Von Gaby Feile
Wenn Brad Pitt mitspielt, schaue ich jeden Film an. Diese Ansicht teile ich wohl mit dem Großteil der weiblichen Kinobesucher. Auch bei „Inglourious Basterds“ gibt es deshalb keine Diskussion. Genauso tragen aber die Werbung für den Film, unheimlich gute Kritiken, schauspielerische Auszeichnungen und persönliche Empfehlungen (danke an dieser Stelle) dazu bei, dass ich den Film sehen muss.
Ich tue das vor ein paar Tagen in München, und weil der Film aus Amerika kommt, schaue ich ihn als OmU, also auf Englisch mit Untertiteln. Das denke ich zumindest.
Aber von vorne: Der Titel selbst irritiert, wegen der absichtlich falschen Schreibweise, nur am Anfang. Es wird schnell klar, dass das ein Hinweis auf die Handlung sein könnte. Oder auch nicht - Quentin Tarantino, der Regisseur, äußert sich dazu immer nur ausweichend.
Im Kino sitzen rechts von mir Franzosen, hinter mir Amis und der Typ links schaut nach Engländer aus. Ein paar Deutsche sitzen auch in dem kleinen Vorführsaal.
Der Film beginnt und spielt, das ist allgemein bekannt, im „von Nazis besetzten Frankreich“. Die erste Szene spielt inmitten einer wunderschönen Landschaft, Sprache: französisch mit englischen Untertiteln. Genauso wie die Stimmung sich mehrfach ändert, wechseln die Schauspieler die Sprache samt Akzent.
Ein herausragender Christoph Waltz als österreichischen Oberst Hans Landa spricht fließend Französisch wie Englisch, je nachdem, wer mithört, Freund oder Feind. Später wird man ihn deutsch mit österreichischer Färbung sprechen hören.
Es ist eine Ohrenweide da zuzuhören, und das Mitlesen der Untertitel vergisst man fast völlig. Versteht man doch, selbst als Ungeübte wie ich, sogar das Französisch. Und worum es geht, weiß man bei einem Film, der im 2. Weltkrieg spielt, ja eh.
Der zweite Handlungsstrang beginnt in Amerika, wo auch Brad Pitt mit Oberlippenbart endlich auftritt. Er hält als Leutnant Aldo Raine eine Ansprache vor den „Basterds“ mit tiefstem amerikanischem Südstaatenakzent, bei dem man sich Untertitel manchmal wünschen würde. Dennoch lohnt es sich auch deshalb, den Film auf englisch anzuschauen, denn wie soll dieser Akzent im Deutschen rüberkommen? Und Tarantino wäre nicht Tarantino, wenn das nicht alles wichtig wäre für die Handlung.
Die ganze Geschichte erzähle ich jetzt nicht, da ich damit rechnen muss, dass so manch einer den Film noch sehen will. Aber ich darf sagen, dass die beiden Hauptdarsteller unterschiedliche Ziele verfolgen.
Zwischendurch wird ins Führerhauptquartier geschaltet, wo natürlich deutsch gesprochen wird, mit englischen Untertiteln. Auch auf der amerikanischen Seite wird deutsch gesprochen, u.a. von Til Schweiger.
Die verschiedenen Sprachkenntnisse der Beteiligten werden „schamlos“ ausgenutzt, um den Feind zu verwirren oder zu bezirzen. Im Film werden immer wieder Hinweise auf sprachliche Mängel aufgegriffen, sei es ein (fehlender oder falscher) Akzent, das permanente Reden in deutsch mit französischen Staatsbürgern, oder das Beschimpfen der deutschen Soldaten in ihrer Muttersprache. Und der Autor ist sich auch nicht zu schade, seine Landsleute lächerlich zu machen. Das beginnt mit der Frage von Diane Kruger: „Ich weiß, dass das eine dumme Frage ist, schon bevor ich sie stelle. Aber sprecht ihr Amerikaner irgendeine andere Sprache?“
Die wohlklingendste aller europäischen Sprachen, italienisch, darf auch nicht fehlen, auch wenn sie mit verschiedensten Akzenten eingefärbt ist. Es wäre interessant zu wissen, ob auch Italiener im Kino anwesend sind.
In mehrere Szenen kosten fehlende oder fehlerhafte Sprachkenntnisse Menschenleben. Selbst Gesten werden nicht missdeutet, und es wäre eine Wonne, den Film als sehr authentischen Sprachkurs anzuschauen, wenn, ja wenn da nicht der Krieg wäre, den man nur gewinnt, wenn der Feind verliert. Also gibt es Kämpfe, Blut und viele Opfer.
Tarantinos Film ist eine Meisterleistung und absolut sehenswert! Er ist unterhaltsam, witzig, pointenreich, und wie gesagt, sprachlich eine Reise durch Europa.
Um das Erlebnis noch zu steigern, werde ich ihn mir nochmals hier in Dubai anschauen - mit arabischen Untertiteln!
Und das können wir daraus lernen:
Sprachkenntnisse können im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden.
Auch fremde Handzeichen muss man lernen, will man dazugehören.
Inglourious Basterds Internetseite
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Englische Version dieses Artikels