Nebel zieht vorbei am Salto del Tequendama und dem gegenüberliegenden Hotel del Salto, © Pedro Felipe, Wikimedia Commons
Der Nebel vermischt sich mit der Gischt des hinabstürzenden Wassers, verschleiert die grün bewachsenen Klippen. Ein fortwährendes Rauschen legt sich über das Tal, eingekesselt von Felsen - und dem Gemäuer eines Hotels. Eine Kulisse, die den Spuk förmlich anziehen muss – und hier, am Hotel del Salto gegenüber des Salto del Tequendama wurde nicht nur einmal von Geistergeschichten berichtet.
Das Hotel del Salto war in seiner Gründerzeit im Jahr 1928 ein imposanter Ort, nicht weit von Kolumbiens Hauptstadt Bogotá entfernt. Allein das rötliche Mauerwerk mit seinen dezenten, aber dennoch eindrucksvollen Verzierungen verspricht einen unvergesslichen Aufenthalt – oder versprach es zumindest. Die Glasfronten sind umrahmt von dekorativen Bögen und die Balkone von massiven Steingeländern, sowie Stelen. Den Haupteingang zieren vier kraftvolle Säulen, über denen ein Wappen Exklusivität versprüht.
Auf der anderen Seiten bietet ein starkes Gemäuer unterhalb des Hotels einen festen Stand am Hang. Der Ausblick auf den gegenüberliegenden Salto del Tequendama sorgt für den letzten Schliff. Eine Kombination, die bei betuchten Gästen gern gesehen war, doch seit den Neunziger Jahren steht das Gebäude leer, ist sich selbst überlassen.
Bäume wachsen aus dem Gemäuer und Moos auf dem Dach des Hotel del Salto, © ArturoAparicio, Wikimedia Commons
Die Natur hat sich zurückgenommen, was ihr der Mensch nahm. Bäume wachsen überall da, wo es ihnen passt und das Dach ist mittlerweile genauso grün, wie seine Umgebung. Die Fenster klappern im Wind und sind die Scheiben nicht zerschlagen, überzieht sie eine dünne Schicht aus Staub. Moos setzt sich an jeder Ecke und Kante fest, sogar auch an den runden Formen der Säulen.
Währenddessen stürzt sich der Wasserfall Tequendama weiterhin aus 145 Metern über eine Geländekante in die Tiefe. Eingebettet zwischen Klippen und wucherndem Grün ist er noch genauso unverändert schön wie noch vor fast einem Jahrhundert. Mündend in den Río Bogotá bahnt sich das Wasser weiter seinen Weg durch das Tal, zieht am Spuk vorbei und nimmt ihn vielleicht auf seiner Reise mit. Der Nebel sorgt fast das ganze Jahr über für eine schlechte Sicht und hüllt die Erzählungen über merkwürdige Lichter hinter den Fenstern oder gar Stimmen, die aus dem Hotel dringen, in einen düsteren Schleier.
Heute sind Fassade und Räume renoviert und das einstige Hotel ist nun ein Museum, © Harrysaurio, Wikimedia Commons
Doch 2012 änderte sich etwas. Das Institute of Natural Sciences of the National University of Colombia renovierte das Hotel und wandelte es in ein Museum um. Mittlerweile erstrahlt es in einem reinen Weiß, so, als wäre hier nie etwas Schlimmes geschehen. Keine kaputten Fenster, kein mit Moos bewachsenes Dach. Bei strahlendem Sonnenschein wirkt alles friedvoll und harmlos. Kein Gedanke an die Spuk-Geschichten aus der Vergangenheit. Nur wenn der Nebel zurückkehrt, sind selbst die sanierten Räume mit einer unbehaglichen Stimmung durchzogen, die einnm bei jedem Schatten zaudern und das Herz ein wenig schneller schlagen lassen.
Wer einen Ausflug zum Geisterhaus unternehmen möchte, kann dies während seines Aufenthalts in Bogotá auf unseren Reisen Hundert Jahre Einsamkeit – Ein Land erwacht!, Kolumbien – Transcolombia, Kolumbien – Exklusive Fotoreise – Kontraste im Fokus und Kolumbien – Tierra Magnifica.
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