Mit dem gestrigen Tag scheint die alles beherrschende Bundespräsidentenpolitik wieder in den Hintergrund zu treten, und die Traumkoalition widmet sich wieder ihrem eigentlichen Job: Der Verstaatlichung der Satire.
Mit gleich zwei sorgfältig vorbereiteten Pointen steigt Merkels Truppe aus Gurken und Wildsäuen wieder voll ein; für die erste hat man sogar einen kompletten "Familienbericht" geschrieben. Der Inhalt hat es in sich:
Zur Entlastung der Unternehmen wird im Achten Familienbericht eine Verkürzung der Elternzeit gefordert (...)
Die Wissenschaftler fordern darin zudem eine Überprüfung des Ehegattensplittings, da die Regelung dazu beitrage, dass viele Frauen keine Erwerbstätigkeit anstrebten.
Ja, Sie haben recht, das ist überhaupt nicht lustig. Aber der Titel des Familienberichts ist fantastisch:
"Zeit für Familie"
Ich denke, da ist definitiv ein Kleinkunstpreis fällig. Ansonsten kann man den ja für die Gemeinschaftsleistung der Regierungsfraktionen am gestrigen Tag vergeben, die in folgende Kombination von Schlagzeile...
Fehlende Kanzlermehrheit bei Abstimmung
"Merkel hat ihre Regierung nicht mehr im Griff"tagesschau.de
... und Artikel mündet...
Union wertet Abstimmung als Erfolg
So wertete der parlamentarische Geschäftsführer der Union, Peter Altmaier, das Abstimmungsergebnis als Erfolg. Die Koalition habe keine Delle erlitten, sondern eine deutliche eigene Mehrheit erzielt. "Wir haben mit großer Geschlossenheit die Politik der Bundeskanzlerin unterstützt."
Eine lobende Erwähnung sollte dabei natürlich vor allem unser Innenminister erhalten, dem wohl die Auszeichnung in der Sparte "Spagat des Tages" gebührt.
Und ja, ich könnte jetzt auch noch was über dieses "Rettungspaket" schreiben - also darüber, wie es sich zusammensetzt, wer davon profitiert, und warum dieser Titel der eigentliche Lachschlager des Tages war, aber dann müsste ich mich ja fragen, warum meine liebe SPD da mitmacht. Also, warum wir vor allem unseren Bundessteinbrück ausgiebig erklären lassen, warum das alles falsch und zu spät und zu viel und zu wenig ist - und dann stimmen wir ziemlich geschlossen zu. Das Problem ist nur: Ich habe keine Ahnung. Vielleicht fällt es mir im Laufe des Tages ein.
Danach dann Wetter.
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