Im Tirol nennt man so etwas wohl Seilrutsche. Südlich von Recife / Pernambuco in Calhetas am Cabo de Santo Agostinho gibt es nun auch eine solche Seilrutsche, von den einheimischen "Tirolesa" genannt. Hier kann man am Seil von 60 Meter Höhe des Kaps von Santo Agostinho auf Meereshöhe hinunterfliegen. Am Seil wohlverstanden. Die lokale Zeitung Diario de Pernambuco schwärmt: "Es handelt sich um eine Strecke von 200 Metern. Startpunkt ist der höchste Punkt von 60 Metern in einer der schönsten Landschaften Pernambucos. Das Geheimnis ist, diese Neuigkeit bei Flut zu versuchen, denn dann landet man mit dem ganzen Körper im Wasser und nicht nur mit den Beinen wie bei Ebbe."
Diese neue Art des Nervenkitzel ist auf jeden Fall bei den Pernambucanos ein Schlager. Am Startpunkt bilden sich schon Schlangen. An Tagen von hohem Andrang verkauft der Besitzer nach eigenen Angaben 50 Eintrittskarten. Obwohl der Geschwindigkeitsrausch nur 19 Sekunden dauere - sieben Sekunden Fahrt nach unten und 12 um wieder hinauf zu kommen, lasse das Erlebnis auch gegenüber viel längeren Strecken nichts zu wünschen übrig. Die Seilrutsche seit die einzige Rutsche in Brasilien, die den Besucher runter, aber auch wieder hinauf bringe. Eine Touristin aus São Paulo berichtet begeistert: "Wenn man auf dem Wasser aufschlägt ist das ein herrliches Gefühl."
Die Fahrt kostet 15 R$ (ca. 7 Euro), aber der Inhaber erklärt, dass man mit ihm jederzeit über einen Mengenrabatt verhandeln kann. Die Gerätschaft soll gefahrlos zu benutzen sein, die Feuerwehr und die Präfektur der zuständigen Provinzstadt Cabo sollen das bestätigt haben.
Massentourismus ist nicht zu erwarten, denn die Zufahrtstrassen zum Cabo de Santo Agostinho und Calhetas sind immer noch unasphaltiert. Deshalb ist Calhetas für den Touristen immer noch ein Abenteuer. Am Strand gibt es 8 Bars, von denen das größte, das von Artur, im ganzen Land bekannt ist als Künstlertreffpunkt. Um etwas zu essen muss man aber Geld mitnehmen, denn die Gerichte kosten zwischen 14 und 50 Euro. Es gibt im Ort viele Künstler, die Keramik bemalen, mal mit einer Landschaft, mal abstrakt oder mit Figuren. Wenn man viel kauft, gibt es Rabatt, erklären die Künstler.
Ein bisschen Angst muss schon auch noch sein, sonst wäre man ja nicht in Brasilien. Die Händler beklagen sich auf jeden Fall, dass die Gegend kaum polizeiliches überwacht wird. Sie wünschen sich mehr Polizei, asphaltierte Straßen und öffentlichen Nahverkehr. Die öffentlichen Busse laden die Touristen weit vor dem Strand aus, so dass noch ein sportlicher Gehweg erforderlich wird.
Tirolesa radical em Calhetas | Diario de Pernambuco - O mais antigo jornal em circulação na América Latina