Schon seit einiger Zeit fasziniert mich folgendes Phänomen: Wir Menschen lieben industriell hergestellte Lebensmittel, besonders wenn sie süss sind, und ziehen diese im Alltag doch glatt vielen guten, zu Hause gemachten vor.
Ich sage nur: Nutella, Marmorguglhupf aus dem Supermarkt, herrlich weich, fett und wohlfeil ab 1,39 € zu erwerben, Schokopuddings, Mars-Riegel, Bugles Chips, die picksüssen Milka-Schokoladen, Fertig-Pasta und -Pizza, das von mir zu Tode verachtete Oreo-Keks ( Wollt Ihr wissen, warum? Und wenn nicht, ich sag’s Euch trotzdem:
Oreos haben keinen bestimmten Geschmack, sind ausschliesslich süss/fett und, nebenbei nicht umwerfend witzig/ästhetisch/innovativ im Entwurf und werden somit gänzlich zu Unrecht von Teenagern /Amerika verehrenden Pseudo-Foodies/ Möchtegern-Hipstern in den Himmel gehoben)
Chemische Zusätze, E-Nummern, Konservierungsmittel, künstliche Aromen, gehärtete Fette, Farbstoffe, der Zuckerschock nach dem Genuss, nichts von diesen schurkischen Elementen kann uns die Lust auf gewisse Leckereien nehmen!
Wir lieben diese Fressalien, weil sie uns seit unserer Kindheit (sogar und vor allem unbewusst) begleiten. Ich kaufe niemals Milka-Schokolade, und trotzdem erkennt Zoé mit ihren 2 Jahren die Werbung dafür schon und ruft aufgeregt ” Cocolat! “ (frz. Chocolat), wenn wir an einem lila-farbenen Plakat vorbeikommen.
Ts ts ts.
Aber warum nicht mal selber machen?
Als ich das erste Mal in Belgien war, kam das belgische Pendant zu Nutella in mein Leben:
‘Pâte de Spéculoos’, ein süsser, herrlich schmeckender Aufstrich, der aus Spekulatius und weisser Schokolade hergestellt wird (Tja, der Teufel ist süss..!), den man einfach so löffeln kann und der auf Waffeln, Palatschinken und French Toast eine sehr gute Figur macht.
Es gibt sie dort in jedem Supermarkt (die von Lotus, dem wahrscheinlich grössten Spekulatius-Hersteller Belgiens), aber auch (die luxoriöseren Varianten) in Spezialitätengeschäften zu kaufen. Und sie schmeckt wirklich sehr gut.
Vor einiger Zeit las ich in einem französischen Magazin ein Rezept dafür. Und nun, da die ersten Lieferungen Spekulatius in den Läden angekommen sind, dachte ich mir, es ist an der Zeit, das abgeschriebene Rezept aus meinem Fundus herauszufuzeln und zur Tat zu schreiten.
Denn erstens findet man diesen Aufstrich bei uns in Österreich kaum wo und zweitens ist es eine sehr originelle und leicht herzustellende Rezept-Idee.
Weihnachten naht ausserdem und diese Spekulatius-Creme wäre eine tolle Idee für ein selbstgemachtes Geschenk.
Apropos Geschenk: Kennt Ihr mein Rezept für Karamell zum Löffeln ?
Mit den Prädikaten “Traum-Mann kapituliert bedingungslos” und “Schwiegermutter schmilzt dahin” ausgezeichnet.
Nun aber zum heutigen Rezept:
Die Zutaten:
- 150 gr Gewürz-Spekulatius
- 30 gr feiner Zucker
- 100 gr Obers (Sahne)
- 100 gr weisse Kuvertüre
- 60 ml Agaven-Dicksaft ( oder flüssiger Honig)
- 60 ml neutrales Öl (Sonnenblumenöl)
Zubereitung:
Den Ofen auf 160 °C vorheizen.
Spekulatius auf Backpapier auf ein Blech legen.
Für 10 Minuten in den Ofen geben.
In der Zwischenzeit Agavendicksaft, Zucker und Obers in einem Topf erwärmen, kurz vor dem Aufkochen ausschalten.
Die Spekulatius in kleinen Portionen in ein Gefriersackerl geben und mit dem Nudelholz oder einer Weinflasche fein zerstossen.
Die weisse Schokolade fein hacken ( siehe TIPP No. 7 ).
Zu den Spekulatius geben.
Das heisse Obers-Agavendicksaft-Gemisch dazuleeren.
Mit einem Stabmixer zu einer feinen Paste mixen, langsam das Öl einfügen.
Die Creme soll glatt und fein sein.
In kleine Gläschen abfüllen.
TIPPS:
1. Am besten die doppelte Menge machen. Dieses Rezept ergibt nur 2 kleine Gläser und das zahlt sich, wenn man die Creme verschenken will, eigentlich kaum aus …
2. Man kann den Zucker weglassen.
3. Wenn man den Agaven-Dicksaft mit Honig ersetzt, dann nehme man einen flüssigen und geschmacklich nicht zu markanten Honig.
4. Bitte kauft den Honig vom Imker, er ist um soviel besser als der Supermarkt-Honig und preislich gleich. Ich habe in 5. Bezirk in der Christophgasse 4 die Stadtimker entdeckt. Dort kann man Honig, der aus Wien kommt, erstehen: Zum Beispiel Cremehonig von Bienenstöcken auf dem Dach der Kronenzeitung (vorzüglich!). Sie haben grosse Auswahl!
5. Wer statt normalem Zucker dunklen Muscobado-Zucker ( Ich bin ein grosser Fan! Man kann ihn so vielseitig einsetzen! ) verwendet, hat noch mehr Karamell-Aroma zu erwarten.