Vielen sind die schwimmenden Plastikinseln in den Weltmeeren inzwischen ein Begriff. Kunststoff beherrscht unseren Alltag, dementsprechend hoch ist sein Anteil im Abfall – der Mülltrennung zum Trotz. Kunststoff lauert aber auch da, wo Verbraucher ihn vielleicht nicht vermuten: In diversen Kosmetikartiken als Mikropartikel. Während die Politik auf einen freiwilligen Verzicht der Kosmetikindustrie auf die Verwendung solcher Partikel setzt, fordern Forscher dringend deren Verbot.
Wie der NDR in seiner Plusminus-Sendung vom 8.Januar 2014 aufdeckte, finden sich winzige Plastikteilchen vor allem in Kosmetika mit Peeling- oder Glättungseffekt. Davon betroffen sind zum Beispiel Duschgels mit Peeling, Anti-Faltencremes oder Zahncremes. Diese Mikroplastikteilchen verstecken sich zumeist unter für Laien unverständlichen Namen, besonders häufig kommt Polyethylen zum Einsatz. Auf der Verpackung können die Inhaltsstoffe „Mikroperlen“ oder „Mikrokügelchen“ auf Plastik hindeuten. Es gibt Produkte auf dem Markt, deren Anteil an Plastikkügelchen am Gesamtinhalt bis zu zehn Prozent betragen.
Kosmetik mit Plastik – Auswirkungen auf den Menschen bisher wenig erforscht
Bisher existieren kaum Studien darüber, was mit den Mikroplastikteilchen im menschlichen Körper passiert. Vor allem Langzeitstudien fehlen zu dieser Fragestellung. Versuche mit Miesmuscheln (siehe Sendung Plusminus) haben gezeigt, dass winzige Plastikteilchen sich im Gewebe der Meerestiere festsetzen und dort zu Entzündungen führen. So ist es durchaus denkbar, dass Plastik sich auch im menschlichen Gewebe festsetzt und auf lange Sicht krank macht. Manch einer mag einwenden, dass Kosmetik überwiegend äußerlich angewendet wird und die Inhaltstoffe nicht direkt in den Körper gelangen. Wir meinen, dass Verbraucher die direkte Aufnahme nicht verhindern können – wie oft verschluckt man Zahnpasta beim Zähneputzen oder kleine Mengen Gel beim Duschen?
Mikropartikel aus Plastik – schädlich für die Umwelt
Während die Schädlichkeit der Plastikteilchen für den menschlichen Organismus nur vermutet werden kann, liegen Forschungsergebnisse zu Umweltauswirkungen vor. Die Mikroplastikteilchen gelangen durch den Abfluss in den Wasserkreislauf und verunreinigen das Wasser. Gerd Liebezeit, Chemiker an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg, gibt zu bedenken, dass Kläranlagen nicht alles filtern. Klärschlamm, der als Dünger verwendet wird, kann Mikroplastik enthalten, der auf diesem Weg in die Nahrungskette gelangt. Durch den Wind verteilt sich das Mikroplastik in der Luft. Im Trinkwasser konnten bereits Mikropartikel aus Plastik nachgewiesen werden. Gerd Liebezeit fordert: „Die Verwendung von Plastikteilchen in Kosmetik- und Reinigungsprodukten sollte verboten werden.“
Was macht die Kosmetikindustrie?
Laut „Plusminus“ sieht Nivea „Handlungsbedarf“ und will bis Ende 2015 auf Mikropartikel in ihren Kosmetikprodukten verzichten. Wir fragen uns, warum nicht schon jetzt? Noch mehr Zeit lässt sich Procter & Gamble: Der Konzern hat sich verpflichtet, alle Mikroplastikteile bis 2017 aus seinem Sortiment zu entfernen.
Kosmetik mit Mikroplastik vermeiden
Wer sichergehen möchte, dass sein Kosmetikprodukt kein Plastik enthält, ist mit Naturkosmetik auf der sicheren Seite. Naturprodukte enthalten keine Plastikteilchen. Bei herkömmlicher Kosmetik erkennen Verbraucher das Plastik an den Bezeichnungen Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP).
Eine aktuelle Liste mit Kosmetikprodukten, die Kunststoffteilchen enthalten, finden Verbraucher auf der Seite von BUND: