Gerade lese ich im Feuilleton der Mittwoch-Ausgabe der FAZ (19.April 2017) in einer Rezension einer Nestroy-Premiere am Wiener Burgtheater wieder einmal die Redewendung:"passt wie die Faust aufs Auge". Hier heißt es über die Sprechweise des Schauspielers Markus Meyer:"Sein gekünsteltes Wienerisch sieht man ihm gerne nach. Gerade das Gekünstelte passt ja zu Altwiener Possen wie die Faust aufs Auge."
Es gehört zu den Sprach-Sauereien unserer Zeit, dass diese Redewendung von Kreti und Pleti, also auch von gewissen Showmastern und sogenannten Pop-Titanen, und leider auch von Rezensenten, im positiven Sinne gebraucht wird. Das ist entweder nur blöd, oder schon verroht gedankenlos, denn eine Faust auf dem Auge hat immer etwas mit Aggression zu tun. Laut Lutz Röhrichs "Großem Wörterbuch der sprichwörtlichen Redensarten" findet man die Redewendung schon bei Luther, im Sinne von Unvereinbarkeit: "Es reimt, wie ein Faust auf ein Auge" (2. Moses). Bei Abraham a Santa Clara heißt es: "Ein guter Soldat muss sich reimen sich wie die Faust auff ein Aug." Nach stundenlangem Sinnieren komme ich aber zu dem Schluss, dass das Zitat des Predigers und der Sinn irgendwie zusammen passen wie die Faust aufs Auge.