Staatsschulden Griechenland (europäische Schuldenkrise): Financial Times Deutschland propagiert Besitzstandswahrung für Kreditbetrüger!

Der Artikel " 'Marshallplan' für Griechenland: Ökonomen plädieren für unbegrenzten Griechen-Scheck"  von Mathias Ohanian und Hubert Beyerle in der Financial Times Deutschland vom 03.11.2011 wird zwar als reine Information über die Meinungen einiger Ökonomen präsentiert (im Ganzen sind es nur 3 Wirtschaftswissenschaftler, die dort genannt sind: die Professoren Philippe Aghion, Hans-Joachim Voth und Alberto Alesina). Angesichts der sonstigen Tendenz der FTD für eine mehr oder weniger unbegrenzte Hilfe der deutschen Steuerzahler an unsere europäischen 'Brudervölker' spricht aber einiges dafür, dass er auch die Meinung vieler Journalisten in der FTD-Redaktion ausspricht (daher mein "propagiert" im Titel).
Einleitend fast die Redaktion den Artikelinhalt wie folgt zusammen:
"Als Gegenleistung für ihre Hilfe verlangen die Euro-Länder von Schuldensünder Hellas vor allem eines: sparen, sparen, sparen. Ganz falsch, meinen führende Ökonomen. Griechenland bräuchte dringend Milliarden für einen Aufbauplan."
Solche Milliardenzahlungen lehne ich schon deshalb ab,
  • weil sie von den anderen europäischen Steuerzahlern erbracht werden müssten (also großenteils von uns Deutschen),
  • weil sie zusätzlich zu den schon jetzt geleisteten Zahlungen fließen müssten,
  • weil zumindest (mit Sicherheit) Portugal, wahrscheinlich demnächst auch Zypern und möglicher Weise eines Tages Spanien und/oder sogar Italien mit gleichen Forderungen auf uns zukommen würden
  • und weil sie mit ihrem Hängematteneffekt jeglichen Reformeifer in diesen Ländern (der in Griechenland aber ohnehin nicht erkennbar ist) ersticken würden.
Lassen wir diese negative Voreinstellung aber mal beiseite und fragen wir uns, worum es geht, welchen Hintergrund und welche Legitimität solche Forderungen haben. Derartige Vorstellungen sind ja keineswegs auf einige Ökonomen beschränkt; auch bei uns kann man sie besonders auf der Linken immer wieder hören (hier von dem potenziellen SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück, dort vom SPD-Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel, die beide das Füllhorn unserer Steuergelder gleich über ganz Südeuropa ausschütten wollen, und die Partei "DIE LINKE" fordert, zumindest für Griechenland, das Gleiche, wobei der Artikel im Übrigen einen Dissens zwischen deutschen und griechischen Genossen zeigt: Die griechischen Kommunisten wollen anscheinend keine Volksabstimmung, sondern Neuwahlen).
Mit dem Begriff Marshallplan (engl.: Marshall plan, offiziell: European Recovery Program, Abkürzung ERP) verbindet sich die Vorstellung eines WIEDER-Aufbaus. Damals ging es ganz konkret auch um zerstörte Produktionsanlagen; heute geht es um die griechische Wirtschaft, die (so muss man annehmen) in der Vorstellung der Befürworter "wieder auf den alten Stand" gebracht werden soll.
Nur war der alte Stand bei den Marshallplan-Ländern ein ganz anderer als er es bei Griechenland ist.
Es gibt [von mir natürlich abgesehen ;-) ] einen einzigen Blog, der sine ira et studio wirklich vertrauenswürdige Analysen des griechischen Debakels bietet: "Greek Default Watch", betrieben von dem in Washington lebenden Griechen Nikos Tsafos (hier sein Profil bei Linkedin). Entsprechend den Blogpostings sind auch einige Beiträge der Leserkommentatoren von hoher Qualität und "to the point". So auch jener Anonymus, der die Vorstellung eines Marshallplans für Griechenland mit Hinweis auf die riesigen Unterschiede überzeugend verwirft (meine Hervorhebung):
"When Germany was faced with its own 'national catastrophe' in 1945, it partook of the biggest bail-out in history, the Marshall Plan. Backed up by this lifeline, it went on to resurrect itself in a way that has earned it universal admiration. Likewise Japan.
In my view, they were able to do this because certain underlying qualities were still there despite the appalling circumstances in 1945. Chief among these were: a capacity for self-organization; a highly skilled and well-qualified workforce; patience, discipline and determination. Do you see any of these virtues in the current Greek population?
My point is simply that it has nothing to do with 'filling a political vacuum'. The Greeks - through the choices they have made since 1981 - have corrupted themselves to the point where their human resource potential is precisely zero. Hence, there is no collective way out of this crisis for them.
"
Die Ausgangsvoraussetzungen sind also für Griechenland unvergleichlich viel schlechter, als sie es damals für die kriegszerstörten europäischen Länder waren: es fehlt einfach an wesentlichen organisatorischen, qualifikatorischen und mentalen Bedingungen, ohne die jedenfalls eine selbsttragende Wirtschaft nicht etabliert werden kann.
Anders als in den europäischen Ländern der Vorkriegszeit war der (relative) griechische Wohlstand nicht das Ergebnis eigener Arbeit. Es war, wie das Handelsblatt in dem Artikel "Referendumsplan: Papandreou erwischt die EU eiskalt" vom 01.11.2011 so trefflich formuliert hat, ein "Leih-Wohlstand".
(Zitat aus dem HB-Bericht: "Die „Troika“ der Geldgeber - EU, Europäische Zentralbank und Internationaler Währungsfonds - installiert ihre Kontrolleure dauerhaft in Athen. Das ist ebenso wenig populär wie die drastischen Einschränkungen des jahrelangen Leih-Wohlstands, die Papandreou seinen Landsleuten verordnete.")
Der griechische Staat hat das Wohlleben seiner Bürger ermöglicht, indem er im Ausland Kredite aufgenommen hat.
Und, auch das darf nicht vergessen werden: Die seinerzeitige griechische Regierung hat sich diese Kredite erschlichen, indem sie mit gefälschten Zahlen eine Kreditwürdigkeit vorgetäuscht hat.
Griechenland ist also ein Kreditbetrüger; wer auf irgend eine Weise sozusagen ein Anrecht, einen Anspruch der Griechen auf ihren früheren Lebensstandard behauptet, der fordert eine Besitzstandswahrung für Kreditbetrüger!
Ökonomisch ist die Lage in Griechenland jedenfalls in einer Grobanalyse ganz einfach, und auch das hat ein Leserkommentator (PapaBear; hier dessen eigener Blog, dort seine Prognose für die Eurozone) im Blog von Tsafos vorzüglich formuliert (und nebenbei auch eine Parallele zwischen Griechenland und den USA angedeutet) (meine Hervorhebung):
"It would be close to a miracle if the de-leveraging of the Greek economy could be done without experiencing negative growth rates.
When the government has grown the economy with borrowed money, of course there will be less consumption and investment as the government repays its debt.Unfortunately, the general public seems to be hoping for some kind of miracle? Unles
s Greece 1) defaults, 2) exits the Euro and starts inflating, the country is bound to experience negative growth while repaying its debt.
The next Greece is the US, who will eventually make the Greek difficulties seem like a walk in the park..
."
So einfach ist das also: Wenn die Regierung die geborgten Gelder zurückzahlt, sinkt zwangsläufig der Lebensstandard.
Aber nicht erst dann: Selbst wenn die Regierung nichts zurückzahlt, fehlt immer noch jener Kredit-Sprit, mit dem sie vorher das Wirtschafts'wunder' befeuert hatte.
Es sei denn, man kann das Geld den Steuerzahlern anderer Länder stehlen. Genau das ist es, was derzeit geschieht: Wir (u. a.:) deutschen Steuerzahler finanzieren (anstelle der privaten Kreditgeber) den Griechen nach wie vor ihr Haushaltsdefizit (und außerdem natürlich die Kredittilgung gegenüber den Finanzmärkten). Dieses Defizit mag in der Zusammensetzung heute anders sein als früher, aber noch immer verbrauchen die Griechen mehr als sie produzieren - und lassen sich die Differenz von uns schenken! (Dass die unsere "Kredite" jemals zurückzahlen, kann man getrost ausschließen!)
(Die "Diebe", die uns bestehlen, sind dabei allerdings weniger die Griechen als vielmehr unsere eigenen Politiker!)
Was aus der Distanz klar und einfach ist - wenn man nicht mehr auf Pump leben kann, kann sich nicht mehr so viel leisten - wird in der Nahsicht dann freilich doch etwas komplizierter.
Die einstigen Nutznießer des Kreditbooms sind ja nicht unbedingt identisch mit jenen Bürgern, die heute die Zeche zahlen sollen. Philip Agion hat durchaus Recht, wenn er (Zitat aus o. a. FTD-Bericht) für Griechenland konstatiert:
"Die Konsolidierung ist nicht ausbalanciert: Am stärksten betroffen ist die ärmere Bevölkerung, Reiche kommen hingegen relativ gut weg."
Aber
  1. ist die Frage der sozialen Gerechtigkeit in Griechenland schon vom Grundsatz her nicht mein Problem als deutscher Steuerzahler;
  2. ist die fehlende Ausgewogenheit auf innergriechische Probleme (unfähige und korrupte Finanzverwaltung, möglicher Weise aber auch eine Schonung der Wohlhabenden durch die Politik) zurückzuführen; keinesfalls ist sie von der Troika "verordnet,
  3. würde ich als deutscher Steuerbürger im Ergebnis die griechischen Reichen finanzieren, wenn ich diese Gerechtigkeitslücke mit europäischen Geldern stopfen wollte und
  4. stellt sich die Frage, warum Europa den weniger wohlhabenden Griechen helfen soll, wenn sie sich nicht selbst helfen und ihre Oligarchie nicht zum Teufel jagen.

"Ein unbegrenzter Scheck an die Griechen", wie ihn Prof. Hans-Joachim Voth fordert (und mich damit zum einem Reimwort auf seinen Familiennamen provoziert, das ich hier besser unausgesprochen lasse), ist nicht nur politisch unmöglich. Er überschreitet auch ökonomisch unsere Möglichkeiten, weil andere Länder (Portugal voran) mit ökonomisch gleichem (bzw., wenn man an die sehr viel ausgeprägtere portugiesische Reformbereitschaft denkt, moralisch sogar besserem) Recht dasselbe fordern würden und bekommen müssten.
Und er hilft der griechischen Wirtschaft nicht auf die Beine, sondern ermutigt sogar eine Fortsetzung des dortigen Schlendrians.
Griechenland ist mehr oder weniger ein Entwicklungsland, nicht nur in seinem ökonomischen Strukturen, sondern vielleicht mehr noch in seinen gesellschaftlichen. Wenn es sich nicht selbst helfen will, sollten wir es schnellstens fallen lassen, ehe wir unsere eigene Kreditwürdigkeit noch mehr beschädigen, als sich das jetzt schon abzeichnet.
Die Vorstellung, dass man ein solches Land mit einem Marshallplan von außen auf die Beine stellen müsste, oder auch nur könnte, ist absurd.
ceterum censeo
Der Wundbrand zerfrisst das alte Europa, weil es zu feige ist ein krankes Glied zu amputieren!
POPULISTISCHES MANIFEST(für die Rettung von ? Billionen Steuereuronen!):Ein Gespenst geht um in Deutschland - das Gespenst einer europäischen Transferunion und Haftungsunion.Im Herzland des alten Europa haben sich die Finanzinteressen mit sämtlichen Parteien des Bundestages zu einer unheiligen Hatz auf die Geldbörsen des Volkes verbündet: ·   Die Schwarzen Wendehälse (die unserem Bundesadler den Hals zum Pleitegeier wenden werden),·   Die Roten Schafsnasen (vertrauensvoll-gutgläubig, wie wir Proletarier halt sind), ·   Die Grünen Postmaterialisten (Entmaterialisierer unserer Steuergelder wie unserer Wirtschaftskraft),·   Die machtbesoffenen Blauen (gelb vor Feigheit und griechisch vor Klientelismus), und selbstverständlich auch·   Die Blutroten (welch letztere die Steuergroschen unserer Witwen, Waisen und Arbeiter gerne auflagenlos, also in noch größerer Menge, gen Süden senden möchten).Wo ist die Opposition im Volke, die nicht von unseren Regierenden wie von deren scheinoppositionellen Komplizen als Stammtischschwätzer verschrien worden wäre, wo die Oppositionspartei, welche sich der Verschleuderung der dem Volke abgepressten Tribute an die europäischen Verschwendungsbrüder wie an die unersättlichen Finanzmärkte widersetzt hätte?Zweierlei geht aus dieser Tatsache hervor:Das Volk wird von fast keinem einzigen Politiker als Macht anerkannt.Es ist hohe Zeit, dass wir, das Volk, unsere Anschauungsweise, den Zweck unserer Besteuerung und unsere Tendenzen gegen die fortgesetzte Ausplünderung durch das Finanzkapital bzw. durch die Bewohner anderer Länder und durch seine/deren politische Helfershelfer vor der ganzen Welt offen darlegen und dem Märchen von dem grenzenlosen Langmut der Deutschen den Zorn des Volkes selbst entgegenstellen.
Textstand vom 05.11.2011. Gesamtübersicht der Blog-Einträge (Blotts) auf meiner Webseite http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm. Soweit die Blotts Bilder enthalten, können diese durch Anklicken vergrößert werden.

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