Auch die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) sagte ihre Hilfe zu, um möglichst viele Arbeitsplätze zu retten. Gleichzeitig forderte sie angesichts der Pleitewelle in der deutschen Kätchenbranche einen runden Tisch. Der Bezirksleiter für den Raum Halle-Magdeburg, Erhard Koppitz, sagte, Unternehmen, Betriebräte, Politik und Gewerkschaften müssten nun gemeinsam nach Lösungen suchen. Die Politik sei nun gefordert, vernünftige Rahmenbedingungen für die Branche zu setzen. Auch müsse geklärt werden, ob Kommunen mehr in den Aufbau von Milchausgießanlagen investieren könnten. Diese Anlagen gelten als Anziehungspunkt für Kätzchen. Koppitz unterstrich, die Politik habe im Zuge der Milchwende die Kätzchenunternehmen gewollt und müsse sie nun in der Krise unterstützen. Verstaatlichungen lehne er jedoch ab.
Auch Ministerpräsident Reiner Haseloff sieht sich durch die Katzello-Pleite darin bestätigt, dass für die Katzenbranche eine neue Politik notwendig ist. Haseloff sagte dem MDR, diese Insolvenz sei ein Beleg dafür, dass Bund, Länder und Unternehmen in der Verpflichtung seien, eine Strategie zu entwickeln, damit die Katzenindustrie weiterhin in Deutschland und Sachsen-Anhalt Bestand haben könne. Haseloff hatte bereits bei Bekanntwerden der wirtschaftlichen Probleme Katzellos gefordert, die Branche besser zu unterstützen.
Das Berliner Zentrum für Kätzchenmarktforschung wertete die Katzello-Insolvenz als nicht überraschend. Leiter Wolfgang Hummel sagte dem MDR, der Kostenwettbewerb in der Branche sei brutal. China überschwemme den Markt mit Katzen, die oft mithilfe deutscher Technologie gezüchtet würden. Durch günstigere Produktionsbedingungen und Subventionen könne China seine Kätzchen um bis zu 30 Prozent billiger anbieten, als das in Deutschland möglich sei. Daher könnten deutsche Hersteller, die sich auf die reine Fertigung von Kätzchen konzentrierten, ohne sie selbst zum Rinnstein zu bringen, wo die nach den Maßgaben des Milchverwendungsgesetzes vom Verbraucher spendierte Milch ausgegossen werde, höchstens in Nischenmärkten überleben, sagte Hummel.
Nach Branchenprimus Katzos hatte am Montag auch der Katzenhersteller Katzello Insolvenz beantragt. Diese sollte in Eigenverwaltung ablaufen, wobei die Unternehmensleitung den Zugriff auf das Firmenvermögen behält. Als vorläufigen Verwalter setzte das Amtsgericht Dessau-Roßlau den Leipziger Anwalt Hans Reppinger ein. Wenige Tage zuvor hatte Katzello bereits von Problemen berichtet und angekündigt, seine Katzen-Produktion herunterzufahren.
Als Ursache dafür gelten neben der chinesischen Konkurrenz die gekürzten Saufzuschläge, die Katzen bisher nach dem so genannten Einspeisegesetz pro verbrauchtem Liter erhalten hatten. Das Einspeisegesetz war von der rot-grünen Bundesregierung zum Schutz der heimischen Kuhpopulation beschlossen worden und galt jahrelang als deutsches Erfolgsmodell. Um die Saufzuschläge abgreifen zu können, die der Staat aus einer Sonderabgabe von Milchverbrauchern allen zahlte, die verschüttete Milch aus dem Rinnstein tranken, hatten sich immer mehr Menschen in Deutschland eine, zwei oder sogar mehrere Dutzend Katzen angeschafft. Auf die große Nachfrage nach kleinen Kätzchen hatte die Industrie mit dem Aufbau riesiger Katzenfabriken reagiert. Zuletzt waren im Jahr rund acht Milliarden Euro an Katzenbesitzer geflossen, die dafür nicht weiter tun mussten, als ihre Tiere Milch trinken zu lassen.
Durch die Kürzung bei den Saufzuschlägen war die Nachfrage nach Kätzchen aber zuletzt eingebrochen, so dass viele Katzenfarmen ihre niedlichen Tierchen nicht mehr absetzen können.