sportlicher Urlaub

Von Diro1962

Es war ein sportlicher und vor allem ein erholsamer Urlaub den wir im Spessart verbracht haben. Unsere Ferienwohnung mit dem tollen Badeteich, die grandiose Landschaft im Spessart und die vorzügliche Küche hat alles geboten was wir uns gewünscht hatten. Sogar das Wetter hat mitgespielt.
Tja, wenn Engel reisen!

Meine Anreise mit dem MTB war ja schon kurz nach unserer Buchung eine ausgemachte Sache. Bei einer Entfernung von 63,73 Kilometern Luftlinie Ehrensache und genau die richtige Art in einen Urlaub zu rutschen.
Dachte ich!?!

Leider war die Vorbereitungszeit ein bisschen knapp um eine gute Strecke zu planen und vorzubereiten. Entsprechend greift der Mann zu einem Routenplaner.
Mit der Software und dem Garmin Edge 705 wird es wohl möglich sein einen über den Spessart zu bringen. Zur besseren Unterstützung gibt´s noch den Scout auf´s IPhone. Akkupack dazu und ab geht´s. Was soll da schon noch passieren?

Mal davon abgesehen, dass es aus diversen Kartenmaterialien nicht unbedingt abzusehen ist, in welchem Zustand sich die ausgesuchten “Wege” befinden.

Fest steht im nachhinein auf jeden Fall, der kürzeste Weg ist nicht immer der Beste.

Bis Aschaffenburg war´s ja noch einfach. Da habe ich es ja noch ohne Navi geschafft. Die Steigungen waren human, und es lief eigentlich problemlos.
Ab und an mal einen kleinen “Verfahrer”, aber auf Grund des technischen Equipments und des übersichtlichen Terrains jederzeit im Bilde.

Hinter Aschaffenburg ging es langsam bergauf. Immer noch gut zu fahren auf den gut ausgebauten Radwegen.
Ein bisschen auffällig war jedoch bereits hier, dass meine Routenplanun öfters mal den ausgewiesenen Radweg verließ und eine “kürzere Alternativroute” wählte. Leider unabhängig von der Beschaffenheit der “Abkürzung” noch mit Rücksicht auf die Steigung. Da diese aber bis nach Laufach und Hain im Spessart relativ gut bewältigt wurden, machte ich mir noch keine Sorgen.

Ab Hain ging´s dann aber los mit Aufwärts. Der Spessart lässt grüßen. Die ersten 47 Kilometer waren das einrollen. Jetzt ging´s richtig zur Sache.
Der erste richtige Anstieg stand auf dem Programm!

Höhenprofil 01

Und gleich ein paar Kilometer weiter in der Einsamkeit der Wälder meldete meine Technik ich sei abseits der geplanten Route. Toll!
Wieder ein paar hundert Meter zurück und den “richtigen Weg” gesucht. Und gesucht. Und gesucht….
Irgendwann fiel mir ein zugewucherter Pfad auf der verdächtig in der Nähe der angezeigten Abzweigung lag. Da sollte ich hoch??
Ich wusste noch nicht mal wie ich da rein kommen sollte.

Was ich auf den nächsten 4 Kilometern bergauf erlebte war einfach nur krass. Es ging einen total zugewucherten, mit querliegenden Baumstämmen übersäten und mit Brombeeren und Brennesseln zugewachsenen Pfad steil nach oben. Von dem ganzen Zecken im Unterholz reden wir erst gar nicht. Zum Glück hatte ich Beinlinge an.
Und das Ding war echt steil. Dazu meinen Rucksack auf dem Rücken und das Bike auf den Schultern.
Zum Glück war ich alleine.

Höhenprofil 02

Aber irgendwann ist ja jede Steigung zu Ende. Es kommen wieder “Wege” zum Vorschein und das Bike wechselt von der Schulter wieder unter den Hintern. Alles ist gut!
Denkste!
Nicht nur der erste Anstieg war eine Nummer zu groß, die nachfolgende “Abfahrt” lag weit außerhalb meines “normalen” Bikealltages. Um nicht nach vorne überzuschlagen legte ich mich bäuchlings auf meinen Sattel. Hintere Bremse voll auf Anschlag und vorne versuchte ein bisschen zu regulieren.
Mit schleifendem Hinterrad und einer unmöglichen Haltung auf dem Bike bin ich talwärts gerutscht. Ein Bild für die Götter.
Zum Glück war ich alleine.

Kurz vor Heigenbrücken wählte ich dann eine Route auf befestigten Wegen und der Landstraße um nicht schon am ersten Anstieg sämtliche Zuversicht zu verlieren. Eine Wohltat. Da machen dann auch die rasanten Abfahrten wieder richtig Spaß und ein klein bisschen Erholung war gegeben.
Von Heigenbrücken ging´s dann wieder sackrich steil nach oben. Aber wenigstens von der Wegbeschaffenheit “fahrbar”. Nur das Bike zu schleppen macht nämlich absolut keine Laune.

Runter zu den Aufbachseen bei Habichsthal. Dort ein paar Orientierungsschlenker zu viel gemacht bevor es den “Höhenweg” bergauf ging.
Am Anfang fahrend, gegen Ende hin schiebend!

Abwärts nach Frammersbach wo sich fälschlicherweise in meinem Kopf festgesetzt hatte, dass es ab hier nur noch einmal bergauf ging.
Ich hatte jetzt gut 70 Kilometer in den Beinen und auf Grund der letzten Anstiege das Bedürfnis endlich anzukommen! Leider lag da noch ein richtiges Brett vor mir!

Höhenprofil 03

Der Bereich um Frammersbach wimmelt ja nur so von Mountainbikestrecken. In allen Kategorien und Schwierigkeitsstufen liegt hier eine Strecke neben der anderen. Warum sich mein Navi immer die schwarzen Strecken herausgesucht hat bleibt mir ein Rätsel? Jedenfalls musste ich ganz schon treten um die Anstiege vom Sattel aus zu bezwingen. Wenigstens waren die Wege in einem guten Zustand so das Fahren auch problemlos möglich war.
Zusätzlich setzte die Freude darauf dass man bald am Ziel ist zusätzliche Kräfte frei.
Oben angekommen freute ich mich jedenfalls auf die letzten Meter bergab und eine heiße Dusche am Ferienort.

Die Freude überwog so lange bis ich in Ruppertshütten ankam und mein Navi wieder einen Weg nach oben wählte?!? Die ersten 500 Meter im Ort ging es ja noch gut zu fahren. Zwar ziemlich steil, aber auf Asphalt!
Naja, dachte ich. Vielleicht noch ein kurzer Anstieg bevor es runter nach Rieneck geht!

Dachte ich!

Ich dachte falsch. Das schlimme war nicht einmal die Tatsache das es ziemlich steil nach oben ging. Nein, es war einfach niederschmetternd, dass mein heissgeliebtes Navi mich diesmal einen Hohlweg fast senkrecht nach oben führte, der die letzten 10 Jahre keinen Menschen und keine Maschine gesehen hatte.

Dornröschen lässt grüßen!

Mit einem Hals so dick wie ein Treckerreifen, dem Bike wieder mal auf den Schultern, stapfte ich fluchend diesen Anstieg hoch.
Nicht ohne mir auch noch die restlichen unversehrten Stellen an den Beinen durch Brombeeren zerkratzen zu lassen!
Zum Glück war ich alleine.

Höhenprofil 04

Nach knappen 6 Stunden Fahrtzeit hatte ich meinen letzten Anstieg bezwungen. Oder er mich!
Da bin ich mir nicht sicher.

Jedenfalls ging es dann endlich nur noch bergab. Schön wenn man´s geschafft hat.
Alles ist vergessen. Es kehrt ein Lächeln auf die Lippen zurück. Der Stolz über das Geleistete und die Freude auf die Familie und den beginnenden Urlaub machen alle Mühe vergessen.
Es war wieder mal ein Naturerlebnis der besonderen Art!

Hier ist die Streckenführung.

Bilder gibt´s nur eines vom Anfang der Strecke. Danach wollte ich nicht mehr!

Guten Mutes

Als ich dann Abends, beim gemütlichen Zusammensein mit meinen beiden Mädels, äußerst schmerzhafte Krämpfe in der Innenseite des linken Oberschenkels bekam, wusste ich sofort, dass ich die Heimreise nicht über den Spessart antreten würde.
Und auf die ausschließliche Auswahl der Streckenführung durch mein Navi würde ich auch verzichten.
Das war eine gute Wahl wie mein letzter Beitrag ja gezeigt hat!

Den Rest des Urlaubs hab ich mit Ruhe genossen. Hier und da ein kleines Läufchen durch die herrlichen Wälder und zwei schöne Wanderungen mit meinen Mädels. Alles entspannt und relaxed. Ganz so wie ich mir einen Urlaub wünsche.
Erholsam!