäuscht und besorgt, weil ich mich an tolle Sim Cities (Sim City, Sim City CD, Sim City 2000, Sim City 3000 + Deutschland, Sim City 4) erinnere und damit hunderte von schönen Spielstunden verbinde. Maxis und der Erfinder Will Wright haben die Städtesimulation immer weiter entwickelt bis mit Sim City 4 der bisherige neue Standard gesetzt wurde.
Nun hatte ich die Möglichkeit an der zweiten Closed Beta des neuen Spiels teilzunehmen und nachdem ich mir schon diverse Gameplay-Videos angesehen hatte, war das nun die Möglichkeit, mich selbst von den Möglichkeiten zu überzeugen. Wie auch in der ersten Beta konnte man neben dem Tutorial eine ganze Stunden eine eigene Stadt aufbauen, die Möglichkeiten waren aber arg begrenzt, viele Straßen, Gebäude und Funktionen waren noch nicht verfügbar. Ziel der Beta war es, die Last der Server zu testen, tatsächlich hab es offenbar auf dieser Seite auch diverse Probleme, die mich längere Zeit vom Spielen abhielten, trotzdem kam ich gegen 0:00 Uhr doch noch dazu. Ins Deutsche hatte man das Spiel übrigens schon übersetzt, was ich ganz nett fand.
Zunächst mal Technik
Über Präsentation und die Leistung unter der Haube hatte ich mir wenig Sorgen gemacht und wurde auch nicht enttäuscht. Die Grafik ist hübsch anzusehen, Sound und Musik passt. Alles lief flüssig, was insbesondere auf meiner nicht mehr ganz frischen Maschine, die nah an den minimalen Anforderungen arbeitet, nicht unbedingt zu erwarten war. Die Glassbox Engine ist offenbar gelungen, die Qualität von Cities XL wird erreicht, aber die Technik scheint im Gegensatz dazu auch ausgereift.
Stark gebunden ist das Spiel offenbar ans Internet, nicht nur, dass EAs Origin natürlich Pflicht ist und ein eigener Client das Spiel aktuell hält (kann aber auch nur für die Beta gewesen sein), es wird auch eine Verbindung während des Spiels benötigt, always online ist das Stichwort. Dafür wird es sicher Alibifunktionen geben (man kennt die Netz-Integration ja schon von den Sims), grundsätzlich leuchtet die Notwendigkeit natürlich nicht ein. Städtesimulation ist eine Sache für Einzelspieler, einen Multiplayer braucht man imho nicht und ich stelle es mir praktisch auch schwierig umsetzbar vor. Sicher ist es keine praktische Einschränkung, aber es ist unschön, wenn man mangels Netz nicht spielen kann.
Gameplay
Für mich die Überraschung: Das Spiel macht Spaß! Ich hab’s gelesen und gesehen und hatte trotzdem Schwierigkeiten es zu glauben. Aber nach den ersten Straßen, die gleichzeitig Strom und Wasser in die entlegenen Ecken der Stadt transportieren und den ersten ausgewiesenen Wohn-, Gewerbe- und Industriegebieten stellt sich sofort die gemütliche Aufbaustimmung ein. Großen Kostendruck gibt es eigentlich nicht, nachdem man die Mechanik durchschaut und sich eingegroovt hat, langsam wächst die Stadt und man kann sich (nach der notwendigen Wasser- und Stromversorgung) um Schule, Polizei, Gesundheit und Feuerwehr kümmern. Das “Malen” der Straßen macht Spaß und das Prinzip, dass größere Straßen höhere Dichte ermöglichen, macht Sinn. Der Wuselfaktor, also die grafische Repräsentation der Entwicklung und des Lebens in der Stadt, gefällt mir sehr und motiviert zumindest über die besagten 60 Minuten, die man Zeit hatte. Ich hoffe mal, dass funktioniert auch nach mehreren Stunden, Tagen und Wochen noch.
Auch das Ausbauen der Sondergebäude (also Schulen, Polizei etc.) um damit die Reichweite und Auslastung zu erhöhen, gefällt und ist vielleicht auch bei größeren Städten netter als dauernd zu planieren und neu zu bauen, wie in SC4. Aber hier kommt schon ein Knackpunkt, denn noch ist unklar, wie groß denn eine einzelne Stadt sein können wird. Das Spiel setzt auf das Regionenprinzip, dass auch schon in SC4 existierte und eigentlich nett war. Auch scheint das Zusammenspiel verschiedener Städte besser und transparenter geworden zu sein, trotzdem möchte ich wieder der Jagd nach der Megametropole nachgehen und dafür braucht man vor allem eines: viel Platz. Unklar, ob das neue Sim City da abliefern kann.
Ansonsten bekommt man diverse Miniaufträge aus den verschiedenen Teilbereichen des Managements, kann also Geld (und andere Boni?) dafür bekommen, dass man bestimmte Nennzahlen, Erweiterungen oder Auslastungen erreicht. Ähnliches gab es auch schon im Vorgänger (besonders im Add-On), funktioniert hier aber um Längen besser und bringt auch wirklich was für die Entwicklung und lenkt nicht davon ab. Insgesamt macht die Spielmechanik einen ausgewogenen Eindruck, hoffentlich aber ist das nicht zu durchschaubar im fertigen Spiel, sonst geht die Herausforderung wohl flöten.
Sehr schön gelöst sind die Datenoverlays, mit denen man sich über die Stadt Informationen anschauen kann. Während bislang Diagramme und Tabellen der Standard waren, wird jetzt alles auf der stilisierten Stadtkarte eingeblendet. Sehr schön gemacht,
funktionierte im Test auch bestens. Insgesamt ist das Interface in Ordnung, aber nicht gerade sehr logisch aufgebaut. Teilweise öffnen sich Panel in anderen Bildschirmecken und weit weg vom Button, der sie erscheinen ließ. Sicherlich, noch ist es besser als das schier unüberbrückbare Knopfgewirr eines Die Sims, aber das muss ja nichts bedeuten.
Image via CrunchBase
DLC Deluxe
Die Preispolitik von EA für SC habe ich schon mehrmals kritisiert. Denn man kennt das von den Sims: Nach dem Hauptspiel besteht zumindest die Möglichkeit für diverse Add-Ons, die nochmal extra kosten und in den aktuellen Vorbestellerangeboten sieht man schon den nächsten Trend, nämlich eine Latte von Gebäudesets und anderen Objekten oder Features, die ebenfall
s käuflich erworben werden können. In Sims 3 sieht das mittlerweile so aus, dass man Tausende von Gegenständen mit Simpoints erwerben kann. So schätze ich, dass auch Sim City mit reichlich Material auf- oder nachgerüstet werden kann, im Free-To-Play-Modus wäre das akzeptabel. Aber wenn ein Spiel so deutlich zum AAA Preis angeboten wird, finde ich das schon bedenklich. Ich lasse mir ungern doppelt und dreifach in die Tasche langen. Zugegeben, es zwingt einen ja keiner. Wir werden sehen, wie bedeutsam diese Optionen werden.
Kaufen oder nicht kaufen…
… das ist hier die Frage. Und die fällt mir schwer zu beantworten. Natürlich kann man noch nicht wirklich auf das fertige Spiel schließen, aber das, was man sehen konnte, gefällt mir ziemlich gut. Gut genug um nochmal zehn Stunden zu investieren, um mich vollends überzeugen zu lassen. Aber nicht gut genug, dass damit ein Anschaffungspreis von 60, 70 oder 80 Euro gerechtfertigt ist. Das finde ich noch immer ziemlich frech, was nicht heißt, dass der Plan nicht aufgehen kann.
Sim City spielt sich anders als die Vorgänger, simulatorisch wichtige aber langweilige Aufgabe wie das Verlegen von Strom und Wasser fallen weg, insgesamt sind die Änderungen jedoch sehr stimmig. Hoffentlich wird das Spiel dadurch nicht unterkomplex. Das Modellbaufeeling ist für mich da, auch wenn es anders ist. Mit all den Verkehrsfunktionen und den Möglichkeiten, die Stadt zu spezialisieren kann das spannend werden.
Vorbestellen werde ich das Spiel aber wohl nicht, bis zur Veröffentlichung am 7. März ist es ja eh nicht lang hin. Dann werde ich mir Tests und Lets Plays anschauen und hoffe, dass man mich auch vom Langzeitspielspass überzeugen kann. Der Beta Blick hat mich aber um einiges optimistischer gestimmt, dass die Neuerungen funktionieren können und man auf einige liebgewonnene Elemente verzichten kann. Aber nicht auf alle.