Dass Hitler es liebte, gab dem alt-deutschen Turnrad bis heute einen staubig-bitteren Beigeschmack. Doch das Rhönrad feiert seine Renaissance, und von 1. bis 4. Juni 2011 zeigen die weltbesten Rad-Artisten bei der neunten Rhönrad-WM in Arnsberg (Deutschland) ihr Können.
Sportart im Schatten der Nazis
Erfunden 1925 von Otto Feick und in der bayrischen Rhön zum Patent angemeldet, gewann fortan das “Rhönrad” auch über die deutschen Grenzen hinaus an Bekanntheit. Seinen Höhepunkt erreichte der Rhönrad-Hype im Jahr 1936, als es bei den Olympischen Spielen in Berlin als Herzstück der deutschen Turnkunst präsentiert wurde. Gleichzeitig mit dem Fall des deutschen Reiches verschwand jedoch auch das Rhönrad in der dunklen Nazi-Versenkung.
Die Rhönrad-Freunde fanden sich jedoch wieder, und 1958 wurde das Turnrad erneut in den Deutschen-Turner-Bund aufgenommen. Die Räder wurden größer, die Rollbewegungen langsamer und die Bodenunebenheiten fielen weg, sodass schwierigere Übungen geturnt werden konnten.
1990 wurde der erste Europa-Cup ausgetragen, seit 1992 gibt es anerkannte Europameisterschaften, seit 1995 Weltmeisterschaften. Die Sportart ist noch nicht olympisch, jedoch gibt es seit Jahren Auftritte mit Rhönrädern bei Eis-Revuen, Olympischen Spielen, Guinnes Shows der Rekorde, Sportgalas, Theateraufführungen, Circe de Soleil etc.
Die Bestandteile
Rhönräder gibt es in den Durchmessern 140 und 240 cm. Ein Rhönrad besteht aus zwei gleich großen, mit Kunststoff ummantelten Stahlreifen, die durch sechs Sprossen in genau festgelegtem Abstand miteinander verbunden sind. Man unterscheidet zwei Griffsprossen, zwei Brettsprossen (dort sind Bretter angebracht) und zwei Spreizsprossen. Außerdem sind, den Brettern gegenüberliegend, auch an dem Reifen Griffe befgestigt.
Die für viele Übungen benötogten Bindungen bestehen aus dicken Lederriemen, die an den Auflageflächen gepolstert sind.
WM-Disziplinen
Bei der WM werden Athleten in drei Disziplinen antreten:
- Geradeturnen: Das Rad bewegt sich rollend auf beiden Reifen. Durch Gewichtsverlagerung wird die Bewegungsrichtung bestimmt. Eine Kür dauert mit oder ihne Musik ca. 3 Minuten.
- Spiraleturnen: Das gekippte Rhönrad wird kreisförmig auf einem Reifen bewegt. Durch entsprechende Körperverlagerung wird das Rad in der Kreisbahn gehalten.
- Sprung: Das Rad wird in Bewegung gesetzt, nach Anlauf und dynamischem Aufsprung auf das Rad, erfolgt ein spektakulärer Absprung in Form von Saltos, Schrauben, Überschläge etc.
Link:
Wheel Gymnastics World Championship Arnsberg
Internationaler Rhönradturn-Verband