Spanien und Doping – Die unendliche Geschichte

Credit: Wikipedia/Pedro A. Gracia Fajardo

Nachdem in Spanien ein wenig Gras über die jüngsten Dopingskandale gewachsen ist, sorgt ein neuer Rundumschlag einer Sportkoryphäe aus Frankreich dafür, dass wieder einmal heftigst über das Thema diskutiert wird. Yannick Noah vergleicht in einem Artikel der französischen Zeitung “le Monde” den spanischen Sport mit “Asterix bei den olympischen Spielen”: Ohne Zaubertrank ist es schwierig zu gewinnen.

In seinem Artikel spricht Noah größtenteils die Tatsache an, dass sich der spanische Sport quasi “über Nacht” extrem entwickelt hat, ohne dass es offensichtliche Verbesserungen der Trainingsstrukturen oder -methoden gegeben hätte:

Übersetzungen haben keinerlei Anspruch auf Richtigkeit und Vollständigkeit

Als Konklusion fordert Noah am Ende die Freigabe des Dopings in der internationalen Sportwelt, damit alle Sportler Zugang zum “Zaubertrank” erhalten und wieder Chancengleichheit hergestellt ist.

„Beweise erbringen, Namen nennen oder den Mund halten“

Die Welle der Entrüstung lies weder in Frankreich noch in Spanien lange auf sich warten. Während sich in Frankreich die Kritiker jedoch eher auf die Forderung der Dopingfreigabe einschossen, stößt den Spaniern die Anspielung auf systematisches Doping äußerst sauer auf. Besonders der Umstand, dass Noah weder genaue Namen oder Beweise liefern kann, stellt für viele lediglich einen weiteren Versuch der Franzosen dar, das Image des spanischen Sports  zu beschmutzen.

Liest man sich den Artikel im Originaltext durch, so hat man sehr wohl das Gefühl, dass beim Autor ein wenig Missgunst über die vielen spanischen Erfolge (im Vergleich zu den französischen) mitschwingt, was die heftigen emotionalen Reaktionen der Spanier ein wenig verständlicher macht.

Pep Guardiola forderte zum Beispiel, Noah solle „Beweise erbringen, Namen nennen oder den Mund halten“. Noch weiter ging Toni Nadal, Onkel und Coach von Tennis-Weltstar Rafael Nadal, der Noah als „Person zweifelhafter Ehrlichkeit“ bezeichnete. Er sei neidisch, verbreite Lügen und verdiene „überhaupt keinen Respekt“.

Ganz aus der Luft gegriffen sind die Behauptungen Noahs allerdings auch nicht, denn Spanien beweist durch diverse Aktionen immer wieder, dass es sehr viel für den Schutz seiner Athleten gegenüber den Anti-Doping-Agenturen übrig hat. So wurde zum Beispiel im spanischen Anti-Doping-Gesetz festgehalten, dass Sportler nicht zwischen 11 Uhr Abends und 6 Uhr Früh unangekündigt kontrolliert werden dürfen. Des weiteren fällt die spanische Rechtsprechung immer wieder durch Verschleppungs- und Verzerrungstaktiken auf, wenn Dopingfälle bekannter Sportler aufgerollt werden.

So kam es zum Beispiel dazu, dass im größten spanischen Dopingskandal rund um den Sportmediziner Eufemiano Fuentes 96 beschlagnahmte Blutbeutel nie untersucht bzw. ausgewertet wurden. Gerüchten und Insiderinformationen zu Folge soll es sich dabei um Beweise handeln, die unter anderem Verbindungen Fuentes zum spanischen Fußball und zu spanischen Tennisspielern zeigen. Die offizielle Begründung für das Beiseitelegen dieser Beweise lautet, dass weitere Enthüllungen von Sportlern nichts zum Urteil gegen Fuentes beitragen würden, da sowieso schon genug Beweise für seine Praktiken durch seine Klienten aus dem Radsport vorliegen.

Man kann die Gemütslage Yannick Noahs also durchaus ein wenig nachvollziehen, auch wenn mit Sicherheit der französische Nationalstolz ein wenig als Beweggrund für seine Äußerungen mitgewirkt hat.

Quellen:

ORF Sport

Le Monde

Basler Zeitung

Huffington Post

Marca


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