“Die Stadt Köln hat es sich zum Ziel gesetzt, das sicherste und modernste Archiv Europas zu errichten. Diesen Anspruch haben wir an die Architekten gestellt, und ich bin zuversichtlich, dass wir dies jetzt auch erreichen werden. Sechs Monate nach dem Einsturz in der Kölner Südstadt im März 2009 hat der Kölner Rat bereits den Grundsatzbeschluss für den insgesamt rund 86 Millionen Euro kostenden Neubau gefasst, der Grundlage war für diesen Wettbewerb.”
Der Sieger steht nun fest…
“Gründlich, aber zügig, sollen die nächsten Schritte erfolgen, so dass das Historischen Archiv und die Kunst- und Museumsbibliothek im Jahr 2015 in ihrem neuen gemeinsamen Gebäude mit modernsten Möglichkeiten wieder für die Öffentlichkeit und Forschung zur Verfügung stehen”, so Oberbürgermeister Jürgen Roters bei der Vorstellung der Preisträgerentwürfe.
In der Mitte des Neubaus befindet sich als “Schatzhaus”, in der Höhe hervorgehoben, das große mehrgeschossige Magazin des Kölner Stadtarchivs. In der deutlich niedrigeren, umfassenden Bebauung sind Werkstätten und Verwaltungsräume sowohl des Archivs als auch der Kunst- und Museumsbibliothek untergebracht. Das lichtdurchflutete Foyer des Hauses öffnet sich großzügig zum Vorplatz an der Luxemburger Straße. Über eine einladende Treppenrampe sind von hier auf kürzestem Weg über eine mehrgeschossige Halle die Lesesäle des Historischen Archivs und der Kunst- und Museumsbibliothek im 1. Obergeschoss zu erreichen. Weitere für das Publikum interessante Räume, Ausstellungsflächen und ein Vortragssaal, liegen zwischen der Innenhalle und einem baumbestandenen Innenhof. Ein weiterer kleinerer Innenhof befindet sich westlich des Magazinkerns.
Die vorgeschlagene edle Baubronze als Fassadenmaterial unterstreicht die besonderen Werte, die sich im Gebäude befinden. Gegenüber der Wohnbebauung am Eifelwall wird ein wohl proportionierter Straßenraum geschaffen, der insbesondere davon profitiert, dass die Traufhöhe der gegenüberliegenden Bebauung nicht überschritten wird. Der zweite Preis ging an die Architekten Nieto Sobejano Arquite aus Berlin, der dritte Preis an Thomas Müller Ivan Reimann Architekten mbH aus Berlin, der vierte Preis an Staab Architekten GmbH aus Berlin, der fünfte Preis ging nach Köln an Van den Valentyn Architektur.
Die Preise sind wie folgt dotiert:
1. Preis 62.500 Euro
2. Preis 50.000 Euro
3. Preis 37.500 Euro
4. Preis 30.000 Euro
5. Preis 20.000 Euro
Die mit jeweils 10.000 Euro dotierten fünf Anerkennungen erhielten die Büros Gottfried Böhm, Köln, Stanton Williams, London, Paul Bretz Architekten GmbH, Luxemburg, Max Dudler, Berlin und gmp Generalplanungsgesellschaft, Aachen. Alle Wettbewerbsarbeiten (Modelle, Ansichten, Pläne, Erläuterungen) werden vom 21. Juni bis 5. Juli 2011 im Kölner Rathaus, Spanischer Bau, Lichthof, ausgestellt und sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Öffnungszeiten sind: montags und mittwochs, 8 bis 16 Uhr, dienstags und freitags, 8 bis 18 Uhr, donnerstags, 8 bis 20 Uhr sowie samstags, sonntags und feiertags, 11 bis 18 Uhr. Die Ausstellungseröffnung nahmen am Dienstag, 21. Juni 2011, der Beigeordnete für Planen und Bauen, Bernd Streitberger, und der Beigeordnete für Kunst und Kultur, Professor Georg Quander, vor.
Nach dem Einsturz des Historischen Archivs am 3. März 2009 ist die Verwaltung des Archivs nach einer temporären Zwischenstation im Stadthaus Deutz seit April 2010 vorübergehend am Heumarkt 14 in der Kölner Innenstadt untergebracht. Der Rat der Stadt Köln hat im September 2009 über den neuen, endgültigen Standort für das Historische Archiv und die bisher an fünf Standorten in Köln vorzufindende Kunst- und Museumsbibliothek entschieden: Der Neubau wird auf einem rund 9.000 Quadratmeter großen städtischen Grundstück am Eifelwall/Ecke Luxemburger Straße im Stadtteil Köln-Neustadt/Süd realisiert. Von den Wettbewerbsteilnehmerinnen und -teilnehmern wurden städtebaulich, architektonisch und funktional anspruchsvolle Entwürfe erwartet. Die Planung und die spätere Errichtung eines Gebäudes für diese beiden bedeutenden wissenschaftlichen Einrichtungen verlangt von allen Beteiligten eine intensive Auseinandersetzung mit den verschiedenen Aufgabenbereichen, Inhalten und Zielen der künftigen Nutzerinnen und Nutzer. Am Eifelwall soll das modernste und sicherste Kommunalarchiv Europas entstehen. Es will zum einen Bürgerinnen, Bürger, Verwaltung und Wissenschaft einladen, an der großen Kölner Geschichte und deren Schätzen teilzuhaben und zum anderen die internationale Kunstgeschichte, insbesondere des 20. und 21. Jahrhunderts, vermitteln.
Vorgesehen ist ein einladendes, offenes und gleichzeitig hochfunktionales Haus, das sowohl Fachwissenschaftlerinnen und Fachwissenschaftler als auch Studentinnen, Studenten sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger anspricht. Strengste konservatorische Erfordernisse sollen mit Energieeffizienz und möglichst geringen Betriebskosten vereint werden. Daher sollte die Planung auch unter dem Aspekt eines energieoptimierten Bauens im Sinne des so genannten Passivhausstandards erfolgen. Eine große Herausforderung für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Wettbewerbs war die Umsetzung des funktional äußerst vielschichtigen und anspruchsvollen Raumprogramms. Es weist einen Umfang von rund 30.400 Quadratmetern Bruttogeschossfläche zuzüglich einer Tiefgarage auf. Hiervon entfallen etwa 20.000 Quadratmeter auf das Historische Archiv und rund 10.400 Quadratmeter auf die Kunst- und Museumsbibliothek. Eine wichtige Forderung war zudem, dass die unterschiedlichen Nutzungen einerseits eigenständig betrieben werden können, und dass das Haus andererseits für das Publikum attraktive gemeinsame Foyer- und Veranstaltungsräume aufweist. So sind künftig der Lesesaal des Historischen Archivs und der Lese- und Arbeitsbereich der Kunst- und Museumsbibliothek vom gemeinsamen Foyer aus zugänglich.
An die Sicherheit der Magazinräume werden baulich und klimatisch höchste Anforderungen gestellt, um größtmöglichen Schutz vor schädlichen Umwelteinflüssen, Vandalismus, Diebstahl und Naturkatastrophen zu gewährleisten. Aus dem hohen Eigengewicht der Regalanlagen und Planschränke und dem beträchtlichen Gewicht der eingelagerten Bestände ergeben sich ebenso höchste Anforderungen an die Statik und Magazinflächen. Da falsche Klimabedingungen und Klimaschwankungen zu irreparablen Schädigungen des Archiv- und Bibliotheksguts führen, müssen Schwanken der Temperatur und Luftfeuchtigkeit soweit wie möglich reduziert werden. Auf die Restaurierungswerkstatt kommt in den nächsten Jahrzehnten über die normalen, erhaltenden und konservierenden Aufgaben auch die große Aufgabe der Wiederherstellung der vom Einsturz geschädigten Bestände zu. Daher wird die Restaurierungswerkstatt künftig neben den normalen Räumen wie Werkstatt und Labor auch über spezielle Nass- und Trocknungsräume und einen eigenen Bereich für die Gefriertrocknung verfügen. Der Neubau bildet den Auftakt zu der im Masterplan Innenstadt vorgeschlagen baulichen Erweiterung entlang des Inneren Grüngürtels. Derzeit steht auf dem städtischen Gelände ein veraltetes Gebäude, in dem das städtische Umweltlabor, ein Lebensmittellabor sowie eine Holzhandlung untergebracht sind. Ergänzend zum Neubau für Archiv und Kunst- und Museumsbibliothek soll am Eifelwall Wohnbebauung entstehen, die zusammen mit den städtischen Neubauten als städtebauliches Ensemble wirken soll.
Der Wettbewerb war als einphasiger, begrenzter Wettbewerb mit europaweiter Ankündigung und vorgeschaltetem Auswahlverfahren ausgelobt. Das Wettbewerbsverfahren war anonym, ihm lagen die Regeln der Auslobung von Wettbewerben (RAW 2004) zugrunde. Ausloberin des Realisierungswettbewerbs war die Gebäudewirtschaft der Stadt Köln. Der Wettbewerb wurde von dem Darmstädter Architekturbüro Freischlad + Holz durchgeführt und begleitet.
Soweit die Pressemitteilung der Stadt Köln.
Tja, es bleibt zu hoffen, dass der Bau schnell voran kommt und man bald in Köln wieder ein Archiv hat und man nicht wie bereits beschrieben endlos suchen muss, bis man bei der Forschung in Köln an der richtigen Stelle landet.
Ihre Andrea Bentschneider