Da sind wir wieder, Ihr Lieben. Schön, wieder hier zu sein!
Und wir haben einen echten, ehrlichen und hoffentlich unterhaltsamen Urlaubsbericht mitgebracht.
Wo waren wir?
Im belgischen Middelkerke, gelegen in Flandern. Ein klassischer Urlaubsort, historisches Seebad zur Zeit der Belle Epoque und mit sehr schönen Stränden ausgestattet.
Hier kommen die Fotos unseres Ferienhauses, es ist das Haus vorne im Bild:
Hier der offene Kamin:
Der Sanitärbereich:
Das Schlafzimmer:
Hier stehen unsere Schuhe im Flur:
Nur Spaß! ;-)
Das waren unsere Fotos von der “Domein Raversyde”, die berührend perfektionistische Rekonstruktion eines Fischerdorfes aus dem Jahr 1465. Für uns Mittelalter-Fans war das natürlich ein Kracher. Mit angeschlossenem Museum, alles anschaulich und kindgerecht. Dort befindet sich auch ein wunderbares Naturgebiet sowie der Atlantikwall – dazu später mehr.
Tag 1, Samstag
Wir kamen in unserem geräumigen Ferienhaus an, das wir über eine große Internet-Plattform für Ferienunterkünfte gebucht hatten. Es hatte eine sehr steile Treppe innen, deren Charakter sich dadurch auszeichnete, dass die Stufen im unteren Bereich idiotisch hoch und im oberen gefährlich kurz waren.
Sie waren kurz und dafür aber sehr rutschig.
Es gab oben in einem der drei Zimmer ein (altes) Reisebett mit harter “Matratze” für Nummer 4 sowie in der Küche einen Babystuhl. Keinen Steckdosen- oder Treppenschutz. Aber gut, da muss man eben etwas mehr aufpassen – dafür hat man ja Urlaub.
Was es auch gab, war ein großer Hund.
Ich liebe Berner Sennenhunde. Mir kam das haarige, anhängliche Wesen zu Gute. Der Hund lag oder trottete den ganzen Tag auf dem Hof und langweilte sich. Er harrte vor der Tür auf und sprang uns an, wann immer wir das Haus verließen. Er klammerte sich mit den Pfoten an unsere Arme, wenn wir weitergehen wollten. Er suchte Aufmerksamkeit und Ansprache.
Kurzum: Er tat uns leid, wir mochten ihn, aber er bedeutete einen hohen Nerv-Faktor. Nummer 4 genoss Welpenschutz – aber verlässt man sich bei einem (fremden) Tier darauf? Und Nummer 3 hatte Angst. Wann immer man zur Tür sah, wollte er einem das Herz brechen. Und zwar auf diese Weise:
“Habt mich lieb, ihr Menschen. Ich brauche Liiiebe. Bütte!”
Der Ausblick in den Garten des Hauses war sehr schön, nach vorne heraus blickte man auf einen ömmeligen Hof, dem Hunde-Domizil. In einer kleinen Halle standen alte Elektrogeräte. Auf dem Hof selber lag ein zerkauter Schweineunterkiefer, wie ich identifizierte. Und ein Stück Tierschädel. Beides eben vom Hund zerkaut.
Dazu gab es die Ruine eines Schuppens, vorne offen – in dieser verrichtete der Hund dann sein Geschäfte. Viele Geschäfte. Ziemlich eklig irgendwie. Da dies ja ein ehrlicher Urlaubsbericht ist:
Wir waren noch einkaufen, haben ausgepackt und dann ein Spiel gespielt, das wir in jedem Urlaub spielen: Jeder schreibt ein paar Sätze einer Geschichte. Das Thema wird zuvor festgelegt. Man lässt den Beginn seines jeweils letzten Satzes sichtbar. Dann schreibt der Nächste weiter. Am Ende liest man die zusammengesetzte, herrliche verdrehte Geschichte laut vor. Wir kringeln uns immer wieder dabei.
Hier übrigens noch mal die Bettwäsche mit dem Pearl Index 0. Diese befand sich auf einem sehr, sehr schmalen Bett. Wir haben prima geschlafen. Nicht:
Tag 2, Sonntag
Sonntage können ja echt öde sein. Dieser begann auch irgendwie so.
Nachmittags waren wir dann aber am Meer. Dort gab es einen sehr schönen Spielplatz am Strand. Und Nummer 4 war überwältigt davon, im anscheinend größten Sandkasten der Welt zu sein.
Die Strandpromenade von Middelkerke zeichnete sich besonders durch die vielen Hochhäuser aus, in denen sich die unzähligen Ferienappartements befanden. Viele davon standen zum Verkauf. Ein Blick auf die Immobilienangebote zeigte: Eine solche Wohnung mit Meerblick kostete zwischen 190.000 und 420.000 Euro.
Na ja, schön fanden wir die Häuser nicht. Hier sieht man sie im Hintergrund:
Die Geschäfte der Promenade waren leider nicht sehr schön. Eher so: Von der Sonne ausgebleichte Wasserspielzeuge gammeln verloren in Verkaufsständern herum. In den Türen stehen ausharrend schlecht gelaunte Verkäufer*innen. Man will nicht da rein. Und lässt es daher auch.
Da Nummer 4 noch immer einen ordentlich langen (Nach-)Mittagsschlaf macht, waren wir nachmittags im Ferienhaus festgepinnt.
Tag 3, Montag
Wir haben den Atlantikwall besucht und waren in einem Modekaufhaus, wo es 70 Prozent Rabatt (Korting) auf eine Menge Klamotten gab.
Und wir waren wieder Lebensmittel und Leckerkrams einkaufen (hat uns am Ende des Schlemmerurlaubs nur ein Kilo mehr auf der Waage gekostet. Wir hatten anhand der Menge eher mit drei gerechnet …)
Durch helle Halogenbeleuchtung war das Wohnzimmer des Ferienhauses abends recht ungemütlich. Wir brauchten immer ein bisschen Wein, um uns da zu entspannen. Und um uns überhaupt zu entspannen. So richtig in Schwung kam der Urlaub nicht.
Wir blieben innerlich angespannt und gestresst.
Die Ausflüge waren allerdings bereichernde Abwechslungen:
Am Atlantikwall, einer riesigen Anlage aus dem Ersten Weltkrieg, entstand folgendes Foto – ziemlich niedliche Fotobombe, hm?:
Der geschichtsträchtige Ort erstreckt sich über drei Orte. Middelkerke bildet hierbei die Mitte. Man kann in den Wall hinein, die engen Bunkergänge entlang. Es gibt eine Waffenkammer, Geschütze wie FLAK und Panzerbrecher sowie diverse Informationstafeln. Es ist ein heftiges Gefühl, in einem nachgestellten Schlafraum der Soldaten zu stehen und sich vorzustellen, wie man da wohl schlief, während man im Hinterkopf einen möglichen Alarm hatte.
Hier noch ein paar Eindrücke vom Atlantikwall:
(Die Blumen im panzerbrechenden Geschütz sind von uns. Irgendwie konnten wir nicht anders ;-) )
Tag 4, Dienstag
Dienstag war das Wetter immer noch mäßig und wir setzten auf den Freitag als nächsten Tag für einen Besuch am Strand:
Tag 5, Mittwoch
Das Wetter taugte für einen Ausflug nach Brügge. Die mir oft angepriesene Stadt ist nur 30 Minuten von Middelkerke entfernt. Ich war sofort verliebt. Fans von historischen Städten und Bauwerken bekommen feuchte Augen. Wunderschön!
Klasse auch: Das Parkhaus. Zentral gelegen. Mit Musik. Und mit diesen Leuchten, die freie und belegte Plätze anzeigte sowie in blau Parkplätze für Menschen mit Behinderungen auswiesen:
Wir besuchten das “Historium” – eine unglaublich gut gemachte multimediale Ausstellung, die man auf dem Marktplatz findet.
Es wurde auf Bildschirmen in verschiedenen historisch rekonstruierten Räumen eine Geschichte projiziert. Ein Film eigens gedreht für diese Ausstellung. Lebensecht wirkende Figuren standen in Kulissen wie dem Maleratelier Van Eicks oder auf einem dunklen Markt (hier schneite es “echt”) sowie einem nach Salbeiseife duftenden Badehaus. Man ging von Raum zu Raum und hörte den Ton per Kopfhörer. Das war unglaublich gut gemacht.
Wir waren alle beeindruckt. Leider war dort das Fotografieren innerhalb nicht gestattet.
Daher hier ein paar Eindrücke des Großen Markts:
Nach diesem schönen Erlebnis betätigte sich Nummer 4 dann als Crasher der Harmonie und brüllte. So kennen wir ihn gar nicht. Eine Mischung aus Überreizung und Übermüdung brachte ihn dazu, seine rückenschmerzgeplagte Mutter zu belagern. Ich trug ihn über 30 Minuten ununterbrochen, weil er zu niemand anderem auf den Arm und schon gar nicht in den Kinderwagen wollte.
Am Ende hatte ich üble Schmerzen und dann wollten gleich zwei Mal nacheinander ein paar Machos, das ich (augenscheinlich gerade echt gebeutelte Mutter) ihnen Platz machte und auswich, weil wir uns entgegenkamen. Hab ich aber nicht gemacht. Wir rempelten uns an den Schultern an. Sie guckten schwer irritiert. Die blöden Blicke munterten mich auf.
Abends dann mal wieder Chips und Wein. Mehr Wein als Chips …
Tag 6, Donnerstag
Wir wären nicht wir, wenn wir uns entmutigen ließen. Also fuhren wir wieder nach Brügge.
Zuvor erklärte ich Nummer 4, dass ich möchte, dass er dieses Mal nicht so viel weinen würde. Ich hätte ja verstanden, dass es ihm zu viel war. Aber das Schimpfen wiederum habe mich fertig gemacht. Er grinste charmant. Und war total ausgeglichen. Wie ausgewechselt.
Und dann hatten wir den ersten richtig tollen Urlaubstag. Sechs Stunden lang waren wir in Brügge. Bei herrlichem Wetter.
Wir streiften durch wunderbare Gassen, entdeckten pittoreske Plätzchen mit kleinen Cafés und einen riesigen Spielzeugladen mit Sommerschlussverkauf. (Der war sowieso überall in Brügge.)
Wir aßen belgische Pommes frites (ja, die sind echt so lecker, wie man sagt) und genossen Eis. Eis mit Speculoos-Geschmack (Spekulatius). Sehr yummy. Gibt es auch als Brotaufstrich und schmeckt wie diese kleinen Kekse, die man manchmal zum Kaffee bekommt. Den Aufstrich gibt es übrigens auch im gut sortierten Online-Versandhandel – falls Ihr es mal probieren wollt.
Noch ein paar bildhafte Eindrücke gefällig? Aber gerne:
Und dann landeten wir vor einem der zahlreichen luxuriös ausgestatteten Schaufenster. Ich sah diese Tasche:
Ich: “Oh, Mädels! Guckt mal! Die Tasche!”
Nummer 2: “Chic! Würde dir gut stehen. Aber die kostet ja 225 Euro!”
Ich (gespielt unterkühlt und fies): “Ja, hätte ich euch nicht, hätte ich eine Menge solcher Handtaschen. Also benehmt euch auch wie Handtaschen …”
Die Großen lachten.
Nummer 3 nicht. Von ihr kam, gewohnt trocken: “Klasse. Echt. Ich kann mich ja schon mal an deinen Arm hängen.”
Tag 7, Freitag
Strandwetter! 27 Grad.
Ja, das war nicht heiß. Aber trotz des Windes warm genug.
Wir haben es genossen. Nummer 4 liebte den Sand, wir relaxten an der Strandmuschel, die Größeren waren im Meer. Nummer 3 trug, wie immer, ihre Schwimmweste. Ja, da waren keine anderen Kinder mit einer aufgepusteten Sicherung. Aber sie und ich, wir finden das eben gut.
Mr. Essential und ich bekamen richtig gute Laune. Und wir machen ein paar Fotos von mir in meinem neuen Bikini. Eigentlich trag ich seit 13 Jahren keine Bikinis mehr. Aber dieser ist ein High-Waist-Bikini – so ein 50er-Jahre-Teil. Und der ist Mamabauch-freundlich. Ich bin da ja etwas übergenau. Um mich herum gab es noch genug Frauen am Strand mit Tigerstripes. Aber ich behalte meine nach wie vor lieber für mich.
Der Bikini inspirierte irgendwie zu Pin-Up-Posen. Warum auch immer. Ich hatte tolle blaue Flecken an den Beinen. Von den Krallen des mich sehr liebenden und sehr anspringenden Hundes. Und ein Kilo mehr drauf. Speculoos, Ihr wisst …
Kuckuck! Hier hat jemand authentisch schwarze Fingernägelchen:
Nummer 2 nähert sich den Fluten:
So also fühlt sich entspannte, gute Laune an!
Nachmittags waren wir dann in Oostende in einem sehr hübschen, alten Park. Mit einem Musikpavillon von 1865 und alten Steinbrücken, die verträumt zwischen üppigen Trauerweiden über plätscherndes Wasser führten.
Das war ein herrlicher Abschluss.
Besonders war auch der Blick aus dem Park heraus in die Stadt. Als sei man in einer grünen Oase, mitten im Trubel:
Tag 8, Samstag
Es ging nach Hause. Wir haben gepackt, das Ferienhaus ausgefegt und den Schlüssel abgegeben.
Die Fahrt dauerte knapp 3 Stunden und war bis auf eine müde Phase Nummer 4s sehr angenehm. Es war toll, nach Hause zu kommen, ohne eine feuchte Ruine vorzufinden.
Ihr erinnert Euch?
Wir hoffen, Ihr hatten auch schöne Urlaube oder werdet sie in den kommenden Wochen noch erleben!
Vielleicht habt Ihr Euch etwas schneller entspannen können. Wir haben drei Tage gebraucht, um vom Alltag runterzukommen.
Aber dann war es sehr schön. Mal rauszukommen, etwas Anderes zu erleben als das Alltägliche – das war schon klasse.
Nächstes Jahr werden wir aber einen urlaub verbringen wollen, in dem wir etwas weniger einkaufen und kochen. Vielleicht buchen wir etwas im Center Parcs?
Ward Ihr auch schon mal in Belgien? Oder sogar in Brügge? Habt Ihr Erfahrungen mit Center Parcs? Wir freuen uns über Eure Erfahrungen und Tipps:-)