Kindsköpfe auf großer Fahrt: Gestern Abend durften sich die beiden ewig pubertierenden MTV-Allzweckwaffen Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt tatsächlich einem breiten Publikum auf Pro7 präsentieren. Mitgebracht hatten sie eine Show, die nur auf den ersten Blick aus den besten Elementen von Jackass, Schlag den Raab, Wetten-Dass und dem Tigerentenclub zusammengeklaut war. Die schlimme Vermutung: Sie stammt in Wahrheit aus der Feder der Sparkassen-Werbeagentur „Jung von Matt/Spree“!
Die Berliner Agentur setzt derzeit neue Maßstäbe in der Kategorie „360°-Werbekampagnen“: Integrierte Werbeformen mit Print, TV-Spots und Radio sind mittlerweile ein alter Hut. Bei etwas hipperen Aktionen kommen noch virale Spots und ein bisschen Crowdsourcing dazu. Was es aber noch nie (ohne eine störende „Dauerwerbesendung“-Einblendung) gab: Eine TV-Show zur Prime-Time auf dem beliebtesten Sender der Zielgruppe 14-29 ganz im Stile der laufenden Werbekampagne. Klingt aberwitzig und verschwörerisch? Die Fakten sprechen für sich:
- Das Moderatorenteam: Die Beavis und Butt-Heads des deutschen Fernsehens wurden aufgrund Ihrer beißenden Rhetorik und ihrem pubertären Witz sowohl von der Sparkasse als auch von Pro7 eingekauft – zeitgleich!
- Die Zielgruppenansprache: Joko und Klaas sorgen für die Sparkassen-Banking-Apps („Giro sucht Hero“) und die Pro7-Show „17 Meter“ für Lacher, bei denen sich 15jährige die Baggypants vollpieseln dürften. Respektlos, mit Siebtklässler-Humor und Dauergrinsen sind sie derzeit DIE Vorbilder der Smartphone-Generation. Das passt gut bei Pro7, das passt gut bei der Sparkasse!
- Das Showkonzept: Einst ersonnen von den Machern des Tigerentenclubs hat es das 2-Moderatoren-2-Teams-Prinzip jetzt auch in die „Giro-sucht-Hero“-Kampagne der Sparkasse und die neue Prime-Time-Hoffnung von Pro7 geschafft. Joko ist Dortmund, Klaas ist Schalke. Wer gewinnt mit seinem Team die „17 Meter“? Auge um Auge, Maus gegen Maus.
- Der Farbcode: Pommes, Sparkasse, 17 Meter – rot und weiß sind deine Farben. Bei jeder Gelegenheit wurde gestern der Sendesaal in die Sparkassen-Farben getaucht. Wenn’s um’s Geld geht – 17 Meter!
- Die Werbeblöcke: In den kurzen Pausen auf den Gipfeln der Spannungskurven (sic!) der Show, wurden die gespannten Zuschauer keineswegs für einen kurzen Moment von den moderierenden Bankangestellten befreit, im Gegenteil: weiterlesen Joko und Klaas zogen schnell ihre Konfirmationsanzüge aus, schlüpften in ein Superheldenkostüm und bekämpften sich in der Werbepause im Dienste der Sparkassen-App. Sogar kleine Einblender während der Show gab es zu bestaunen: Das doppelte Lottchen mit Joko und Klaas.
Man könnte ewig so weitermachen, doch die Indizien zeigen bereits, dass JvM für die Sparkasse das Tor zur ersten, echten integrierten Kampagne aufgestoßen hat. Mit dem richtigen Showkonzept kann sich eine Marke so zur besten Zeit die ungeteilte Aufmerksamkeit von knapp 1,5 Millionen potenziellen Kunden sichern. „17 Meter“ holte gestern souverän den Tagessieg der Einschaltquoten in der werberelevanten Zielgruppe zwischen 15 und 49 Jahren. Durch die Buchung der Werbeblöcke in der Show, konnte sich die Sparkasse gestern über 1 Stunde und 45 Minuten subtil als hippe, freche und extrovertierte Marke mit den richtigen Produkten für die „jungen Leute“ präsentieren. Man muss den Hut ziehen vor Herrn Weissenberger (Marketingkommunikation DSGV), Herrn Warwick (Regisseur JvM) und den Machern von „17 Metern“ (Pro7) – chapeau!
siehe auch:
prosieben leistet den offenbarungseid bei popstars.
product placement im tv – zwei monate danach
50% Einschaltquote aber keine Werbekunden: Warum das „Dschungelcamp“ ein Vermarktungsproblem hat