Sie hat’s drauf. Die zackige CIA-Chefin (Allison Janney) von Titelheldin Susan Cooper muss das schließlich zugeben. Melissa McCarthy ist witzig. Sogar wenn sie als vom Sekretärinnen-Sessel beförderte CIA-Agentin beim ersten Undercover-Einsatz einem Schurken unabsichtlich einen Splatter-Film-Tod verpasst und dann sozusagen als Sahnehäubchen seine Leiche besudelt, macht sie das irgendwie sympathisch.
Wenn ein Typ in einer anderen Actionkomödie das gleiche täte, wäre es wahrscheinlich nur dämlich. Das wissen besonders die, die den jüngst angelaufenen Spionage-Klamauk Kingsman: The Secret Service gesehen haben, wo Samuel L. Jackson ganz ähnliches passiert. McCarthys Stärke ist, was vielen anderen Schauspiel-Spezialisten für krude physische Gags selten gelingt: sie lässt ihren Charakteren einen Rest Würde und macht weder die Figur noch sich selbst zum wandelnden Witz. Angesichts der Tatsache, dass die meisten Kinoauftritte, in denen man sie seit ihrem Durchbruch in Paul Feigs Brautalarm vor vier Jahren sieht, gerade darauf ausgelegt sind.
Über lange, bisweilen langatmige Strecken gilt das auch für Spy – Susan Cooper Undercover. In der dritten Zusammenarbeit mit McCarthy lässt Feig kaum eine Gelegenheit aus, um Susans Erscheinung, Auftreten und heimlichen Liebesgefühle für den schnöseligen Super-Agenten Bradley Fine (Jude Law) zur Pointe zu machen. Auf der anderen Seite besitzt der Regisseur und Drehbuchautor unleugbar ein Gespür für die Bedeutung weiblicher Kameradschaft und Selbstbehauptung und präsentiert dazu gleich eine Reihe tougher Frauenfiguren.
Neben Susan und ihrer Chefin ist da zudem die von Rose Byrne (ebenfalls aus Brautalarm bekannt) verkörperte Gegenspielerin Rayna. Deren Gangster-Vater wurde von Fine aus Tollpatschigkeit erschossen. Nun ist es an der teuer-trashig gestylten Rayna, den geplanten Atomwaffen-Deal mit dem durchtriebenen DeLuca (Bobby Cannavale) abzuwickeln. Nachdem Fine ausgeschaltet wurde, kann nur eine sie stoppen: Susan, die von ihrem selbstverliebten Schwarm karrieretechnisch ins Abseits manövriert wurde. Ahnungslos bugsiert Fine somit zwei auf Nebenschauplätze verbannte Frauen in die erste Reihe. Dorthin drängeln allerdings Rüpel-Agent Rick Ford (Jason Statham), ein britischer Kollege mit Hang zu Masochismus und ellenlangen Geschichten darüber, und ein Latin-Lover-Verschnitt (Peter Serafinowicz) mit hyperaktiver Libido.
Die atomare Kofferbombe ist natürlich bloß ein McGuffin, der vor allem enttäuscht, weil Feig nie auf Robert Aldrichs Kiss me deadly anspielt. Es gibt zweifellos kultigere Filme als den von DeLuca zitierten Phantom. Der zeitweilige Handlungsschauplatz Rom ist eindeutig Budapest und als die Handlung dann offiziell nach Budapest führt, verpasst Feig wiederum die Chance, das Manko ironisch abzufedern. Manche Spezialeffekte sind miserabel und der Einsatz von Stunt-Doubles peinlich offensichtlich.
Stört das alles die Story? Nein, denn die ist sowieso irrelevant. Susans Leinwand-Einsatz unter den denkbar unattraktivsten Aliassen mixt Stand-up-Routinen – die besten mit Statham und Miranda Hart als Susans CIA-Freundin Nancy – und rabiaten Humor. Letzten und McCarthy zu mögen hilft beim Amüsieren, aber unbedingt erforderlich ist es nicht.
Regie und Drehbuch: Paul Feig
Darsteller: Melissa McCarthy, Jude Law, Jason Statham, Rose Byrne, Miranda Hart
Filmlänge: 120 Minuten, Kinostart: 04.06.2015, www.foxfilm.at/spy-susan-cooper-undercover/