Über die Auswirkungen der Coronakrise muss man nicht viel schreiben. Es hat wohl jeder die Kontaktbeschränkungen und andere Einschränkungen miterlebt. Für die Kinder hat sich von einen Tag auf den anderen alles verändert. Aus einem geregelten Alltag wurde eine Mischung aus Ferien, Wochenende und irgendetwas anderem, neuem. Mittlerweile darf man wieder raus und man darf auch wieder andere Menschen treffen. Wie sehr meine Kinder unter dem Hausarrest gelitten haben, ist mehr vor einigen Tagen bewußt geworden. Anfang Mai wurden bei uns die Spielplätze wieder geöffnet. Das Ende der Spielplatz Abstinenz und die Reaktion meiner drei Kleinen war überraschend, aber schön für mich.
High Tech
Meinen Kindern fehlt es an nichts. Wir haben einige Kindle-Tablets, 3 Echos und tatsächlich vier funktionierende Fernseher in unserer Wohnung. Normalerweise sehen die Kinder Abends ein wenig fern und haben Nachmittags Zeit, sich mit den Tablets zu beschäftigen. In der Coronazeit haben die Kindle aber ein wenig an Attraktivität verloren. Schuld sind die beiden Lehrerinnen der Großen. Sie haben nämlich über eine App ständig neue Aufgaben übermittelt. Die Kinder mussten die dann erledigen und die Lehrerinnen haben Zugriff auf die Ergebnisse. Aber ansonsten mögen sie es, wenn sie sich mit unserer Unterhaltungselektronik beschäftigen. Während der Coronazeit ist der Konsum ein wenig gestiegen. Wir haben auch mal Nachmittag einen Film geguckt und es kam sogar vor, dass wir einen zweiten Fernseher in Betrieb genommen haben.
Natur
So sehr meine Kinder es mitunter mögen auf irgendwelche Displays zu starren, oder kleine, virtuelle, bunte Wesen zu füttern, es gibt eine Sache, für die sie alles stehen und liegen lassen. Gehen wir raus, dann sind sie in 99,8% der Fälle sofort dabei. Sehr sehr selten kommt es mal vor, dass eines der Kinder keine Lust hat, aber normalerweise sind sie für das Rausgehen sehr leicht zu begeistern. Anfangs haben wir alle zwei Tage einen Spaziergang gemacht. Nachdem es in der Stadt zu eng war, sind wir öfter mal rausgefahren und waren an Flussufern, oder im Wald mit den Kindern. Stöcke sind fast genauso faszinierend, wie Pfützen. Ständig suchen sie passende Äste, tauschen sie miteinander, oder ersetzen sie durch neue, bessere. Kein Käfer ist vor ihnen sicher und sie lieben es, im Matsch zu wühlen, oder ihre Taschen mit Steinen zu füllen.
Spielplatz
Was sie aber besonders lieben, sind Spielplätze. Nicht nur die Kinder. Auch ich und mein Mann lieben Spielplätze. Wir haben deutlich weniger Bewegungsdrang, als die Kinder und die Natur kann man auch im Sitzen genießen. Zumindest hin und wieder tut es gut. Am Spielplatz ist da alles in Ordnung. Die besten Spielplätze sind klein und unbekannt, oder sehr abgelegen. Die besten Spielplätze haben einen stabilen Zaun, oder noch besser, eine Mauer und nur einen einzigen Ein- und Ausgang. Sind die Spielgeräte dann auch noch nicht übertrieben hoch und sehen von unten gefährlich aus, dann kann man sich so richtig entspannen. Auf den besten Spielplätzen kann man sich bequem auf einer Bank positionieren und muss nur den Ausgang im Blick haben.
Sonarortung
Meine Kinder sind sehr laut. Das ist in geschlossenen, wie etwa dem Auto ein Nachteil. Meine Kleinste hat in den letzten Wochen eine völlig neue Angewohnheit entwickelt. Sie quietscht wie verrückt, wenn ihr etwas nicht passt. Und weil bei drei Kindern durchaus häufig etwas nicht passt, quietscht sie oft. Draußen ist das nicht weiter schlimm. Einerseits gibt es nichts, das den Schall reflektiert, also sind die Kinder prinzipiell leiser. Andererseits bewegen sie sich weit weg. Zusätzlich sind sie in der Natur auch mit anderen Dingen beschäftigt, als sich gegenseitig zum Quietschen zu bringen. Die Lautstärke die meine Kinder auch beim Spielen halten, macht die Aufsicht am Spielplatz noch einfacher. Auch auf einem gut besuchten Spielplatz hört man sie sehr deutlich zwischen den Kindern mit normalem Stimmumfang.
Virus und Sperre
Während dem Lockdown wurden auch Spielplätze gesperrt. Solange die Sperre aufrecht war, war mir nicht bewußt, dass meine Kinder Spielplätze vermissen. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, kann ich mich allerdings an zahlreiche Gespräche darüber erinnern. Das Thema war doch allgegenwärtig und zumindest einmal am Tag hat eines der Kinder nach der Öffnung der Spielplätze gefragt. Jetzt, wo sie wieder offen sind, haben wir uns sicherheitshalber noch ein paar Tage Zeit gelassen. Menschenansammlungen sind nach wie vor wohl nicht die beste Idee, also wollten wir den Sturm auf die Spielplätze abwarten. Anfang der Woche war es dann soweit und meine Kinder durften das erste mal wieder schaukeln.
Schaukeln
Man hört immer wieder, dass die Kinder bewegungsfaul sind. Das Klischee, das dicke Kinder lieber daheim vor den Spielekonsolen sitzen, statt rauszugehen, kommt immer wieder vor. Obwohl meine Kinder aber eine ganz gute Ausstattung daheim haben, ist die Elektronik nicht mehr als ein Pausenfüller. Solange sie eben nicht raus dürfen, beschäftigen sie sich mit Tablet und Co..Die erste Wahl ist aber nach wie vor die Zeit im Freien. Dabei sind einfache Spiele, wie eine Schaukel unglaublich beliebt. Es gibt keinen Spielplatzbesuch, an dem sie nicht schaukeln. Schon als Kleinkind musste ich sie in die Schaukeln heben. Mittlerweile können sie selbst schaukeln. Beim ersten Spielplatzbesuch haben sie das mehr als ausgiebig und mit einer unglaublichen Begeisterung gemacht.
Angebote schaffen
Auch in unserem Garten in Ungarn haben wir als eines der ersten Dinge ein Schaukelgerüst aufgestellt. Es gibt dort eine Schaukel, in der zwei Kinder sitzen können und eine Korbschaukel. Eine klassische, einfache Schaukel fehlt noch. Nachdem wir unzählige Bäume in unserem Garten haben, möchte ich gerne ein Schaukelbrett selber bauen. Mein Mann kann sich gut daran erinnern, in seiner Kindheit eine solche Schaukel gehabt zu haben. Es war auch für ihn schon ein Highlight, wenn sein Vater sie aus dem Schuppen geholt und am Kirschbaum montiert hat. Genauso stelle ich mir das auch bei uns vor. Wir haben einen mächtigen Nussbaum mit langen, stabilen Ästen im Garten. Weiter hinten steht auch noch ein kleinerer Nussbaum, dessen Äste sehr niedrig hängen. Ideal für ein Schaukelbrett.
Einfache Spiele
Im direkten Vergleich zwischen Fernseher, oder Tablet und der Schaukel gewinnt die Schaukel. Das wirkt für uns Erwachsene überraschend. Für die Kinder ist das selbstverständlich. Die Bewegungserfahrung ist ihnen lieber, als das passive Spielen, oder Videos ansehen. Ihr Bewegungsdrang ist groß und sie bewegen sich auch in der Wohnung immer wieder laufend und springend von Raum zu Raum. Wenn sie rauskommen in die Natur, habe ich immer wieder dieselben Bilder im Kopf. Jeder kennt Aufnahmen davon, oder hat es schon selbst erlebt, wenn Kühe, oder Pferde nach einiger Zeit aus dem Stall auf die Weide kommen. So wie Kälber über die Wiesen galoppieren und sich wie beim Rodeo bewegen, so ähnlich kommen mir meine Kinder vor.
Schleusen auf
Schon auf dem Weg durchs Stiegenhaus merkt man die Unruhe. Vor der Tür haben wir einen breiten Bürgersteig und eine wenig befahrene Seitenstraße. Gehen wir über die Straße, sind wir in einem Park. Spätestens dort gibt es kein Halten mehr. Sie starten los und rennen erst mal ein wenig. Erst nach einiger Zeit kommen sie dann ein wenig zur Ruhe. Am Spielplatz ist es ganz ähnlich. Kaum angekommen wird erst einmal alles getestet. Man schaukelt, rutscht, klettert und spielt mit dem Sand. Erst danach entscheiden sie sich für ein Spiel. Bis vor einigen Wochen sind wir ganz selbstverständlich fast jeden Tag auf einem Spielplatz gewesen. Dass diese Zeit meinen Kindern besonders wichtig ist, war mir nicht bewußt.
Lernen fürs Leben
Jeder von uns kann schaukeln. Man kennt die Bewegung sehr gut und streckt fast schon instinktiv die Beine nach vorne aus, wenn es vorwärts geht und winkelt sie ab, wenn man rückwärts schaukelt. Jeder von uns kennt auch das Gefühl von der Schaukel zu springen. Wir sind alle gerutscht und haben sehr viel Erfahrung mit Sandkuchen. Auch wenn man in seiner Kinderheit nicht jeden Tag auf dem Spielplatz war, hatte man ausreichend Gelegenheit, Erfahrungen mit den Spielgeräten zu sammeln. So lernt man nebenbei das Hebelgesetz auf der Wippe und noch etliche andere Naturgesetze. An Stangen herunterzurutschen und über Hängebrücken zu balancieren gehört genauso dazu, wie die beste Rutschtechnik zu entwickeln.
Wichtiger Spielplatz
Die Zeit auf dem Spielplatz ist also in vielerlei Hinsicht wichtig für meine Kinder. Sie toben sich aus, lernen viele Bewegungsabläufe und nebenbei auch noch komplexe Zusammenhänge. Die Zeit am Spielplatz ist wichtig für die Kinder und jedes Kind sollte soviel Zeit, wie möglich auf Schaukeln und anderen Spielgeräten verbringen. Nach der Coronasperre sind meine Kinder auf dem Spielplatz richtig aufgeblüht. Ich werde bei unseren Spaziergängen zukünftig noch mehr darauf achten, dass wir einen Halt am Spielplatz machen. Manchmal dachte ich, dass die Kinder sich vor einem längeren Spaziergang drücken wollen, wenn sie kurz nachdem wir das Haus verlassen haben, nach einem Spielplatz fragen. Jetzt denke ich, dass sie wirklich den Bedarf haben am Spielplatz zu spielen. Zum Glück gibt es einige Spielplätze in unserer Gegend und wir können bei jeder unserer Runden mindestens einen Spielplatz einbauen.