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Die Vorschläge zur Reduzierung des Kosten im Gesundheitswesen werden immer grotesker: Nun fordert die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) die Ärzte auf, bis zum Jahresende 99,00 EUR pro Tag weniger an Medikamenten zu verordnen – als wenn die medizinische Versorgung einfach mal so betriebswirtschaftlichen Einsparungen unterworfen werden könne.
Natürlich gibt es den einen oder anderen Arzt, der mit dem Rezeptblock vorsichtiger umgehen sollte, aber man kann doch nicht einfach davon ausgehen, dass alle Ärzte zu viele und zu teure Arzneien verordnen und nun gerade dort das erforderlich Einsparungspotential liegt.
Tatsächlich liegt die Steigerung in den Kosten für Medikamente nämlich nicht bei den Ärzten, sondern bei der Pharmaindustrie: nicht nur, dass diese ihre Preise statt vorausberechneten 0,6% p.a. durchschnittlich um 3% p.a. gesteigert haben, sondern sie haben auch genau hingesehen, welche Medikamente besonders notwendig sind, und die haben sie noch einmal über diesen ohnehin schon hohen Schnitt hinaus verteuert. Das nennt man dann wohl Gewinnmaximierung – und zwar massiv zu Lasten der Allgemeinheit.
Die Folgen dieser Entwicklung: zwangsläufig werden die Ärzte weniger Medikamente verschreiben oder die Patienten über die bisherigen gesetzlichen Regelungen hinaus zuzahlen müssen. Auch wird die medizinische Versorgung schlechter werden, selbst wenn die Ärzteverbände dies bestreiten; wenn man Medizinern mit Regressverfahren droht bzw. drohen muss, in denen 5-6stellige Rückzahlungen drohen, dann wird der Arzt, der davon betroffen sein kann, zwangsläufig vor seinem eigenen wirtschaftlichen Ruin die Versorgung anpassen, so weit es gerade noch medizinisch vertretbar ist (und hoffentlich nicht darüber hinaus) – wer kann ihm das schon verdenken.
Und was tut die Politik: das, was sie immer tut, Appelle starten, ein wenig Aktionismus betreiben, aber im Grunde genommen keinem weh tun, dessen Lobby täglich bei den Politikern auf der Matte steht. Da sehen wir dieselbe Entwicklung wie in der Bankenkrise: Banken und Pharmakonzerne werden geschont oder sogar mit Milliarden subventioniert, und die Zeche zahlt der Bürger, sei es nun über seine Steuern oder seine Sozialabgaben.