Titel: Spiel der Macht (Die Schatten von Valoria #1)
Autorin: Marie Rutkoski
Übersetzerin: Barbara Imgrund
Format: Hardcover
Preis: 19,99 €
Seitenzahl: 368 Seiten
Verlag: Carlsen
ISBN: 978-3-551-58388-8
Bewertung: 3 Sterne
Inhalt
Kestrel ist die Tochter des ranghöchsten Generals von Valoria. Als siebzehnjähriges Mädchen hat sie nur zwei Möglichkeiten, was ihre Zukunft anbelangt: entweder tritt sie der Armee bei, wie ihr Vater, oder sie heiratet spätestens bis zu ihrem zwanzigsten Lebensjahr. Kestrel hat jedoch wenig fürs Kämpfen übrig, denn sie lebt allein für die Musik. Gleichzeitig möchte sie ihre Freiheit eigentlich nicht aufgeben, doch ihr scheint keine Wahl zu bleiben.
Als sie durch unglückliche Umstände bei einer Sklavenauktion landet ersteigert sie Arin, der sie auf unerklärliche Weise fasziniert. Und obwohl es unmöglich zu sein scheint, muss sich Kestrel bald eingestehen, dass sie mehr für den Sklaven empfindet als gut für sie beide ist. Doch hinter Arin verbirgt sich noch sehr viel mehr und Kestrel weiß nicht, dass der Preis für ihre Gefühle möglicherweise zu hoch sein könnte…
Gemeinsam mit einer Freundin mache ich regelmäßig eine kleine Buchbox-Aktion. Wir legen ein Thema fest und kaufen zu einem bestimmten Betrag ein Buch und passende Goodies ein. Das Thema für diese Box war „Ladys that slay“ und das Buch „Spiel der Macht“ war in dieser Box. Ich habe tatsächlich schon damit geliebäugelt die Reihe anzufangen, da ich durchweg positive Meinungen darüber gehört habe und mich die Handlung angesprochen hat. Es ist länger her, dass ich ein Jugendbuch gelesen habe und als das Buch am Wochenende dann so in meinen Händen lag, hat mich die Lust gepackt es direkt zu lesen. Ich kann nicht sagen, dass es ein Fehler war.
Der Einstieg in das Buch wird dem Leser sehr leicht gemacht. Die Autorin hat einen sehr locker und leichten Schreibstil. Sie schreibt mit kurzen, prägnanten Sätzen, die man schnell lesen kann. Nichts ist allzu kompliziert beschrieben oder dargestellt. Alles wird auf den ersten Blick gut erfasst. Es hat mir gefallen einmal nicht genauer aufpassen zu müssen, was gerade beschrieben wird.
Kestrel ist ein sehr intelligentes junges Mädchen, das ihren Platz in der Welt von Valoria noch längst nicht gefunden hat. Sie ist reich aber auch sehr verwöhnt, lebt auf einem riesigen Anwesen mit etlichen Hausangestellten und Sklaven. Ihr Vater ist der ranghöchste General von Valoria und aus diesem Grund kaum zu Hause. Ihre Mutter starb, als Kestrel noch sehr klein war und aus diesem Grund ist sie halbwegs von einer Sklavin aufgezogen worden.
Die Ausgangssituation ist leicht zu erklären: Valoria hat vor über zehn Jahren das Volk der Herrani überfallen und unterworfen. Sie sind starke Kämpfer, die nicht davor zurückschrecken ein Blutbad anzurichten. So konnten sie ein riesiges Imperium erschaffen, das es nun gilt zu vergrößern und zu halten. Die Sklaverei, in die die Valorianer die Herrani gezwungen haben, ist ständiger Begleiter in diesem Buch und gleichzeitig auch mein größter Kritikpunkt.
Kestrel ist mir nicht unsympathisch. Sie ist mutig, intelligent und ein wenig Vorlaut. Gleichzeitig reflektiert sie nicht alles, was sie tut und reagiert teilweise naiv, was mich an manchen Stellen etwas überrascht hat. Sie erwirbt aus einem Impuls heraus einen Sklaven für eine horrende Summe, nimmt ihn mit nach Hause und nähert sich ihm nach und nach. Als klar ist, dass sich etwas zwischen den beiden anbahnt, das eigentlich nicht da sein sollte, hätte ich gerne gelesen, dass Kestrel über die Ungerechtigkeiten des Systems nachdenkt. Die Sklaverei als solche einfach zu akzeptieren und hinzunehmen ist spätestens an dieser Stelle doch nicht mehr logisch. Kestrel ist unglaublich intelligent, sie hat ein Gespür für Kriegstaktiken und erkennt das Problem der Sklaverei nicht? Oder will sie dieses Problem gar nicht erkennen? Sie ist praktisch so aufgewachsen. Privilegiert, reich, ohne größere Sorgen. Und doch wirkt sie so unzufrieden. Doch das hat überhaupt nichts mit der Haltung ihres Volkes zu tun, sondern nur damit, dass sie entweder in die Armee muss oder heiraten. Was das angeht bin ich unglaublich genervt von ihr. Arin und Kestrel kommen aus unterschiedlichen Schichten und sie denkt keine Sekunde darüber nach, dass er für seine Stellung als Sklave nichts kann und sie vielleicht etwas daran ändern sollte. Gleichzeitig hat mich diese ganze Liebesgeschichte etwas genervt, denn es passiert einfach so, wie es in Jugendbüchern oft ist. Sie kennen sich kaum, unterhalten sich wenig und trotzdem ist es Liebe. Natürlich muss es Liebe sein, denn sonst wird es am Ende des Buches nicht dramatisch genug. Diese Insta-Love ist einfach nichts mehr für mich. Dem bin ich einfach entwachsen und finde nichts daran auch nur ein bisschen romantisch. Ich habe die Anziehung zwischen den beiden einfach überhaupt nicht gefühlt und deshalb konnte mich die Romanze auch null abholen oder überzeugen.
Da das Buch auch aus der Sicht von Arin geschrieben ist, hätte es natürlich sein können, dass ich ihm die Liebe zu Kestrel eher abkaufen könnte. Doch auch hier komplette Fehlanzeige. Wieso er sie so toll findet, erschließt sich mir in keinem Augenblick. Arin ist mir ebenfalls nicht unsympathisch, denn er ist ebenfalls intelligent und mutig. Er verbirgt ein sehr mächtiges Geheimnis, das man als aufmerksamer Leser recht schnell erraten kann. Allerdings muss man auch nicht lange darauf warten, um die Auflösung serviert zu bekommen. Die Frage stellt sich dann nur: wann wird alles auffliegen und wie wird sich dies auf das Machtgefüge auswirken? Diese Fragen haben mich sehr lange umgetrieben, denn die Autorin lässt sich viel Zeit, um endlich zu einem Wendepunkt zu gelangen. Die Spannung wird recht ans Ende gepackt und dort geht alles sehr schnell und mehr oder weniger logisch vonstatten. Es war zu erwarten, dass etwas in dieser Richtung passieren wird, allerdings ist das Verhalten der beiden Protagonisten für mich weniger verständlich gewesen. Mehr kann ich allerdings nicht dazu sagen, denn alles was jetzt noch kommen würde, wäre ein großer Spoiler.
Fazit
Im Großen und Ganzen hat mir das Buch gut gefallen. Der Schreibstil der Autorin ist toll zu lesen, der Aufbau des Buches ist gelungen und auch der Spannungsbogen der Handlung ist angenehm. Für meinen Geschmack hätte der Höhepunkt und anschließende Shodown ruhig etwas ausgebaut werden können, um noch mehr Spannung zu erzeugen. Die Liebesgeschichte ist natürlich relevant für die Handlung, denn sonst würden sich fast sämtliche Konflikte in Luft auflösen, dennoch war sie mir nicht realistisch und greifbar genug. Es war einfach eine Insta-Love wie sie im Buche steht. Nichts daran konnte mich überzeugen, was wirklich schade war. Der Umgang mit der Sklaverei in der Geschichte hat mir ebenfalls nicht gefallen. Es wird nicht reflektiert oder kritisiert, sondern einfach als da akzeptiert. Nicht einmal als sich die Protagonisten annähern, wird darüber nachgedacht, dass an diesem Konzept etwas nicht stimmt. Trotzdem bin ich gespannt auf den weiteren Verlauf der Geschichte und hoffe natürlich, dass meine Kritikpunkte in den weiteren Bänden der Trilogie etwas aufgegriffen werden.