Von da war der Plan weiter Richtung Berge zu fahren. Wir hatten uns in den Tagen zuvor jedoch schon schlau gemacht ob eine Überquerung des Southern Cross Island Highway überhaupt möglich ist da letztes Jahr im Sommer ein heftiger Taifun über Taiwan gewütet hat. Und sämtliche Quellen an die wir uns gewendet hatten berichteten uns das es nicht möglich sei den Southern Cross Island Highway zu befahren. Wir erfuhren immer wieder auch von Passanten denen wir auf der Straße Richtung Berge begegnenten, 沒有路, mei you lu, was soviel bedeutet wie "keine Straße". Somit war unsere Hoffnung wirklich auf diesem Weg die Ostküste zu erreichen nicht sehr groß. Nichts desto trotz fuhren wir immer weiter Richtung Osten wobei sich der Zustand der Straßen nicht umbedingt verbesserte. Überall am Rande der Straße sah man die Zerstörung des Taifuns. große Brücken waren einfach weggespült und standen scheinbar wie Zeugen einer unbeschreiblichen Naturgewalt mitten im Flussbett. Straßen waren wie weggespült, von großen Touristenzentren blieb oft nur mehr das Eingangstor erhalten und man konnte nur erahnen was sich hier abgespielt hat.
Wir fuhren also immer weiter, natürlich immer im Hinterkopf behaltend dass die Straße möglicherweise bald aus sei. Das Wetter war nicht bewölkt nicht regnerisch und von der Temperatur relativ kühl. Die Straßen wurden nicht umbedingt besser und es war richtig abenteuerlich. Da die Straße offiziell ja gesperrt ist waren die einzigen Reisenden auf der Straße wir mit unseren Scootern. Es stand uns somit eine über 100 km lange Reise über Bergpässe bevor wobei wir niemanden begegnen würden. Auch bei einem Notfall würde uns niemand helfen können da es in dort beinahe 3000m Höhe nichts gibt keinen mobil Telefon empfang noch sonstige Hilfsmittel.
Wir erreichten nach einiger Fahrtzeit einer der letzten Siedlungen. An deren Ende wir eine Art Pension entdeckten wo man uns anbot zu Übernachten da ein weiterfahren ja nicht mehr möglich sei. Eine Art Absperrung verhinderte an dieser Stelle die weiterfahrt jedoch war sie nicht breit genug für unsere Scooter. Kurz um wir sind einfach weitergefahren weil wir uns dachten wir wollen das wirkliche Ende der Straße entdecken. Jedoch schon nach kurzer Zeit kam uns ein schwere Geländewagen der Polizei entgegen die an unserer Seite anhielten und uns mit forschem Ton mitteilten wieder eimal 沒有路,mei you lu und uns deutlich zu verstehen gaben wir sollen umdrehen. Wir ließen uns davon jedoch nicht abschrecken taten so als hätten wir nicht verstanden und blieben einfach stehen und spielten die dummen Touristen die ein paar Fotos der Landschaft machen ;) . Die Polizei fuhr schließlich genervt weiter und überließ uns unserem Schicksal in den Bergen...
Wir setzten unsere Reise fort und wir fuhren immer höher. Es wurde langsam aber sicher immer kälter. Ich begann ein paar Socken als Handschuhe umfunktionieren. Wir kamen langsam in die Höhe wo wir durch die Wolken fuhren und die ganze Szenarie war sehr gespenstisch.
Nach kurzer Pause im Himmel setzten wir unsere Reise fort. Die Wolken wurden immer dichter und die Temperatur näherte sich in dieser Höhe gefährlich dem Nullpunkt an. Unerwartet hörten wir in unmittelbarer Nähe vor uns auf einmal Lärm von schweren Baumaschinen und ähnlichem Gerät. Wir erreichten auf dieser Höhe einen Trupp von Bauarbeitern, der damit beschäft war die Straße zu reparieren. Als wir dort ankamen waren diese erstaunt hier jemanden zu finden da die Straße doch gesperrt sei. Passieren konnten wir nicht da uns ein riesiger Bagger auf dieser Höhe entgegen kam und links und rechts kein Centimeter Platz blieb um vorbeizufahren.
Wir ahnten schon Böses. War dies hier wirklich das Ende der Straße? Sollte eine Weiterfahrt nicht möglich sein? Doch plötzlich kam uns wie es schien der Vorarbeiter engegen und fragte uns was wir hier wollten. In gebrochenem Chinesisch erwiderten wir "我們要去台東市" , was soviel bedeutet wie wir wollen nach Taitung einer Stadt an der Ostküste. Er schaute mich fragend an und fragte wieviele Personen wir seinen worauf ich antwortete "五個人", 5 Personen. Gedankenverloren starrte er kurz an uns vorbei und gab uns nach Kurzem zu verstehen wir sollten warten. Wir waren richtig erstaut. Sollten wir auch diese Hürde genommen haben? Uns war irgendwie klar sollten uns diese Arbeiter wirklich passieren lassen so hätten wir es geschafft trotz all der Informationen über eine nicht passierbare Straße über die Berge. Zumindest hatten wir kurz Zeit einige Bilder zu machen.
Nach kurzem Warten winkte man uns wir sollen durchfahren. Wir zögerten nicht lange und fuhren weiter. Jedoch die Baustelle und die provisorische Straße war sehr aufgeweicht. Mit Vollgas und stehend versuchten wir den Morast zu durchqueren. Mir gelang es nur mit Mühe und mein Schuhe wurden natürlich in Mitleidenschaft gezogen. Jedoch so manch anderer von uns versank mit seinem Scooter beinahe im Morast und musste von einem sehr hilfreichem Arbeiter geholfen werden. Schließlich hatten wir es alle über dieses letzte Hinderniss geschafft und wir waren alle sehr aufgeregt und glücklich.
Langsam aber sicher fuhren wir weiter. Wir näherten uns den höchsten Punkt unserer Reise langsam aber stätig. Da wir immer mehr an Höhe gewannen näherten wir uns auch endlich der Marke über den Wolken.
Ab ein gewissen Höhe wurde die Aussicht atemberaubend. Wir hatten noch dazu das Glück bei Sonnenuntergang durch die Wolkendecke zu stoßen und weit und breit kein Mensch außer uns. Taiwan at its best! Beautiful! Ohne Worte! 臺灣漂亮! Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein......
In Serpentinen schlängelte sich die Straße bzw. an manchen Stellen die Reste der Straße den Berg hinauf. Schließlich erreichten wir den Tunnel 南橫公路 . Dieser Tunnel ist nur Einspurig und durch den Taifun sind die Eingänge sehr verwüstet. Wenn man sich vorstellt das das hier einmal eine Touristenattraktion gewesen ist, ist es beinahe unheimlich. Im Tunnel selber herscht vollständige Dunkelheit und man hört nur die Wassertropfen die von der Decke fallen.
West-Side Entrance after Taifun 2009
Und hier noch ein Video wie ich aus dem Tunnel komme...
Da es schön langsam dunkel wurde und die Temperatur nicht gerade zum Campen einlud entschieden wir uns von diesem Punkt an zugüg Richtung der nächsten Ortschaft zu fahren. Natürlich nur in dem Tempo in dem das bei diesen Straßenverhältnissen machbar ist. Auch hatten wir Gerüchte von Hot Springs gehört. Aber das ist eine Geschichte für einen anderen Tag. Nach über zwei weiteren Stunden Fahrt in der Nacht und durch die Wolken immer weiter der Ostküste entgegen entschlossen wir uns im 300 Seelen Dorf Lidao nach einer Schlafgelegenheit zu fragen. Wir wurden auch gleich freundlich empfangen und konnten uns in einem kleinen Laden erholen bis man uns einen Schlafplatz, der sich als sehr gut herausstellte, gezeigt hatte.
Das war der erste Tag von unserem Spring Break Abenteuer. Sobald ich wieder mehr Zeit habe schreibe ich die weiteren Tage wo es viele Sachen zu erzählen gibt. Somit endet der erste Tag "Heute ist nicht aller Tage ich komm wieder keine Frage" ;) .