Neben „nicht trinken, nicht rauchen und Stress vermeiden“ werden Ärzte in Zukunft wohl auch jeder Schwangeren „Sport treiben“ wärmstens empfehlen. Und das nicht nur der Muttergesundheit zuliebe, sondern auch der des ungeborenen Kindes. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse belegen nämlich, dass Babys schon im Mutterbauch „mittrainieren“.
Kinder, deren Mütter sich während der Schwangerschaft sportlich betätigen, sind bei der Geburt schlanker (weniger Gewicht bei gleicher Körpergröße) und haben eine signifikant niedrigere Herzfrequenz. Damit lässt sich durch Sport das spätere Risiko des Kindes für Fettleibigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bereits während der Schwangerschaft verringern.
Sportliche Mütter bringen schlankere Kinder zur Welt
In einer aktuellen Studie untersuchten Neuseeländer Forscher, wie sich regelmäßiges Training der werdenden Mutter auf das Geburtsgewicht des Kindes auswirkt. Dabei hat sich gezeigt, dass Schwangere, die ab der 20. Woche ein Ausdauertraining mittlerer Intensität betrieben haben, tendenziell leichtere Babys zur Welt brachten als Frauen, die in der Schwangerschaft nicht trainiert haben. Die Kinder der aktiven Frauen waren bei der Geburt um durchschnittlich 143 Gramm leichter, aber nicht kleiner.
“Unsere Studie zeigt, dass regelmäßiges Training die Verhältnisse im Mutterbauch so verändern kann, dass die Nährstoffversorgung des Fötus beeinflusst wird. Vor dem Hintergrund, dass ein hohes Geburtsgewicht mit einem erhöhten Risiko für Fettleibigkeit in späteren Jahren in Zusammenhang gebracht werden kann, dürfte eine mäßige Reduktion des Geburtsgewichts nachhaltige gesundheitliche Vorteile für das Kind bringen – indem es das Risiko für Fettleibigkeit im späteren Leben verringert”, so Paul Hofmann von der Universität Auckland, Co-Autor der Studie.
Auch das Herz des ungeborenen Kindes trainiert mit
Die Wissenschafterin Linda E. May und ihr Team von der Kansas City Universität haben in einer Studie die Herzfrequenz von ungeborenen Babys aktiver Mütter mit jenen von weniger aktiven Müttern verglichen. Dabei hat sich gezeigt, dass Feten, deren Mütter regelmäßig Sport betrieben haben, eine signifikant niedrigere Herzfrequenz aufweisen.
Dies ist nach Angaben der Forscherin ein Zeichen für positive Auswirkungen auf das autonome Nervensystem und die Herzgesundheit der Babys. Die Schlussfolgerung: Auch die Förderung der kindlichen Herzgesundheit soll aus Sicht der Wissenschafterin bereits im Mutterleib beginnen. “Wenn die Mutter während der Schwangerschaft Bewegung macht, bekommt das ungeborene Baby dieselbe Form von Trainingseffekt, die man bei einem Erwachsenen sehen würde”, so berichtete May kürzlich bei einem Fachvortrag der American Physiological Society.
Regelmäßiges Training mit Maß und Ziel sehr förderlich
Damit ist einmal mehr die Volksweisheit widerlegt, dass Schwangere sich der Gesundheit des Babys zuliebe möglichst nicht anstrengen sollten. Natürlich muss das Training an die neue körperliche Situation angepasst werden, und es gilt einige Regeln zu beachten:
Der Puls sollte beim Ausdauertraining etwa 140 bpm nicht übersteigen (Überhitzungs- und Überlastungsgefahr, da sich Körper und Herz durch die Schwangerschaft ohnehin ständig in einer belastenden “Trainingssituation” befinden), Krafttraining sollte nur mit reduziertem Gewicht durchgeführt werden, Bauchmuskelübungen mit Vorsicht, keine Risikosportarten (Verletzungsgefahr) und Vorsicht bei Sportarten mit ruckartigen oder schnellen Drehbewegungen (Sehnen und Bänder sind durch die Hormonausschüttung gelockert). Und auch eine eventuelle Risikoschwangerschaft muss mit dem Arzt abgeklärt werden.
Ansonsten aber sollte nach diesen Erkenntnissen jeder werdenden Mutter Sport nahegelegt werden. Denn sportliche Mütter bekommen offensichtlich auch sportliche Kinder
Quellen:
Reuters Health
Artikel netdoktor.at: Schwangerschaft & Sport: Trainiert das Baby mit?
Artikel netdoktor.at: Schwanger: Sportliche Mutter, leichteres Baby?
Link:
Kurzdarstellung der Studie: Exercise Training in Pregnancy Reduces Offspring Size without Changes in Maternal Insulin Sensitivity (englisch)