Spintires Mudrunner: American Wilds im Test – Offroad unterwegs

Mühsam schlängelt sich mein Gespann durch den Schlamm. Der Knickgelenktraktor braucht seine ganze Kraft, um den riesigen MAZ 8×8 zur Werkstatt zurück zu schleppen. Hätte ich doch bloß einen anderen Weg durch das Flutgebiet genommen. Jetzt heißt es erstmal, zwei LKW abschleppen. Und das ohne den Dieselmotor meines Allradtraktors auch noch absaufen zu lassen. Sobald das erledigt ist, muss ich irgendwie einen Weg zu dieser verdammten Holzsammelstelle finden. Verfluchte russische Wälder. Da ist die deutsche Parkbank, auf der ich mit meiner Switch neuerdings Saber Interactives Spintires Muddrunner: American Wilds spielen kann doch deutlich angenehmer gelegen. Eine ganz andere Frage ist, ob die Switch Fassung mit den großen Konsolen mithalten kann.

Forstwirtschaftsimulator Taiga Edition

Spintires Mudrunner: American Wilds im Test – Offroad unterwegsAchtung, wer unseren letztjährigen Test bereits gelesen hat, kann weite Teile dieses Textes getrost überspringen und zu Neuerungen sowie Technik springen, denn abgesehen von mehr von allem hat sich wenig geändert, außer bei der Optik. Also dann, die meiste Zeit geht's ums Holz vor der Hütt'n, und zwar reichlich davon. Bereits der Challenge Modus setzt gewisse Schwerpunkte auf forstwirtschaftliche Produkte. Sammle Stämme ein, fahre einen Stapel Holz mit dem Hänger und dergleichen mehr. Das ist natürlich längst nicht alles, aber ein ganz zentraler Punkt unseres Waldkindergartens für Holzökonome. In der Kampagne geht es denn auch darum, den oder die eigenen Trucks an der Startwerkstatt passend auszurüsten, Ikeas beliebtestes Naturprodukt einzusammeln und natürlich am Sägewerk abzuliefern. Das ist aber leichter gesagt als getan, da die eingezeichneten Wege oft erstaunlich unwegsam sind, die Karte auch erstmal aufgedeckt werden will und unsere Fahrzeuge Schaden nehmen sowie auch stecken bleiben können. Praktisch, dass es einen vergleichsweise kleinen und leichten UAZ Geländewagen (sowie neuerdings Ford F-150 und Chevy Blazer) gibt, der sich perfekt eignet um Beobachtungspunkte abzuklappern. Was die Map natürlich freischaltet. Auch andere Laster finden sich auf der Karte. Das Angebot reicht dabei vom halbwegs leichten Kamaz-LKW über russische Knickgelenk-Schlepper bis zum megafetten MAZ-543. Der sieht einfach deshalb nach einem Trägerfahrzeug für Raketen aus weil er eines ist. Gibt aber auch ein super Arbeitstier für schweres Gelände ab.

Ist die Karte einmal aufgedeckt und wissen wir, wo Holzladepunkte sowie Sägewerke sind, dann können wir mit unseren passend ausgerüsteten Allradlern natürlich Spedition spielen. Das ist aber oft einfacher gesagt als getan. So muss je nach Ladeplatz auch mal ein K-700 oder ein mit Holzkran ausgestatteter LKW zum Verladen genutzt werden, eventuell muss ein Truck als Tankfahrzeug herhalten oder als mobile Werkstatt und so weiter.

Am Anfang empfiehlt sich dabei definitiv der Gelegenheitsmodus, können wir hier doch auf Knopfdruck zur Werkstatt zurück oder die Nacht einfach vorspulen.

Schneckenchallenge

Spintires Mudrunner: American Wilds im Test – Offroad unterwegsDie Challenges zuerst zu erledigen, ist wegen der Komplexität von Mudrunner wirklich empfehlenswert. Ob ihr im UAZ einen extrem engen Trampelpfad erklimmen wollt, den nicht mal suizidgefährdete Maultiere entlanglaufen würden oder ‚einfach' durch eine Reihe von Wasserläufen mit zwei (am besten zusammengeketteten) LKW zum Leuchtturm tuckern wollt, die einzelnen Aufgaben bereiten prima auf die Kampagne vor. Alle drei Sterne einzuheimsen, ist dabei oft ziemlich anspruchsvoll. Tatsächlich hätten die vergleichsweise schnell erledigten Challenges gerne zahlreicher sein dürfen. Gerade auch, weil die einzelnen Aufgaben sich ziemlich schnell erledigen lassen, während eine Kampagnenmission euch einige Stunden kosten kann.

Ein weiterer Aspekt ist schließlich der Mehrspielermodus, der bei Spintires von der Kooperation der jeweiligen Mitspieler lebt. In der passenden Gruppe kann das tatsächlich richtig Spaß machen. Bei mieser Zusammenarbeit aber auch ins Gegenteil umschlagen. Die Mehrspielerpassagen sind dabei auch alleine absolvierbar, außerdem lässt sich eine Mission speichern und jederzeit fortsetzen. Mit ein paar guten Onlinefreunden lohnt sich der Mehrspieler eigentlich erst so richtig, auch weil Teamwork und Kommunikation hier wirklich ein Schlüssel zum Spielvergnügen sind.

Alles Allrad

Spintires Mudrunner: American Wilds im Test – Offroad unterwegsBei der Fahr- und auch Umweltphysik lässt Mudrunner nix anbrennen. Tatsächlich dürfte es kaum ein Spiel geben, das besseres Offroad Feeling vermittelt. Nur schnell wird es hier nie. Im Gegenteil, mal mit Differenzialsperre und Allrad, mal nur mit Differenzial, mal ohne alles, mal im Kriechgang und mal im besseren Joggingtempo darf man sich durchs Gelände quälen, ein halbes Auge stets auf dem aktuellen Verbrauch (pro Minute) und Tankmöglichkeiten, eines auf möglichen Punkten für die Seilwinde und am besten gleich drei auf die Strecke gerichtet. Unterschiedlich weiche Untergründe deformieren sich auch verschieden stark und lassen unsere Fahrzeuge oft ganz schön einsinken. Noch heikler wird es im Wasser, kann es doch den Motor beschädigen. Strömung lässt uns sogar abtreiben. Besonders fies mit leerem Tankanhänger. Auf der anderen Seite kippen beladene Laster leichter und tun sich bergauf deutlich schwerer. Auch schmale Holzbrücken können zur knallharten Herausforderung werden. Weil unsere Fahrzeuge sich allesamt beschädigen lassen, sollte man auch nicht leichtfertig über Baumstümpfe und Felsen brettern oder vor Bäume fahren. Kleine Bäumchen sind dabei wieder was anderes.

Bei der Physik kann Mudrunner denn auch so richtig glänzen. Neben dem schicken und physikalisch korrekten Schlamm und der gelungenen Wassersimulation fällt auch die Menge an Soft-Body Physik-Elementen auf. Jeder Baum ist elastisch, mal mehr, mal weniger, abhängig unter anderem von Größe und Art. Die Niederdruck-Reifen verformen sich sichtlich. Aber auch Holzbrücken und sogar die Ladeflächen unserer LKW verwinden und verformen sich. Und natürlich schwappt auch der Krafstoff in den Tanks, gerade beim Tanklaster nicht zu unterschätzen. Nervig und auch nach vielen Stunden noch fummelig ist allerdings die Kamerasteuerung auf Konsole, die teils auf linkem, teils auf rechtem Stick liegt und selten ganz genau das macht, was sie soll. Nämlich perfekte Übersicht bieten. In der Praxis meist gut ertragbar, aber dennoch nervig und unschön.

Auf der Couch schöner als im Wald

Spintires Mudrunner: American Wilds im Test – Offroad unterwegsViele der Stärken, aber auch der Schwächen die es bereits auf Xbox One und PS4 gab, ziehen sich gleichermaßen durch die Switch-Fassung. In den wenigen Siedlungen begegnet uns kein Mensch und im Wald nicht mal ein Elch. Die Cockpitperspektive ist zwar praktisch, aber mit hingerotztem Instrumentenbord und nicht funktionierenden Rückspiegeln alles andere als schick. Auch die Soundkulisse bietet wenig außer Vogelgezwitscher, Matschgeräuschen und sehr guten Motorensounds. Achtung, der K700 kann beispielsweise echt nerven. Genauso wie in echt.

Im Gegenzug gibt es wirklich tolle Naturkulissen, unglaublich viel Ingame Physik, verwitterte Datschas, lauschige Waldwiesen, schroffe Klippen und sehr viel mehr. Spannend ist natürlich der Vergleich mit den großen Konsolen. Und klar muss die Switch hier Federn lassen. Da wäre erstmal die Bildrate, die auf 30fps halbiert wurde, ab und an aber auch unter die Marke fällt. Spielerisch macht das allerdings, auch dank des gemächlichen Spielablaufs, tatsächlich nichts. Auch die Auflösung ist nicht mehr so hoch. Gedockt schwankt sie zwischen gefühlt 576p und 900p, mobil fällt es noch etwas niedriger aus. Spiegelungen im Wasser laufen teilweise mit reduzierter Framerate, die Vegetation ist nicht auf der gleichen Detailstufe wie auf den stationären Konsolen und auch der Matsch scheint sich weniger zu deformieren. Und trotzdem wirkt Spintires Mudrunner: American Wilds auch auf der Switch sehr komplett. Die optischen Abstriche sind alle im Rahmen. Für mich persönlich eher positiv, Videofilter sind deutlich weniger präsent als auf der Xbox One.

Neue Karten, neue Probleme

Spintires Mudrunner: American Wilds im Test – Offroad unterwegsAmerican Wilds bietet neben den beiden im vergangenen Jahr erschienenen Gratis-DLC's noch die namensgebenden USA-Karten samt neuen, amerikanischen Fahrzeugen. Beide Maps haben schon gehobene Ansprüche, unter anderem muss das Holz direkt per Skidder eingesammelt und aufgeladen werden. Angenehmerweise bieten die US-Karten auch deutliche, optische Abwechslung. Hier hätte es gerne noch etwas mehr geben dürfen, weil die ursprünglichen Karten einfach einen sehr ähnlichen Look haben. Natürlich gilt das auch für die anderen Fassungen von American Wilds. Die schlagen sich mit folgendem Problem allerdings nicht rum.

Joycon und Pro Controller. Warum das ein Problem ist? Zuerst einmal fehlen schlicht und ergreifend analoge Trigger. Gerade bei einem Titel wie Spintires Mudrunner, der unter anderem einen Kriechgang fürs Gelände bietet nervt es immer wieder mal, wenn man das Gas nicht gescheit dosieren kann. In der Praxis ist das zwar kein Weltuntergang, aber ein klarer Vorteil der 'großen' Versionen. Bei den Joycons gesellen sich die kurzen Wege der Analogsticks dazu. In Verbindung mit der träge reagierenden LKW-Lenkung (das sind halt keine Go-Karts) hat man so ganz schnell viel zu weit eingeschlagen. Man kann sich zwar auch hieran gewöhnen, aber Pro Controller oder Xbox One Controller machen einem das Leben als LkW-Fahrer schon einfacher.

Endlich krabbeln lernen Teil 2

Spintires Mudrunner: American Wilds im Test – Offroad unterwegsEs ist immer noch (wild-)saugeil, durch die Wälder zu kriechen, sich Wege durch Flüsse zu bahnen oder einfach endlich durch den Sumpf gekommen zu sein. Daran hat sich seit letztem Jahr nichts geändert. Gleichzeitig könnte es auch ein paar andere Aufgaben geben. Auch die Kamera gibt sich nach wie vor bisweilen zickig. Immerhin, American Wilds bietet auch neue Challenges. Und die nunmehr zehn Karten können wirklich lange beschäftigen. Alles in allem ist American Wilds damit einfach noch mal ein bisschen besser als Mudrunner es letztes Jahr war. Switch-spezifisch nervt das Fehlen von Analogtriggern allerdings, während die zwangsläufigen technischen Abstriche keinen Spielspaß kosten.

Fazit:

Schon komisch, wenn der Entwickler für das grundlegendste Problem eines Spieles gar nichts kann. Denn tatsächlich macht sich Spintires Mudrunner: American Wilds auf der Switch richtig gut. Weil es aber nicht unbedingt das beste Spiel für unterwegs ist und weil die anderen Controller nun mal Analogtrigger haben, empfiehlt sich der Switch Port wirklich eher für Spieler, die weder PS4 noch One haben. Spaß machen kann Spintires Mudrunner allerdings auch auf Nintendos kleinem Alleskönner.

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