Meine Meinung:
Yay! Die Spinster-Club Serie hat es in den deutschsprachigen Raum geschafft!
Liegt die englische Ausgabe „Am I normal yet?" schon gefühlte tausend Jahre auf meinen SUB? Möglicherweise.
Wollte ich es schon tausend Mal lesen, weil mir Holly Bourne andauernd bei englischen Blogger, Instrammern oder einfach gesagt, bei vielen Menschen unterkommt? Eventuell.
Bin ich ein kleines Faultier, dass englische Bücher schnell kauft, aber langsam liest? Definitiv.
Also, wir fassen zusammen: Ich wollte das Buch schon seit Ewigkeit lesen und hab es aber nicht getan, weil jetzt aber Deutsch sich mehr nach zu Hause anfühlt und der Dtv-Verlag mich irgendwie lieb hat, habe ich die deutsche Ausgabe vorab zugeschickt bekommen. Und zack, nach zwei Tagen war ich auch schon durch.
Okay, die Inhaltsbeschreibung gibt nicht wirklich viel Preis, es geht kurzgefasst - um psychische Erkrankungen und Feminismus. Und sagen wir so - eines davon wurde wirklich gut umgesetzt, das andere eher mau.
Irgendwie red ich hier nur um den heißen Brei, jetzt mal Tacheles: Evie leider an einer Zwangs- und Angststörung. Es kam soweit, dass sie in einer geschlossenen Anstalt gelandet ist - nach dieser „Auszeit", kommt sie aufs College. Ein frischer Start, einige mögen sich vielleicht an das verrückte Mädchen erinnern, doch eigentlich kann sie sich neu erfinden.
Ihre beste Freundin Jane, die alle Höhen und Tiefen der Krankheit mit ihr durchgemacht hat, steht an ihrer Seite - doch es scheint sich eine Kluft zwischen ihnen aufzutun, hat sie doch jetzt einen Freund und somit meist keine Zeit mehr, versetzt Evie häufig.
Gut an einer Schule ist, wenn man schon was gutes suchen möchte - es gibt viele Schüler und einige davon können zu Freunden werden, aber wie stellt man fest, wem man vertrauen kann?
Evie findet zwei neue Freundinnen: Amber und Lottie.
Sie fühlt sich bei ihnen wohl und trotzdem versteckt sie sich, hört sich all die Sorgen und Nöte der Mädchen an, doch ihre verschweigt sie. Immerhin ist sie verrückt und niemand mag verrückte Menschen.
Und damit hat die Autorin aber sowas von in eine Kerbe geschlagen.
Kommt daher, dass ich selbst „verrückt" bin - im Kampf mit einer Depression/PTBS seit dem Jugendalter und herrje, wie sehr ich es kenne, sich selbst zu verstecken. Man ist da, nimmt aber nicht am Leben teil, spielt eine Rolle, die man sich ausdenkt.
Der englische Titel spielt damit mehr „Am I normal yet?" - „Bin ich jetzt normal?". Man versucht Dinge zu tun, die Jugendliche halt tun. Bloß nicht zeigen, dass die Verrücktheit eigentlich die Oberhand hat.
Evie wurde für mich wie eine geheime Verbündete, sie verstand wie es ist, wenn man sich selbst nicht versteht, aber für die Umwelt so tut, als hätte man Ahnung.
Die Ausarbeitung der psychischen Erkrankung ist genial - da kommt nicht der Held in der strahlenden Rüstung um die Ecke und rettet die arme Prinzessin, nö, weil eine psychische Erkrankungen eine echt beschissene Angelegenheit ist, vor der man nicht gerettet werden kann. Man lernt damit zu leben, mit allen Höhen und Tiefen, aber mehr auch nicht, was die Geschichte so großartig eingefangen hat.
Sprich, die psychische Erkrankung ist in der Umsetzung sehr gelungen, bleibt für den Feminismus nur die schlechte Beurteilung.
Amber, Lottie und Evie gründen den Spinster-Club (was es damit auf sich hat, wird im Buch gut erklärt). Sie unterhalten sich über feministische Themen und landen zack immer wieder bei Jungs, was einen den Bechdel-Test nicht wirklich bestehen lässt (wird auch erklärt).
Was ebenso okay ist, weil sie nun mal Teenager sind und wir wissen, sowohl bei Jungs, als auch bei Mädchen fliegen die Hormone da hoch.
Für mich kam der Feminismus, nicht wirklich raus - es gibt von den Spinster-Girls drei Teile, Nummer zwei „ Was ist schon typisch Mädchen?" erscheint am 31.August 2018 und klingt in diesem Bereich vielversprechender.
Hier heißt es wohl abwarten, weshalb es eigentlich gar keine schlechte Bewertung hier ist, sondern eher etwas, was sich noch nicht bewerten lässt. Ich warte mal Teil zwei ab und motz dann weiter.
Als Jugendlicher habe ich „Sprich" von Laurie Halse Anderson durch Zufall entdeckt, die Protagonistin Melinda wurde für mich eine Verbündete, nein, sie wurde meine beste Freundin, durch die Seiten hindurch. Ich denke, genau diese Kraft könnte Evie auch auf Menschen haben. Man kann sich vor der Welt verstecken, äußerlich jemand anderes sein, aber es gibt diese Buchcharaktere, die dich verstehen, wenn du Angst hast, dass es sonst niemand tut.
PS: Ich erwarte im nächsten Teil ausführlichere Informationen über Olli!! Und ja, ich schaff somit den Bechdel Test auch nicht, aber - Olli!!!