Spezial-Misch-Masch-Artikel

Von Trainbird

Jetzt hab ich aber schon lange nicht mehr von mir lesen lassen. Ich werde das mit einem Spezial-Misch-Masch-Artikel wieder gut machen

Donnerstag, 7.10.
Seit Donnerstag vor einer Woche habe ich Jóse, den kleinem Cousin der Familie, in die Geheimnise von Mario Kart auf einem Emulator für Nintendo 64 eingeführt. Für alle, die jetzt so ungefähr nur Bahnhof verstehen (ich denke da ganz klischeehaft an ältere Semester ), Nintendo 64 ist eine Spielekonsole aus dem Jahre 1997, die zur Zeit in Richtung Kultstatus unterwegs ist. Emulator heißt ein Programm am PC, das auch Spiele der Konsole lesen und darstellen kann, weil das natürlich wieder ein Spezialformat ist. Das Spiel Mario Kart ist ein Autorennspiel in Comicgrafik und mit schräger Bewaffnung (um Gegner auszuschalten) á la Schildkrötenpanzer, Bananen oder Unbesiegbarkeit. Das Spiel ist also dementsprechend alt in Bezug auf Grafik und Möglichkeiten. Nach kurzer Zeit kommt auch noch Franclin, ein weiterer Cousin und am nächsten Tag auch noch Gabriel, Franclins Bruder um mitzuspielen. Es wird dazu dann auch die USB-Tastatur des Standrechners benötigt, damit überhaupt noch jemand Platz hat. Obwohl das Spiel auch Modi für bis zu vier Spieler anbietet spielen wir nach kurzer Zeit nur jeweils zu zweit, weil bei doppelter Tastaturbelegung manchmal die Fähigkeit zu lenken aussetzt, was für Fahranfänger dann in Mauern und Abründen endet. Auf jeden Fall wird seither jeden Abend gezockt, es hat sich das Angebot aber schon etwas verändert, weil Gabriel Spiele mitbringt, die sein PC nicht schafft. Was deshalb aber nicht heißt, dass sie hochmodern sind, das heißt nur, dass sein PC schon etwas älter ist – Stichwort Videotreiber von 1996 .

Freitag, 8.10.
Da ist am Vormittag erst mal überhaupt nichts Spannendes passiert. Das hat sich dann bis am Nachmittag auch nicht verändert. Und so ist der Freitag auch wieder zu Ende gegangen. Gut, ich hätte mir den Bericht vom Freitag also sparen können, aber nachdem hier nach zwei Monaten schon etwas Routine eingetreten ist, sieht es fast jeden Tag so aus. Deshalb auch immer weniger Artikel von mir. Aber ich habe wieder ein paar Ideen für Artikel, die müssen nur leider noch geschrieben werden, weil das die faulen Hunde nicht selber machen wollen

Samstag, 9.10.
Am Samstag gehe ich mit Adriana zu der Party eines 15. Geburtstags. Das Fest ist für eine junge Dame, deshalb auch so speziell. Der 15. Geburtstag hat in Nicaragua für Mädchen nämlich eine besondere Bedeutung, da wird besonders groß aufgetischt, alles besonders rosa eingefärbt und der Vater stellt besonders stolz seine jetzt quasi erwachsene Tochter den Festgästen vor. Erwachsen in der Kommune, nicht vor dem Gesetz.

Bevor wir aber losgehen und ich mir dieses Spezialfest mal genauer ansehen kann, tischt mir Marta noch schnell das Abendessen auf. Obwohl mir gesagt wurde, dass es dort auch etwas zu Essen geben wird. Nachdem Marta aber weiß, dass wir bald gehen und wohin und was das ist, denke ich mir nichts dabei und esse brav auf. Als wir die Straße entlang gehen (das Geburtstagskind wohnt keine zwei Blocks entfernt) wird die Musik immer lauter und man kann immer genauer erkennen, wer alles vor der der Haustüre steht und wartet, dass das Fest beginnt. Ich kenne exakt niemanden, aber auch Adriana sagt nur, dass das wohl die Freunde des Geburtstagskindes sein müssen.

Jetzt im Schnelldurchlauf mit Augenmerk auf die Kuriositäten und Spezialitäten eines 15. Geburtstag für Mädchen in Nicaragua: Alles ist rosa. Die vier Torten, die Deko, die Geschenkesackerl und alles wirkt wie ein verkleinerter Hollywoodfilm. Es wird Musik für Jugendliche gespielt – und das nicht zu leise – zu der die drei älteren Damen wohl ausnahmsweise nichts sagen. Als dann Essen aufgetischt wird, fallen mir fast die Augen aus dem Kopf, so einen Berg kann ich auch bei leerem Magen nicht verdrücken. Mir wird von anderen Gästen und Adriana mit einem riesen Grinser im Gesicht erklärt, dass ich auf keinen Fall etwas liegen lassen kann, dass ich bleiben muss, bis ich alles verputzt habe. Tatsächlich komme ich bis zur Mitte, dann ist absolute Schluss. Nach dem Essen wird getanzt. Die Tradition verlangt, dass die junge Dame einen Walzer mit ihrem Papa und einen anderen Tanz mit dem Freund zur Eröffnung zu tanzen. Das wird etwas verändert und ein nicht ganz klassischer Walzer mit spanischem Gesang gespielt und geschunkelt; ob der Nervosität sind keine originalen Walzertanzschritte zu erwarten. Danach wird wieder Flotteres aufgelegt und die Jugendlichen toben sich ein bisschen aus. Dann wird die Torte angeschnitten (dreimal, damit auch wirklich jeder ein Foto oder Video der ganzen Aktion hat) und das Fest ist auch schon wieder fast vorbei. Es wird wohl noch mit den Freunden weitergefeiert werden, aber wir bekomme als Wegration ein Stück von Torte Nummer 1 und ein Andenken, das ein kitschiges und rosa – was sonst – „15. Geburtstag“ Herzpüppchenplastikding darstellt, mit. Das Tortenstück gebe ich aber sofort an Franclin weiter, weil ich kann kein Essen mehr sehen.

Sonntag, 10.10.
Ein besonderes Datum, ein schräges Foto:

Wir haben entschieden, Eneri nach Europa zu schicken

Am Abend gehen wir zu einem beinahe neuem Grundstück meiner Gastfamilie. Genauer, dürfte es Eneri oder Adriana gehören und irgendwann angefangen werden dort ein Häuschen zu bauen, damit das Haus, in dem jetzt alle wohnen, nicht irgendwann aus allen Nähten platzt.

Dienstag, 12.10.
Am Dienstag diese Woche läuft den ganzen Abend so nebenbei im Laden CNN en español um ja nichts Wichtiges der Rettungsaktion in Chile zu verpassen. Um 21 Uhr ist es soweit, ich werde vom Computerspielen weggezerrt und es wird gespannt beobachtet, wie der erste Minero aus der Rettungskapsel steigt. Nüchtern und im Nachhinein betrachtet war das Ganze extrem unspektakulär, aber in Anbetracht der Umstände stehen Martas Schwester Magda sogar ein bisschen die Tränen in den Augen.

Mittwoch, 13.10.
Mein drittes Monat bircht an. Am Abend wird wieder gezockt, bis eine Tarantula auftaucht. Nicht unähnlich meinem Freund im Moskitonetz, selig. Daraufhin beginnt ein Tanz um den Mangobaum, hinter dem sie immer wieder verschwindet und um den ihr Gabriel hinterherhupft um ihr drauf zu hupfen. Schließlich wird zum Besen gegriffen und das Tier hat dran zu glauben. Allerdings wird die Aktion wieder einmal so stümperhaft gemacht, dass in dem übrig gebliebenem Haufen keine Spinne mehr zu erkennen ist. Also wieder kein Foto. Und ich habe das erste Mal einen völlig verrückten nächtlichen Ideenschub, sodass ich erst kurz vor Mitternacht den Block weglegen kann um mich endgültig hinzulegen.

Donnerstag, 14.10.
Um sechs Uhr weckt mich netterweise der Nachbar, weil er irgendwas herumhackt. Trotzdem bin ich sofort putzmunter. Meine Ideenliste ist zwar noch unvollständig, aber ich habe den ganzen Tag das Gefühl, die Welt zu verändern, stehe total unter Strom. Vermutlich auch deshalb kommt endlich wieder ein Blogeintrag . Die Ideen gehen von Bäume (die schon in Sackerl im Projekt stehen) setzen über diverse Zeichenmethoden ausprobieren bis hin zu alles umfassende Kurse um zwei Monate Ferien mit 40 Wochenstunden Arbeit zu füllen.

Und aktuell und im Hier und Jetzt
werde ich belagert, von inzwischen offenbar computersüchtigen Cousins (8 und 10), die unbedingt fordern, dass ich sofort aufhöre zu schreiben, oder zumindest schneller schreibe. Zwischendurch werde ich zu ihrem Unmut noch einer Tarantel vorgestellt, die ich dann sogleich für ein neues Projekt, das ich im Fraternidad angerissen habe, begeistern kann: Insektensammlung! Also gut, Marta hat das gut zehn Zentimeter große Tierchen eingefangen und es so zu einer kurzzeitig interessanten Abwechslung zwischen Mit-Socken-Abschießen und Jammern, ich solle mich spuren mit meinem blödem Text, den ja keiner lesen kann, für die beiden Plagegeister gemacht

So. Für morgen wurde ein Filmdreh über Nein zu Drogen angekündigt, dazu noch etwas spezielles, von dem die Kinder noch nichts wissen durften, weil sie sonst nicht kommen würden. Außerdem ist Spieletag. Mal schaun

Zum Schluss weise ich noch schnell auf sämtliche mir bekannten (und aktuell geführten) Condega-Blogs hin: