“Deception” ist für mich die (mit Abstand) schwächste Folge dieser vierte Staffel von Clone Wars. Und das ist schade! Denn die bisherigen “Schlusslichter” waren immer dadurch erkennbar, dass Jar Jar Binks in ihnen eine wichtige Rolle spielte und/oder dass die Handlung weitgehend langweilig war. Und beides ist hier absolut nicht der Fall!
Worunter “Deception” jedoch leidet ist, dass die Geschichte derart an den Haaren herbeigezogen ist, dass man mit den herbeigezogenen Haaren locker eine Wookiee Familie ausstaffieren könnte und es blieb noch genügend Fell für ein kleineres Ewokdorf übrig. Diese Geschichte weist Löcher im Logikgefüge auf, durch die gesamte imperiale Sternenflotte hindurchfliegen könnte, ohne auch nur annähernd Gefahr zu laufen, in die Nähe der Ränder dieser Löcher zu gelangen.
Um auf diese Punkte näher eingehen zu können, muss ich jedoch zwangsläufig auf die Handlung dieser Episode eingehen, wer also spoiler-free bleiben möchte sollte jetzt besser abdrehen und nach Hause fliegen.
Noch da? Gut, dann fangen wir an: die Folge beginnt damit, dass man uns mitteilt, dass es offenbar Pläne gab, Kanzler Palpatine zu entführen, es jedoch gelungen ist, den vermutlichen Drahtzieher dieser Operation zu fangen und einzusperren, was aber scheinbar nichts daran ändern dürfte, dass die Entführung nach wie vor stattfinden soll.
Der Kopf der Bande
In Anbetracht dessen, dass man uns schon ganze 22-Minuten-Folgen gezeigt hat, die deutlich weniger Handlung hatten, ist es doch etwas verwunderlich, dass wir von diesen Ereignisse in den ersten 30 Sekunden dieser Episode erfahren.
Jedenfalls schmieden die Jedi, namentlich Yoda, Mace Windu und Obi-Wan den Plan, die Gruppe rund um den “Mastermind” der Entführer (ein Wesen, das ironischerweise den Vornamen Moralo trägt und der gleichen Rasse angehört wie der selige Osi Sobeck) zu infiltrieren. Das wäre ja an sich noch nicht so schlimm, wenn der Plan nicht daraus bestehen würde, dass sich Obi-Wan von einem von ihm selbst angeheuerten Scharfschützen namens Rako Hardeen erschießen lässt und danach (nein, er ist natürlich nicht wirklich tot!) dessen Identitiät annimmt.
Verblüffenderweise funktioniert dieser Plan sogar und Obi-Wan muss, um sich in seinen “Mörder” zu verwandeln buchstäblich Haare lassen, wobei es eher so wirkt als würden ihm diese vom Kopf gesaugt und nicht rasiert.
Der Bart ist ab (die Haare auch)!
Umso seltsamer ist es jedoch, dass keiner der drei es für nötig hält, Anakin (oder auch Ahsoka) über diesen Plan zu informieren und zwar mit der Begründung, dass man sich dann Sorgen müsste, dass Obi-Wans Deckung auffliegen könnte!
Aha! Wenn der Jedi Orden Anakin ohnehin schon für eine tickende Zeitbombe hält und er bereits einmal durchgedreht ist, als seine Mutter starb, ist es sicher eine weise Entscheidung, dem Jungen jetzt auch noch seinen Meister und besten Freund wegzunehmen (und das noch dazu vor seinen Augen!), es wird schon nichts passieren! Also echt, die Jedi brauchen sich wirklich nicht wundern, dass aus Anakin das wird was aus ihm wird. Wenigstens besteht Anakin nicht darauf, dass Obi-Wans “Leichnam” verbrannt wird, denn sonst hätte der Plan der Jedi ein frühes Ende gefunden.
Wenigstens keine Feuerbestattung!
Ebenso verblüffend ist jedoch, dass Anakin eben NICHT Amok läuft und die gesamte Unterwelt Coruscants niedermetzelt, sondern sich darauf beschränkt, Obi-Wans Mörder (der in Wirklichkeit Obi-Wan selbst ist) zu verhaften und ins Gefängnis zu bringen. Übrigens erfährt man auch nie aus was dem echten Hardeen geworden ist, der verschwindet einfach…
Die Racheengeln
Eine weitere Sache, die ich nicht verstehe ist, dass Anakin Obi-Wan nicht in der Macht spührt. Es stimmt schon, dass machtfähige Wesen ihre “Aura” vor anderen Machtnutzern verbergen können (Palpatine/Sidious praktiziert dies ja offensichtlich schon recht lange und im Darth Plagueis Roman wird dies so beschrieben, dass sich das betreffende Wesen ganz auf seine physische Präsenz konzentriert und sich so temporär aus der Macht “zurückzieht” – eine Erklärung, die mir recht gut gefällt), aber bisher bin ich davon ausgegangen, dass dies eine Fähigkeit ist, die mehr oder weniger den Sith vorbehalten ist. Nun ja, Obi-Wan beherrscht sie plötzlich scheinbar auch. Wie praktisch…
Apropos Gefängnis: dort geht es recht gemütlich zu. Wenn die Gefangenen Lust haben, einen Mithäftling zu besuchen, werden sie von den freundlichen Klonwachen zu dessen Zelle chauffiert und warten dann dort geduldig bis der Besuch zu Ende ist, um ihn dann wieder mitzunehmen. Überhaupt sind die Wachen nur mit Energielanzen ausgerüstet, die wie die Schmalspurversion der Waffen der Magnawachen wirken und ihre Blaster sind nur auf Betäubung gestellt. Das spielt aber ohnehin keine Rolle, denn sie reagieren so langsam, dass ihnen die Gefangenen in aller Ruhe die Waffen aus der Hand nehmen, sie auf Töten stellen und damit alle niedermähen können. Scheinbar werden Klone, die nicht für den Kampf an der Front geeignet sind zu Gefängniswachen umgeschult.
Ach ja, Gefängnis! Erinnert Ihr Euch noch, wann wir Cad Bane zuletzt gesehen haben? Richtig am Ende von “Hunt for Ziro” in Staffel 3 und da war er durchaus in Freiheit. Nun, hier sitzt er im Gefängnis und nein, wir erfahren natürlich nicht wie und warum er dorthin gekommen ist, warum auch? Wenigstens erfahren wir, dass Boba Fett und Bossk ebenfalls dort und sich im Gefängnis offensichtlich angefreundet haben. Wie nett!
Versteht mich nicht falsch! Die Gesichte ist nicht so schlecht wie es jetzt vielleicht wirkt, sie weist nur eben so viele logische Fehler und Ungereimtheiten auf, dass sie das was von der Story überbleibt locker überdecken.
Was es sonst noch zu erwähnen gibt:
- Obi-Wan nennt sich hier selbst – und meines Wissens nach zum ersten Mal – Ben, wobei wiederum in keinster Weise erklärt wird warum er dies tut. Wenn es ein Deckname sein soll, dann haut ihm Mace Windu diese Deckung jedenfalls ordentlich zusammen, denn er nennt ihn im nächsten Satz gleich wieder “Obi-Wan”.
- Um Rako Hardeens Stimme anzunehmen muss Obi-Wan eine Art spinnenförmigen Vocoder schlucken, ein Ding das groß genug ist, dass wirklich jeder Mensch daran erstickt wäre. Eine weitere Sache, die schwer unlogisch ist.
- Zu Obi-Wans “Begrägbnis” kommen neben einer ganze Reihe Jedi (die auch nichts von dem Plan wissen) auch Padme und Satine und sie sehen wirklich traurig aus.
- Der Gefangenenblock erinnert übrigens stark an jenen aus auf dem ersten Todesstern.
Die obigen Bilder und noch viele mehr gibt es wie immer auf meiner Flickr Seite.