Die Erwachsenen werden ab der Hälfte des Körpers abgeschnitten, nur die bedrohlichen Schlüssel rascheln und die Taschenlampen leuchten gespensterhaft, Schritte stampfen, Beine und Arme choreographieren eine zyklische Wiederholung des nahenden Unheils, sie wollen das Leben den Lichtern der Stadt rauben. Diese mondscheinromantische, drückende, okkultistisch aufgeladene Exposition definiert Spielberg als wahren Meister visueller Prägnanz: Mit wenig erklärendem Beiläufigkeitsdialog schwelgen die von Nebel umwölkten Illustrationen in ihrer agnostischen Spiritualität, die nicht mehr aus familiärer, makroskopischer Perspektive eine Geschichte kosmischer Verbindung und des Begreifens erzählt ("Unheimliche Begegnung der dritten Art"), sondern dem Kinderblick, dem Kinderverstand, dem Kindsein per se ewige Bedeutung abgewinnt.
Es ist das wahrhaftigste Geständnis eines (Jung-)Regisseurs, seine Essenz gestalterischer Schaffenskraft, tiefste Menschlichkeit und reine Liebe, es sucht eine telepathische Verbindung zwischen dem, was in ihm, dem Regisseur, lacht und dem, was weint. So, wie es die blauäugige Erfahrungswelt und verletzliche Innerlichkeit einer Freundschaft durchforstet und gleichzeitig transzendiert, die im Loslassen all jener dogmatischen Verbote zum Träumen, Schauen und Staunen unermessliche, unbezahlbare Freiheit erreicht, weil das Andere, das Abnormale und das Ausgegrenzte in Form eines knuffigen Weltraumkuscheltiers in unserem persönlichen Lebensterritorium starrer, penibler wissenschaftlicher Rationalisierung akzeptiert wird.
Spielbergs "E.T." fühlt sich überdies an wie eine hochgradig instinktsicher verknüpfte, unverdorbene Reise, nach zurück, in die Kindheit – die Schatten des Kinderzimmers, der Entdecker- und Forscherdrang, der zu einem O geformte Mundwinkel, der erste Kuss, die Aufregung; es war schön, einfach schön. Und heute stimmen die Überbleibsel traurig, denn es bedeutete das Ende von etwas, von dem man geglaubt hatte, es würde ewig währen.
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