Seite 331: “Es ist verdammt leise, wenn du schreist, aber deine Stille ist ohrenbetäubend. Und wenn du schweigst, dann höre ich dich flüstern, während die Luft um dich herum erstarrt, als wollte sie nicht zulassen, dass jemand zu dir hindurchdringt.”
Alleine die ersten Seiten haben mein Herz schockgefroren. Ich war fassungslos und habe mich immer wieder gefragt, wie man einem anderen Menschen sowas antun kann. Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Auch die späteren Selbstverstümmelungen haben mich wahnsinnig mitgenommen, teilweise so stark, dass ich einfach mit dem Lesen pausieren musste, weil ich es nicht mehr konnte. Ich muss sagen, ich hatte die ganze Zeit über ein schlechtes Gewissen, dieses Buch zu lesen. Denn es ist so unglaublich offen, es ist Lilly, die sich hier “Splitterfasernackt” hinstellt und ihr Innerstes Preis gibt. Hier spricht eine Seele, der Körper ist von ihr getrennt und das Lilly dem Leser einen Blick in diese Seele gewährt...nun ja, ich kam mir wirklich schlecht beim Lesen vor. Dennoch habe ich weiter gelesen, denn ich hatte die Hoffnung, dass das alles wieder gut wird. Was natürlich nie wieder gut werden kann, das war mir eigentlich von Anfang an bewusst. Trotzdem habe ich gehofft, denn Lilly ist so eine wunderbare Frau und ich wollte nicht akzeptieren, dass es möglich ist, so schnell das Leben eines Mädchens zu verdüstern. Lilly berührt mit ihren Worten, sie legt so viel Zauber in jeden Satz und man merkt sofort, dass sie kein Mitleid will. Sie will Verständnis. Und ich denke, ich habe verstanden. Verstanden, wieso sie sich so behandelt hat, warum sie nicht zur Polizei gegangen ist.
Mehr werde ich darüber nicht schreiben. Denn was soll ich dazu auch schreiben? Das Buch war toll? Nein, das passt nicht. Oder - Ich empfehle es weiter? Nein, ich kann euch nicht sagen, dass ihr es lesen solltet, weil ihr sonst was verpasst.
Lest es, wenn ihr wollt oder lasst es bleiben.