Wer Spielesüchtige kennt, weiß vielleicht, wie krass es ist, wenn ein Betroffener den PC oder den Saft abgedreht bekommt. Oder man einfach den Laptop wegnimmt. Immer, wenn ich "Spielesucht" höre, bekomme ich in Bezug auf gewisse Erinnerung 2013 und 2014 noch immer ein flaues, unangenehmes Gefühl im Magen. Einen Spielesüchtigen im engen Freudeskreis oder familiären Umfeld zu haben ist ein hartes Los für alle - auch für den Süchtigen selbst.
Natürlich kenne ich nur mein paar Fälle aus dem Umfeld, die meisten nur ein bisschen, eben einen nur so gut, dass ich die Person war, die der abhängigen Person ab und an den Laptop wegnahm, unter Protest, Beleidigungen und schimmer. Und natürlich kann ich nur aus meiner Sicht berichten:
Als Computerspielsüchtige habe ich viele kennengelernt, die eher ruhigere Typen waren, meist mänlich. Nur einen weiblichen Fall kenne ich persönlich. Oft waren das Jungs, die auch viel lesen, eher still und nicht so die Partyhengste sind. Und das Spielen bekam man dann auch nur mit, wenn man sich öfter mit den jeweiligen Freunden traf und immer wieder in der unibibliothek, beim Chor oder bei der Theaterprobe mitbekam, wie oft und wie lang sie an Laptop oder Smartphone hingen, um dort Minecraft, World of Warcraft oder gar 2D Browser Games zu zocken. So unterschiedlich die Charaktere waren, so gleich war doch ihr Motiv beim Spielen: Raus aus der Realität, wo sie der Loser ohne Selbstbewusstsein sind oder wo alles Alltag und langweilig ist. Die Realität macht nicht immer Spaß, zur Schule, zur Uni oder zur Arbeit gehen ist eben kein Spiel. Und so betreten sie durchs Spiel neue Welten, in denen sie fliegen können oder Superkräfte haben, in den sie Zombies oder Nazis jagen, neue Welten erschaffen und andere niederbrennen. Und so verdrängen die Realität. Denn während alles im analogen Leben seine Zeit braucht, ist ein Level in einem Spiel oft ein schneller Erfolg. Dieses Wegträumen und die digitalen Erfolge sind das, was einen dann süchtig macht.
Andererseits: Haben wir nicht alle unsere Drogen in den heutigen Zeit? Die einen fotografieren Foodporns, die anderen trainieren bis zum perfekten Sixpack und leben ihren Körperkult in vollen Zügen aus, andere kann man mit ihren exzessiven Konsum von Mode und Schminke schon als kaufsüchtig bezeichnen und auch unser Smartphone nutzen wir rund um die Uhr. Sind wir damit nicht alle handysüchtig?
Und auch nicht jeder, der gerne und viel zockt, ist gleich ein Abhängiger. Da gibt es andere Indikatoren, die eine Rolle spielen ... Zum Beispiel, wenn es soweit geht, dass abends oder nachts so exzessiv gespielt wird, dass der Schlaf darunter leidet und soziale Kontakte oder Verpflichtungen wie Schule, Arbeit oder Uni nicht mehr wahrgenommen werden, weil man immer weiter spielen möchte.
Die Sucht kommt wohl eher schleichend als plötzlich und ist für viele nicht so sichtbar, denn die Betroffenen isolieren sich oft von ihrem sozialen Umfeld. Und wie will man schon mitbekommen, dass einer süchtig ist, wenn er allein in seiner Wohnung lebt und man ihn nie zu Gesicht bekommt? Deswegen habe ich meinen Einzelfall einer direkten Beobachtung eines Absturzes hin zur Spielesucht auch nur im Rahmen einer Studenten-WG mitbekommen. Ein Glück, muss man sagen, dass der Betroffene damals nicht allein für sich lebte. Sonst wäre es diesem vielleicht noch immer nicht bewusst, dass das, was er da an Spielen konsumierte, nicht mehr gesund ist.
Der Zwiespalt der Computerwelt
Und hier ist das Problem: Einerseits brauchen wir PCs und Smartphones inzwischen alltäglich in unserem Leben - denn wer schreibt heute noch mit Schreibmaschine? Andererseits müsste man das, was einen süchtig macht, aus seinem Leben verbannen, oder? Aber noch besser ist es, nicht einfach den Gegenstand, der einen süchtig macht, aber eben nicht jeden süchtig macht, nicht aus seinem Leben komplett zu streichen, sondern ein gesunden und maßvollen Umgang zu lernen. Das ist etwas, was Spielesucht von anderen Süchten wie Alkoholsucht oder Drogenabhängigkeit weitaus unterscheidet.
Meist ist alles schon zu spät
Meist beginnt eine Behandlung von Computersucht erst dann, wenn schon vieles verloren ist - ob nun Beruf, Partner, Rückhalt in der Familie oder den Freundeskreis. Wie auch bei anderen Süchten muss wohl erst einmal Vieles verloren und kaputt gehen, bis der Betroffene einsieht, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Denn anfangs hat das Spielen ja positive Effekte, man fühlt sich in der digitalen Welt selbstbewusst, kann dort ganze Welten kontrollieren, abschalten oder angestaute Wut loswerden, Aufmerksamkeit bekommen und trägt dieses positive Gefühl auch mit ins analoge Leben. An sich ist es ja auch gut, Dinge für sich zu finden, die einem gute laune machen und Stress abbauen. Nur eben, dass dies auch bei einigen der Beginn der Abhängigkeit ist.
Und nicht nur die Außenwelt wird links liegen gelassen, wenn man mehr und mehr in den digitalen Spielen versinkt - auch Alltäglichkeiten wie der Haushalt, einkaufen gehen, Wäsche waschen oder die eigene Körperhygiene werden erst sekundär und nach und nach immer mehr vernachlässigt, da jede freie Zeit für das Spiel genutzt wird. Ist dieses Stadium erreicht, braucht man wirklich schon Methodik der schwarzen Pädagogik wie Wlan abstellen oder Laptop/Strom abstellen, um die Betroffenen vom Spiel wegzukriegen und die Realität zu holen. Bei "meinem" betroffenen Mitbewohner kam es da in harmlosen Fällen zu wüsten Beschimpfungen und Tobsuchtsanfällen seinerseits, bei dem jeder dreijährige in der Trotzphase vor Neid erblasst wäre.
Der Schmerz der Mitgefangenen
An schlechten Tagen nahm ich schnellstmöglich den Laptop unter den Arm und machte die Biege, denn es kam auch zu gewaltätigen Verhalten im Rahmen dieser Agressionen - auch mehrere Entzugsversuche blieben leider erfolglos. Schaltete man das Wlan ab, hockte er sich mitten auf den Gehweg mit seinem Laptop vor den nächstgelegenen öffentlichen Wlan Hotspot ... ein zermürbender Abend mit langer Suchaktion, wenn man den Spielesüchtigen nachts um 3 Uhr neben Müllsäcken bei 5 Grad Außentemperatur beim Zocken findet. Nahm man ihm den Laptop weg, spielte er an PCs in der Uni. Letztendlich weiß ich leider auch nicht genau, was aus seiner Sucht geworden ist, da ich ausgezogen bin. Positiv ist wohl zu sehen, dass er inzwischen einen neuen Nebenjob gefunden und noch nicht wieder verloren hat. Ob er sein Studium irgendwann schaffen wird, ist allerdings momentan noch nicht absehbar. Ehrlich gesagt bin ich persönlich froh, dass mein ehemaliger Mitbewohner eben nur ein Mitbewohner und nicht eben mein Partner oder ein Familienmitglied war. So war es für mich einfacher, mich davon zu distanzieren und für mich zu sagen: "Das ist nicht mein Problem. Er ist nicht mein Problem. Ich kann ihm helfen, aber irgendwo hat diese Hilfe ihre Grenzen und ich muss beginnen, mich selbst zu schützen." Anders geht es da der Mutter der Betroffenen, die wirkliche Krisen durchlebte und sich bis heute selbst Vorwürfe macht, warum gerade ihr Sohn in eine solche Sucht geraten ist und welchen Beitrag sie an dieser Sucht durch ihre Erziehung hat ... zu unrecht, finde ich. Aber für Betroffene eines Süchtigen ist es eben schwierig.
Ursachenforschung
Je nach Alter und Hintergrund kann die Spielesucht die verschiedensten Ursachen haben - manchmal ist es einfach Versagensangst oder Überforderung mit dem Alltag in der Schule oder bei der Arbeit, manchmal sind es Probleme mit dem Selbstwertgefühl oder mit zwischenmenschlichen Beziehungen. Generalisieren kann man nicht - so wie auch bei anderen Süchten. Einziger oberberiff, den man eventuell nennen kann, sind "Probleme sozialer Natur".
Spielesucht ist ein sehr komplexes Thema, weil jeder Süchtiger andere Motive hat und anders ist. Manchmal stürzt einen eine Lebenskrise oder Depressionen einen in die Sucht, mal ist es geringes Selbstwertgefühl, Soziophobie oder eine Kombination aus eben sehr vielen Faktoren, die die Sucht begünstigen. Die Spiele und der schnelle Erfolg, die fremden Welten, die im Spiel möglich sind, sind ein Ersatz für etwas, ein Wasauchimmer, das im realen Leben fehlt. Oft ist ein gemeinsamer Nenner, dass sich die Süchtigen in der realen Welt auf die ein oder andere Weise nicht wohlfühlen. Und wird ein Spiel langweilig oder es gibt dort ein Problem, dass ich nicht lösen kann, gibt es dafür viele andere Spiele, die ich spielen kann. So kann man den Problemen - anders als in der analogen Weg - einfach aus dem Weg gehen. Verdrängung spielt die Hauptrolle in dieser Sucht. Statt einem kalten Entzug hilft es also am besten, Ursachenforschung zu betreiben und herauszufinden, wie es zu der Sucht kommen konnte.
Diagnose und Therapie? Eine sehr individuelle und schwierige Angelegenheit!
Simpel gesagt ist es eine Computerspielesucht erst dann, wenn das Spielen das Leben dominiert und immer öfter und länger konsumiert wird, sodass das soziale Leben beeinträchtigt wird. Es lässt sich nicht einfach sagen, dass Menschen, die viel Zeit mit Computerspielen verbringen, süchtig sind - wichtig ist die Frage, ob sie ihr Leben und ihren Alltag selbstständig geregelt kriegen. Ebenso ist wichtig für das Diagnostizieren einer Computerspielesucht, ob der Betroffene gereizt ist und darauf aggressiv reagiert, wenn er nicht spielen kann.
Auch Therapiemöglichkeiten sind eher rar. Bislang bietet nur Mainz eine spezielle Therapie für Spielesucht an. Problematisch ist bislang, dass Computerspielesucht noch keine anerkannte Krankheit ist und somit meist nur Depressionen o. ä. bei Betroffenen behandelt werden können. Man kann nur hoffen, dass es längerfristig mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu dieser doch eher unbekannten Sucht gibt.
Natürlich kenne ich nur mein paar Fälle aus dem Umfeld, die meisten nur ein bisschen, eben einen nur so gut, dass ich die Person war, die der abhängigen Person ab und an den Laptop wegnahm, unter Protest, Beleidigungen und schimmer. Und natürlich kann ich nur aus meiner Sicht berichten:
Als Computerspielsüchtige habe ich viele kennengelernt, die eher ruhigere Typen waren, meist mänlich. Nur einen weiblichen Fall kenne ich persönlich. Oft waren das Jungs, die auch viel lesen, eher still und nicht so die Partyhengste sind. Und das Spielen bekam man dann auch nur mit, wenn man sich öfter mit den jeweiligen Freunden traf und immer wieder in der unibibliothek, beim Chor oder bei der Theaterprobe mitbekam, wie oft und wie lang sie an Laptop oder Smartphone hingen, um dort Minecraft, World of Warcraft oder gar 2D Browser Games zu zocken. So unterschiedlich die Charaktere waren, so gleich war doch ihr Motiv beim Spielen: Raus aus der Realität, wo sie der Loser ohne Selbstbewusstsein sind oder wo alles Alltag und langweilig ist. Die Realität macht nicht immer Spaß, zur Schule, zur Uni oder zur Arbeit gehen ist eben kein Spiel. Und so betreten sie durchs Spiel neue Welten, in denen sie fliegen können oder Superkräfte haben, in den sie Zombies oder Nazis jagen, neue Welten erschaffen und andere niederbrennen. Und so verdrängen die Realität. Denn während alles im analogen Leben seine Zeit braucht, ist ein Level in einem Spiel oft ein schneller Erfolg. Dieses Wegträumen und die digitalen Erfolge sind das, was einen dann süchtig macht.
Andererseits: Haben wir nicht alle unsere Drogen in den heutigen Zeit? Die einen fotografieren Foodporns, die anderen trainieren bis zum perfekten Sixpack und leben ihren Körperkult in vollen Zügen aus, andere kann man mit ihren exzessiven Konsum von Mode und Schminke schon als kaufsüchtig bezeichnen und auch unser Smartphone nutzen wir rund um die Uhr. Sind wir damit nicht alle handysüchtig?
Und auch nicht jeder, der gerne und viel zockt, ist gleich ein Abhängiger. Da gibt es andere Indikatoren, die eine Rolle spielen ... Zum Beispiel, wenn es soweit geht, dass abends oder nachts so exzessiv gespielt wird, dass der Schlaf darunter leidet und soziale Kontakte oder Verpflichtungen wie Schule, Arbeit oder Uni nicht mehr wahrgenommen werden, weil man immer weiter spielen möchte.
Die Sucht kommt wohl eher schleichend als plötzlich und ist für viele nicht so sichtbar, denn die Betroffenen isolieren sich oft von ihrem sozialen Umfeld. Und wie will man schon mitbekommen, dass einer süchtig ist, wenn er allein in seiner Wohnung lebt und man ihn nie zu Gesicht bekommt? Deswegen habe ich meinen Einzelfall einer direkten Beobachtung eines Absturzes hin zur Spielesucht auch nur im Rahmen einer Studenten-WG mitbekommen. Ein Glück, muss man sagen, dass der Betroffene damals nicht allein für sich lebte. Sonst wäre es diesem vielleicht noch immer nicht bewusst, dass das, was er da an Spielen konsumierte, nicht mehr gesund ist.
Der Zwiespalt der Computerwelt
Und hier ist das Problem: Einerseits brauchen wir PCs und Smartphones inzwischen alltäglich in unserem Leben - denn wer schreibt heute noch mit Schreibmaschine? Andererseits müsste man das, was einen süchtig macht, aus seinem Leben verbannen, oder? Aber noch besser ist es, nicht einfach den Gegenstand, der einen süchtig macht, aber eben nicht jeden süchtig macht, nicht aus seinem Leben komplett zu streichen, sondern ein gesunden und maßvollen Umgang zu lernen. Das ist etwas, was Spielesucht von anderen Süchten wie Alkoholsucht oder Drogenabhängigkeit weitaus unterscheidet.
Meist ist alles schon zu spät
Meist beginnt eine Behandlung von Computersucht erst dann, wenn schon vieles verloren ist - ob nun Beruf, Partner, Rückhalt in der Familie oder den Freundeskreis. Wie auch bei anderen Süchten muss wohl erst einmal Vieles verloren und kaputt gehen, bis der Betroffene einsieht, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Denn anfangs hat das Spielen ja positive Effekte, man fühlt sich in der digitalen Welt selbstbewusst, kann dort ganze Welten kontrollieren, abschalten oder angestaute Wut loswerden, Aufmerksamkeit bekommen und trägt dieses positive Gefühl auch mit ins analoge Leben. An sich ist es ja auch gut, Dinge für sich zu finden, die einem gute laune machen und Stress abbauen. Nur eben, dass dies auch bei einigen der Beginn der Abhängigkeit ist.
Und nicht nur die Außenwelt wird links liegen gelassen, wenn man mehr und mehr in den digitalen Spielen versinkt - auch Alltäglichkeiten wie der Haushalt, einkaufen gehen, Wäsche waschen oder die eigene Körperhygiene werden erst sekundär und nach und nach immer mehr vernachlässigt, da jede freie Zeit für das Spiel genutzt wird. Ist dieses Stadium erreicht, braucht man wirklich schon Methodik der schwarzen Pädagogik wie Wlan abstellen oder Laptop/Strom abstellen, um die Betroffenen vom Spiel wegzukriegen und die Realität zu holen. Bei "meinem" betroffenen Mitbewohner kam es da in harmlosen Fällen zu wüsten Beschimpfungen und Tobsuchtsanfällen seinerseits, bei dem jeder dreijährige in der Trotzphase vor Neid erblasst wäre.
Der Schmerz der Mitgefangenen
An schlechten Tagen nahm ich schnellstmöglich den Laptop unter den Arm und machte die Biege, denn es kam auch zu gewaltätigen Verhalten im Rahmen dieser Agressionen - auch mehrere Entzugsversuche blieben leider erfolglos. Schaltete man das Wlan ab, hockte er sich mitten auf den Gehweg mit seinem Laptop vor den nächstgelegenen öffentlichen Wlan Hotspot ... ein zermürbender Abend mit langer Suchaktion, wenn man den Spielesüchtigen nachts um 3 Uhr neben Müllsäcken bei 5 Grad Außentemperatur beim Zocken findet. Nahm man ihm den Laptop weg, spielte er an PCs in der Uni. Letztendlich weiß ich leider auch nicht genau, was aus seiner Sucht geworden ist, da ich ausgezogen bin. Positiv ist wohl zu sehen, dass er inzwischen einen neuen Nebenjob gefunden und noch nicht wieder verloren hat. Ob er sein Studium irgendwann schaffen wird, ist allerdings momentan noch nicht absehbar. Ehrlich gesagt bin ich persönlich froh, dass mein ehemaliger Mitbewohner eben nur ein Mitbewohner und nicht eben mein Partner oder ein Familienmitglied war. So war es für mich einfacher, mich davon zu distanzieren und für mich zu sagen: "Das ist nicht mein Problem. Er ist nicht mein Problem. Ich kann ihm helfen, aber irgendwo hat diese Hilfe ihre Grenzen und ich muss beginnen, mich selbst zu schützen." Anders geht es da der Mutter der Betroffenen, die wirkliche Krisen durchlebte und sich bis heute selbst Vorwürfe macht, warum gerade ihr Sohn in eine solche Sucht geraten ist und welchen Beitrag sie an dieser Sucht durch ihre Erziehung hat ... zu unrecht, finde ich. Aber für Betroffene eines Süchtigen ist es eben schwierig.
Ursachenforschung
Je nach Alter und Hintergrund kann die Spielesucht die verschiedensten Ursachen haben - manchmal ist es einfach Versagensangst oder Überforderung mit dem Alltag in der Schule oder bei der Arbeit, manchmal sind es Probleme mit dem Selbstwertgefühl oder mit zwischenmenschlichen Beziehungen. Generalisieren kann man nicht - so wie auch bei anderen Süchten. Einziger oberberiff, den man eventuell nennen kann, sind "Probleme sozialer Natur".
Spielesucht ist ein sehr komplexes Thema, weil jeder Süchtiger andere Motive hat und anders ist. Manchmal stürzt einen eine Lebenskrise oder Depressionen einen in die Sucht, mal ist es geringes Selbstwertgefühl, Soziophobie oder eine Kombination aus eben sehr vielen Faktoren, die die Sucht begünstigen. Die Spiele und der schnelle Erfolg, die fremden Welten, die im Spiel möglich sind, sind ein Ersatz für etwas, ein Wasauchimmer, das im realen Leben fehlt. Oft ist ein gemeinsamer Nenner, dass sich die Süchtigen in der realen Welt auf die ein oder andere Weise nicht wohlfühlen. Und wird ein Spiel langweilig oder es gibt dort ein Problem, dass ich nicht lösen kann, gibt es dafür viele andere Spiele, die ich spielen kann. So kann man den Problemen - anders als in der analogen Weg - einfach aus dem Weg gehen. Verdrängung spielt die Hauptrolle in dieser Sucht. Statt einem kalten Entzug hilft es also am besten, Ursachenforschung zu betreiben und herauszufinden, wie es zu der Sucht kommen konnte.
Diagnose und Therapie? Eine sehr individuelle und schwierige Angelegenheit!
Simpel gesagt ist es eine Computerspielesucht erst dann, wenn das Spielen das Leben dominiert und immer öfter und länger konsumiert wird, sodass das soziale Leben beeinträchtigt wird. Es lässt sich nicht einfach sagen, dass Menschen, die viel Zeit mit Computerspielen verbringen, süchtig sind - wichtig ist die Frage, ob sie ihr Leben und ihren Alltag selbstständig geregelt kriegen. Ebenso ist wichtig für das Diagnostizieren einer Computerspielesucht, ob der Betroffene gereizt ist und darauf aggressiv reagiert, wenn er nicht spielen kann.
Auch Therapiemöglichkeiten sind eher rar. Bislang bietet nur Mainz eine spezielle Therapie für Spielesucht an. Problematisch ist bislang, dass Computerspielesucht noch keine anerkannte Krankheit ist und somit meist nur Depressionen o. ä. bei Betroffenen behandelt werden können. Man kann nur hoffen, dass es längerfristig mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu dieser doch eher unbekannten Sucht gibt.
Weitere Informationen:
- Spielesucht - Internetsucht
- Spielesucht und Schicksale - Wenn Computerspiele das Leben bestimmen
- Computer-Spielesucht ist ein Teufelskreis
- Internet- und Spielesucht