Spiegeln: Vorsicht vor Leuten, die euch sofort sympathisch sind!

Spiegeln und Mirroring

Es gibt Menschen, die sind uns auf der Stelle sympathisch. Oft wissen wir gar nicht mal so recht, wieso. Wir fühlen uns einfach gut in deren Gegenwart und haben das Gefühl, dass uns diese Person kein Härchen krümmen kann. Doch da können wir uns böse täuschen! Auf was ihr achten müsst, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Bild: (BY-SA) Tetra Pak

Alte Ehepaare

Wenn zwei Menschen über längere Zeit zusammen leben, ähneln sie sich immer mehr. Ist euch das auch schon aufgefallen? Das kommt nicht von ungefähr!

Wenn ich hier von “sich ähneln” spreche, meine ich aber nicht das Aussehen. Das Äußere einer Person verändert sich nicht, nur weil man viel Zeit mit einem ganz bestimmten Menschen verbringt. Zumindest ist mir keine derartige Studie bekannt. Aber: Menschen versuchen immer, sich an ihre Mitmenschen anzupassen. Und um genau das geht es hier.

In der Körpersprache sprechen wir dabei vom “Spiegeln”; im englischen bekannt als “Mirroring”. Es handelt sich dabei um eine sehr interessante Eigenart von Menschen.

Ehepaare machen das über die Jahre automatisch. Und je länger sie ein Paar sind, desto ähnlicher wird deren Mimik, Gestik und Körpersprache. Auf Außenstehende wirken sie dann wie Seelenverwandte.

Stummfilm

Wenn wir zwei Menschen dabei beobachten, wie sie sich unterhalten, können wir – ohne die beiden überhaupt zu hören – sehr rasch erkennen, ob sie “auf einer Wellenlänge” sind oder nicht. Auch aus der Ferne erkennen wir, ob sie gleicher Meinung sind oder unterschiedliche Ansichten haben. Wie geht das? Ganz einfach: Wir achten auf deren Bewegungen und Gestik, und schon wissen wir Bescheid.

Wenn zwei Menschen gleicher Meinung sind, haben sie eine ähnliche Körperhaltung, ähnliche Gestik und auch ihr Verhalten ähnelt sich stark. So trinken sie zum Beispiel nahezu gleichzeitig aus ihren Gläsern oder kratzen sich fast gleichzeitig am Kopf. Dies alles geschieht unbewusst! Den beteiligten Gesprächspartnern fällt dies grundsätzlich gar nicht auf. Ein weiteres Beispiel: Eine Person schaut in eine bestimmte Richtung, und sofort tut die andere Person dasselbe. Genau das verstehen wir in der Körpersprache unter “Spiegeln”.

Das Spiegeln geht sogar noch weiter. Seid ihr auch schon mit mehreren Freunden in einem Restaurant gesessen und habt nahezu das Gleiche (oder sogar exakt das Gleiche) bestellt? Und wie schaut es mir eurer Kleidung aus? Trägt ihr einen ähnlichen Kleidungsstil wie eure engsten Freunde? Auch das ist Spiegeln.

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Dominanteste in diesem Land?

Wenn wir mit der Thematik rund um das Spiegeln vertraut sind, können wir auch erkennen, wer in einer Gruppe das Sagen hat, wer die dominanteste Person ist.

In einer Gruppe aus drei oder mehr Leuten müssen wir einfach darauf achten, welche Person am häufigsten eine Gestik oder Bewegung macht, welche die anderen dann spiegeln. Genau diese Person ist am dominantesten. Meistens wird diese Person entweder von allen sehr geschätzt oder hat einen höheren Status. Im Büro zum Beispiel ist es sehr wahrscheinlich, dass die Angestellten die Körpersprache des Chefs spiegeln. Wenn wir öfters das Umgekehrte beobachten, sollten wir uns Gedanken machen…

Wenn wir dann noch mehr ins Detail gehen wollen, geht es sogar nicht mehr nur um spiegeln oder nicht spiegeln, sondern auch um die Geschwindigkeit, mit der jemand gespiegelt wird.

Wenn eine Person im Restaurant etwas bestellt, und die anderen sich dann sofort anschließen, bedeutet das entweder, dass die erste Person sehr einflussreich oder die anderen neu und mit dem Restaurant noch nicht so vertraut sind.

Wenn hingegen eine Person nur langsam – also nicht gleich sofort – gespiegelt wird, schaut es schon ein wenig anders aus. Hier könnte es sein, dass die Anderen deren Entscheidung anzweifeln und hinterfragen.

Spiegeln ist eine Kunst, die einige Leute richtiggehend perfektioniert haben. Wenn ihr mit diesen Leuten sprecht, adaptieren sie sehr rasch eure Körpersprache, eure Gestik und euer Verhalten. Ein Profi bringt es sogar fertig, eure Sprechweise zu imitieren. Das alles führt dazu, dass ihr euch in der Gegenwart dieser Person sehr wohl fühlt. Und ohne dass ihr es merkt, seid ihr in einer Verfassung, in der ihr leicht manipuliert werden könnt.

Eine kürzlich von der Ohio State University durchgeführte und auf Psychology Today publizierte Studie zeigt: Durch bewusstes und absichtliches Spiegeln eurer Mitmenschen kann sich eure Beziehung zu diesen Menschen deutlich verbessern. Die Leute finden euch dadurch sympathischer:

College-Studenten wurden gebeten, einzeln mit Forschern zusammen zu sitzen und Bilder zu diskutieren. Die Forscher adaptierten bei der einen Hälfte der Studenten bewusst die Körpersprache, während sie bei der anderen Hälfte der Studenten die Körpersprache nicht spiegelten. Danach wurden die Studenten gefragt, wie sympathisch sie die Forscher fanden. Studenten, deren Gestik gespiegelt wurde, bewerteten ihre Forscher deutlich besser als jene, deren Gestik nicht gespiegelt wurde.

In einer anderen Studie wurden Freiwillige nach ihrer Meinung zu verschiedenen Werbeanzeigen gefragt. Doch dies war nur ein Vorwand, was die Freiwilligen jedoch nicht wussten. Tatsächlich ging es um eine ganz andere Sache: Während der Befragung spiegelte der Forscher wiederum die Körpersprache der Hälfte der Freiwilligen, während er bei der anderen Hälfte eine neutrale Körpersprache an den Tag legte. Als die Befragung bereits einige Minuten dauerte, ließ der Forscher sechs Kugelschreiber “aus Versehen” auf den Boden fallen. Freiwillige, deren Körpersprache zuvor gespiegelt wurde, waren drei mal häufiger beim Aufheben der Stifte behilflich als jene, deren Körpersprache nicht gespiegelt wurde. Wenn das mal kein deutliches Resultat ist!

Wichtig zu erwähnen ist dabei, dass es ein Spiegeln und kein Nachäffen sein soll. Wenn das Gegenüber einen Schluck aus seinem Glas nimmt, können wir uns durchaus 10 Sekunden Zeit lassen, bevor wir das gleiche tun. Denn sobald wir jede noch so winzig kleine Bewegung des Gegenübers sofort eins zu eins kopieren, fällt es rasch einmal auf und wir erzielen den gegenteiligen Effekt von dem, was wir eigentlich wollten.

Rapport erstellen

Wenn ihr im Alltag das Spiegeln von Mitmenschen anwendet, könnt ihr nach einiger Zeit einen Zustand erreichen, den wir Rapport nennen. Ich werde sicher zu einem späteren Zeitpunkt in einem weiteren Artikel noch näher auf dieses Thema eingehen, deshalb nur kurz: Wenn ihr diesen Zustand erreicht, seid ihr so etwas wie auf einer Wellenlänge mit eurem Gegenüber. Rapport ist dann erreicht, wenn euer Gegenüber (ohne dass es ihm bewusst ist) auch anfängt, euch zu spiegeln. Wechselt mal eure Armposition und achtet darauf, ob das Gegenüber diese Bewegung spiegelt. Das Gegenüber ist jetzt in einem Zustand, in welchem es sehr leicht “geführt” werden kann.

Vorsicht!

Natürlich meinen es die meisten Leute, mit denen ihr euch super versteht und in deren Gegenwart ihr euch wohl fühlt, nur gut mit euch. Aber aufgepasst: Manche nutzen diesen Umstand auch aus, um euch arglistig zu täuschen, zu manipulieren und für unsaubere Zwecke zu missbrauchen! Die studieren und kopieren eure Körpersprache, spiegeln euer Verhalten und sorgen auf diese Weise dafür, dass ihr euch wohl fühlt. Und dann seid ihr beeinflussbar.


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