Wenn Kinder etwas wollen und das nicht bekommen, dann kann es passieren, dass sie ihren Wunsch mit ein bisschen Lärm oder Stampfen unterstreichen. Manchmal hilft das, weil es die Erwachsenen nervt. Aber die Erwachsenen nennen das dann eine Trotz-Phase. Weil man etwas trotz-dem will. Die Trotzphase ist bei Nilpferden, Nashörnern und natürlich bei Elefanten besonders gefährlich – denn wenn die mal richtig zu stampfen beginnen … ei dann gib acht!
Schwierig ist es aber für die kleinen Schmetterlinge. Wenn die mit den Füßchen auf den Boden stampfen, dann merkt das gar keiner, und sie können gar nicht das erreichen, was sie wollen. Martin zum Beispiel, ein kleiner Schmetterlingsjunge, wollte mal ein Eis. Und dann sagte seine Mama einfach nein. Martin schrie auf, aber das hörte man kaum, dann schlug er seine Flügel zusammen, aber das gab gar kein Geräusch, und auch als er mit allen sechs Beinen zu trampeln anfing, merkten seine Eltern nicht mal, dass er in die Trotzphase gekommen war.
So beschloss Martin, einen Club zu gründen – also sich mit anderen Falter-Kindern zusammenzuschließen, die ein ähnliches Problem hatten. Er verschickte ein kleines Faltblatt … und das Interesse war überwältigend. Da waren kleine Zitronenfalter, Pfauenaugen und Kohlweißlinge, aber auch die Kinder verschiedenster Nachtfalter und sogar Kleidermotten, Frostspanner und Birkenspinner, die sich anmeldeten! Das Treffen machten sie am Fluss unten, da wo es eine kleine Kiesbank hatte. Wow, das sah aus, alle diese Schmetterlingskinder, die herumflatterten, in der Luft Fanges spielten oder auf den warmen Steinen saßen. Jetzt kam sich Martin aber sehr wichtig vor – und er wollte eine kleine Ansprache halten, aber das merkte keiner und als er mit den Füßchen stampfte, hörte man das nicht einmal. Und die Falter spielten weiter Räuber und Gendarm, Verstecken oder suchten einen Schatz im Silbersee. Wie sollte man da eine Trotzphasenversammlung durchführen?
Aber plötzlich hatte er eine Idee. Er kam darauf, weil ihn einige glitzernde Sandkörner störten. Schmetterlinge lieben zwar die Sonne heiß und innig, aber sie hassen es, wenn sie geblendet werden. Also holte sich Martin ein besonders spiegelnder Sandsplitter. Er stellte sich wieder auf seinen Stein und begann, die andern Schmetterlingskinder zu blenden. Die ersten regten sich noch auf, aber dann begannen sie sich alle gegenseitig zu blenden und das war eine riesige Blenderei.
Aber – nun waren sie alle auf ihn aufmerksam geworden! So konnte er seine Rede beginnen, und es wurden auch alle sofort still: „Liebe Kinder, Schmetterlinge, Nachtfalter und Spanner und Spinner“ alle klatschten lautlos mit den Flügeln. „Ich habe lange überlegt, was man tun könnte, damit wir unseren Wünschen bei den Eltern mehr Nachdruck verschaffen könnte. Und heute stelle ich euch meine Erfindung vor: Blenden!“ Alle Schmetterlingsknaben und -mädchen lachten und blendeten sich gegenseitig. Martin staunte selber darüber, wie schlau er war, denn vor fünf Minuten hatte er selber noch keine Ahnung, wie ein Schmetterling auf sich aufmerksam machen könnte.
„Ab heute beginnt eine neue Zeit für uns Schmetterlingskinder“ begann Martin wieder. „Endlich können wir auch eine richtige Trotzphase einführen, wo wir die Eltern oder Lehrer so lange nerven können, bis sie das tun, was wir eigentlich wollen!“ Und wieder klatschten alle (nur hörte man nichts). „Ab dem nächsten Montag werde ich Blendkurse veranstalten, in dem ihr lernen könnt, wie man besonders gut blendet. Ich wünsche euch noch einen schönen Nachmittag!“
Auf diese gute Nachricht hin begann ein noch ausgelasseneres Tanzen und Spielen unter den kleinen Schmetterlingen.
Ach und übrigens: es gibt keine Schmetterlings-Kinder. Denn wenn die Falter klein sind, sind sie bekanntlich Raupen. Schade eigentlich.