Derzeit prasseln die schlechten Nachrichten wie Dauerregen auf die Menschen nieder: Die Wirtschaft hat schon wieder aufgehört, überraschend stark zu wachsen, dafür erreichen Finanzkrisen erneut ungeahnte Ausmaße, die Gesundheitskosten explodieren vor sich hin, die Lebenshaltungskosten auch, aber die Renten sinken und Altersarmut droht. Beim Lohn konkurrieren diejenigen, die nicht gerade als qualifizierte Fachkräfte gefragt sind, längst mit Billigarbeitern aus Osteuropa, Indien oder China, mit denen man eigentlich nicht tauschen wollte und in Sachen Bildung ist Deutschland bald nicht mal mehr Mittelmaß. Aber in all dem Elend gibt es tatsächlich etwas Positives: Die Vorstände der 30 DAX-Konzerne verdienen nach einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung endlich wieder Spitzengehälter!
Zwischen 2008 und 2010 soll die durchschnittliche Vergütung der Vorstandsmitglieder um 21 Prozent gestiegen sein. In 21 DAX-Konzernen verdienten die Top-Manager im Schnitt mehr als 2 Millionen Euro pro Jahr. Hinzu kommen dann noch Leistungen für die Altersvorsorge, damit sich wenigstens diese hochbezahlten Spitzenkräfte das Leben als Alte leisten können.
Damit bekommt so ein DAX-Vorstand pro Tag rund 15 Monatssätze Hartz-IV. (Sofern man den Hartz-IV-Satz von 364 Euro zugrunde legt.) Oder anders herum könnte man mit einem DAX-Top-Manager-Jahresgehalt 459 Hartz-IV-ler ein Jahr lang finanzieren. Okay, da kommt noch die Miete und so weiter dazu, dann bleiben großzügig gerundet halt 250 Hartz-IV-ler. Auch nicht schlecht. Das ist also das, was die neuesten gesetzlichen Regelungen über die Angemessenheit der Vergütung, die als Konsequenz aus der Finanzkrise eingeführt wurden, vorsehen. Ein Topmanager ist so viel wert wie 250 Arbeitslose. Aber der arbeitet ja auch für sein Geld.
Die gewerkschaftsnahe Stiftung kommt immerhin zu dem Schluss, dass die
Neuorientierung bei der Vorstandsvergütung nur langsam voran komme. Man könnte auch sagen, sie kommt überhaupt nicht voran, denn die Bezahlung des Spitzenpersonals wird weiterhin fast ausschließlich an finanzwirtschaftliche Kennzahlen geknüpft. Und die werden so gestaltet, dass vor allem eine hohe Vergütung dabei heraus springt. Es sind ja nicht die lieben, netten, um die Mitmenschen und ums Gemeinwohl besorgten Kompetenzbolzen, die sich ganz oben sammeln, sondern im Gegenteil die auf ihren Vorteil bedachten Karrieristen, die manipulativen Ränkeschmiede, die selbstbezogenen Arschlöcher mit den spitzen Ellenbogen und dem kräftigen Gebiss. Die Macher ohne übertriebenes Mitgefühl oder empfindlichen Gewissen. Menschenfreundliche Gemüter, die auch für andere mitdenken, kommen nicht in solche Führungspositionen. Egal, wie kompetent sie auch sein sollten. Wer ein DAX-Unternehmen durch die Stürme der globalen Konkurrenz führen will, der darf nicht zimperlich sein. Genau deshalb stehen genau die Leute am Ruder, die dort stehen. Die Imperatoren der Bilanzen, die keine Menschen, sondern nur Zahlen sehen.
Und wenn sie sich mal verrechnet haben sollten und ein Unternehmen an die Wand fahren, dann fallen sie höchstens mit einem vergoldeten Fallschirm in die nächste gutdotierte Beraterpostition, während Tausende ihrer Mitarbeiter im Regen stehen. Aber so ist das halt: Wenn es ohnehin nicht für alle reicht, dann muss man wenigstens die ganz oben gut absichern. Billige Arbeitskräfte gibt es ohnehin mehr als genug.