Sport für Kinder – Warum wir uns alle mehr bewegen sollten

Das statistische Bundesamt erstellt jedes Jahr neue Zahlen zu verschiedenen Themen und Lebensbereichen, wobei ein Thema häufig aufgegriffen und diskutiert wird: Die wachsende Fettleibigkeit. Die Gründe dafür sind vielfältig, lassen sich aber auf zwei Faktoren reduzieren: Wir sitzen zu viel und Bewegen uns zu wenig. Vor allem für Kinder ist Sport jedoch nicht nur aus körperlich-ästhetischen Gründen besonders wichtig, sondern essentiell für die geistige und körperliche Gesundheit. Während die körperlichen Schäden von Fettleibigkeit oft erwähnt und diskutiert werden, erhalten die psychische Aspekte und Vorteile von Sport und Bewegung vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit.

Sport für Kinder: Auswirkungen

Positive Aspekte von Sport und Bewegung lassen sich in drei grobe Kategorien zusammenfassen: Soziale, körperliche und seelische Aspekte.

Soziale Auswirkungen

Positive soziale Auswirkungen sind für Eltern oft schnell bemerkbar, da ihr Kind sich öfter mit Freunden vom Sport trifft, neue Bekanntschaften schließt und sich einen Freundeskreis auch außerhalb der Schule aufbaut. Zusätzlich lernen Kind Gruppenverhalten außerhalb des familiären Kontextes. Eine Gruppe ist per Definition mehr als eine Ansammlung von Menschen, doch jede Gruppe hat unterschiedliche Merkmale und Regeln. Dies merkt man schnell, wenn man sich mit Freunden zum Beispiel über Kindererziehung oder das Familienleben allgemein unterhält. Daher ist Gruppenverhalten normkonform, der Mensch passt sich also in die gegebene Gruppe ein und lernt nach und nach wie die Gruppe funktioniert und nimmt seine/ ihre Rolle ein. Um zu erkennen, dass Gruppen unterschiedlich sind und wie man sich in Gruppen einfügt, brauchen Kinder verschiedene Gruppenrahmen: die Familie, die Schule, aber auch Freundeskreise und zum Beispiel Sportgruppen.

Das Kind lernt Gruppenverhalten (z.B. Konsequenzen von schlechtem und gutem Benehmen), sowie Vor- und Nachteile von Gruppen. Dazu gehört unter anderem zu lernen, dass die Gruppe Hilfe leisten kann, wenn man um Hilfe bittet. Zusätzlich haben Kinder die Möglichkeit, mit Konkurrenz umzugehen. Je nach Alter des Kindes kann man bemerken, dass Konkurrenz mit zunehmendem Alter thematisiert wird: wer läuft schneller? Wer hat die bessere Note in der Klassenarbeit? Wer bekommt mehr Aufmerksamkeit der Eltern? Sportgruppen bieten den nötigen Rahmen unter Aufsicht eines Erwachsenen miteinander zu konkurrieren und fair miteinander umzugehen, sowie Konkurrenz nicht als Bedrohung, sondern als Ansporn aufzufassen. Dadurch kann auch ein growth Mindset aufgebaut und verstärkt werden.

Zusätzlich dazu, formen Kinder ein Selbstbild (eine Identität), das sich auch maßgeblich aus Gruppenzugehörigkeiten zusammensetzt: wenn es sich in neuen Situationen vorstellt, wird es wahrscheinlich seinen Namen, sein Alter und sein Geburtsdatum nennen. Dazu dann vielleicht noch in welchem Ort es wohnt, auf welche Schule und in welche Klasse es geht, und welche Hobbies es hat. Diese Informationen sind abstrakt formuliert Gruppenzugehörigkeiten: Ich gehöre zur Gruppe der 4a aus Buxtehude, zur Gruppe der Badmintonspieler und Leseratten. Kinder fangen so an herauszufinden wer er/ sie ist und was er/sie mag: ein großer Schritt in Richtung Selbstwert und Selbstidentität.

sport fuer kinder wettkampf

Konkurrenz kann einen auch zu Bestleistungen anspornen
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Doch nicht nur dafür sind Sportgruppen enorm wichtig, sondern auch als Übungssituation zum Beispiel für die Schule. Ein Kind, das bei Klassenarbeiten sehr nervös ist und daher sein/ ihr Potential nicht abrufen kann, lernt im Sportwettkampf mit Drucksituationen umzugehen. Der Mensch lernt durch wiederholte Übung, welche bei Klassenarbeiten aber wenig vorhanden ist (i.d.R. nur ein paar Klassenarbeiten im Schuljahr) und auf die Übung über Jahre zu warten, kann die Schullaufbahn ihres Kindes negativ beeinflussen. Sportwettkämpfe sind eine ideale Übungsstätte um zu lernen, mit Druck umzugehen und gerade in solchen sein Potential zu zeigen. Durch häufigere Wettkämpfe gewöhnen Kinder sich an Leistungssituationen und können besser damit umgehen. Ob diese Druck- und Leistungssituationen gerechtfertigt und nötig sind, ist diskussionswürdig, doch letztlich ist unser Schulsystem (noch) auf diese Situationen ausgelegt, sodass Kinder damit umgehen müssen: egal, ob man das gut findet oder nicht.

Körperliche und seelische Aspekte

Die zweite und die dritte Kategorie befassen sich mit körperlichen und seelischen Aspekten des Sports, die weit offensichtlicher sind, als viele soziale Vorteile. Kinder die häufiger Sport treiben (auch beim einfachen auf der Straße spielen mit Freunden) zeigen höhere motorische Fähigkeiten, sind weniger adipös (fettleibig) und weniger anfällig für kardiovaskuläre Probleme wie z.B. Bluthochdruck. Diese Faktoren sind wichtig für die Weiterentwicklung und die Selbstsicherheit von Kindern.

Zusätzlich reagiert der Körper auf Sport mit chemischen Reaktionen innerhalb des Gehirns, die die Stimmung heben, aber auch das Stresslevel reduzieren. Dies ist besonders wichtig, da Kinder durch verschiedene Faktoren schon früh immer mehr Stress erfahren (Leistungsdruck, familiäre Veränderungen, volle Terminkalender etc.). Stressreduktion ist in der heutigen Zeit ein großes Thema, das auch für Kinder relevant ist, denn Kinder werden erwachsen und erleben dann den zunehmenden Stress der heutigen Gesellschaft. Wer früh lernt, was ihm/ ihr gut tut und verschiedene (gesunde) Stressreduktionsmöglichkeiten ausprobieren darf, hat im Erwachsenenalter eine sehr nützliche Fähigkeit bereits gelernt.

Fazit

Abschließend ist zu sagen, dass Sport viele positive Eigenschaften hat, aber das Wichtigste ist, dass das Kind Freude daran hat!

Lass dein Kind verschiedene Sportarten ausprobieren. Neben den bekannten Sportarten wie Fussball, Tennis oder Tanzen, gibt es eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten. Egal ob Schwimmen, Handball, Tischtennis, Klettern, Leichtathletik oder Kunstturnen, für fast jedes Kind gibt es eine Sportart, die diesem besonders zusagt.

Und wenn das Kind sich einfach nicht für Sport im Verein interessiert, dann ist dies vielleicht für dein Kind nicht das Richtige. Unterstütze dein Kind trotzdem so gut du kannst auf der Suche nach einem Ausgleich für stressige Zeiten: das muss kein Sportverein-Sport sein, auch Spazieren gehen mit dem Hund, Gärtnern oder Schwimmen im Freibad zählen dazu. Und um Stress auszugleichen genügt manchmal auch ein gutes Buch, ein Musikinstrument oder einfach nur Musik hören, Freunde treffen oder Ähnliches.

Einige Hobbies können dabei kostspielig sein, doch das muss es nicht: Kinder brauchen kein Tor für 100 Euro im Garten, wenn sie Fußballspielen möchten; Steine oder Stöcke als Markierung reichen völlig aus. Werde kreativ und beziehe dein Kind mit ein: Wenn man gerne ein Tor im Garten haben möchte, kann man das auch wunderbar selber basteln (aus Holz, aus Papprollen, aus alten Pfandflaschen… je nach Anforderung an die Haltbarkeit des Tores). So kannst du Zeit mit deinem Kind verbringen, bringst ihm/ ihr gleichzeitig die Wichtigkeit von Recycling bei und gemeinsam habt ihr hoffentlich so viel Spaß dabei, dass du dein eigenes Stresslevel ebenfalls reduzieren kannst.

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