Vor 25 Jahren ist Spanien in die Europäische Union aufgenommen worden. Der damalige Ministerpräsident Felipe González äusserte sich heute im Rückblick darauf: "Heute Morgen hat mich ein Journalist gefragt, ob sich die Anstrengung gelohnt hat. Ja, sie hat sich gelohnt. Nach meiner Meinung waren es die 25 positivsten Jahre des Spaniens von heute".
Am 12. Juni 1985 zitterte man an diesem Tag noch, ob der restaurierte grosse Tisch, an dem die Beitrittsakte feierlich unterschrieben werden sollte, von den Handwerkern rechtzeitig geliefert würde. Er kam noch rechtzeitig und bewies, dass die Spanier zwar an ihrer Unpünktlichkeit noch hart zu arbeiten hatten, dass sie aber auch Meister der "paciencia", der Geduld nach dem Motto "alles wird Gut" waren. Spanien hatte an diesem Tag einen Wendepunkt in seiner Geschichte erreicht. Ein "glücklicher Geburtstag". Für viele Spanier waren in den Jahren von 1962 bis 1985 Europa das Land der Sehnsucht. Das galt für alle soziale Klassen Spaniens. Europa war die Chance, den Bürgerkrieg, die Diktatur und die autoritäre Gesellschaft zugunsten eines Projekts der Freiheit hinter sich zu lassen. Endlich konnte man dem Mief der Franco-Diktatur und der alles beherrschenden Krake der katholischen Kirche entrinnen. Die Gesetze zum Besseren wurden nun von der Gemeinschaft diktiert. Die damalige Regierung der Sozialisten von der PSOE bekam endlich den Rückenwind für Reformen.
Im Bewusstsein, dass Europa eines der wenigen Projekte ist, die alle politischen Kräfte Spaniens eint, erklärte der spanische König heute: "Wenn wir dank Europa vorangekommen sind und schwierige Momente überwunden haben, dann müssen wir jetzt für Europa zusammenstehen und ihm die Führungsrolle und die notwendigen Energien geben, damit es das Gewicht und die Stimme bekommt, die es braucht um die Herausforderungen und die Krisen unserer globalisierten Welt bewältigen zu können".
Joan Tapia, ehemaliger Redakteur der Zeitung "La Vanguardia" und Direktor des spanischen Fernsehens TVE in Katalonien, zieht in der in Barcelona erscheinenden Zeitung "El Periódico" unter dem Titel "Bittere silberne Hochzeit" folgendes Fazit: "25 Jahre sind vergangen. Heute wissen wir, dass Europa uns viel gegeben hat. Es hat moralisch verhindert, dass das Rad noch einmal zurück gedreht werden konnte. Das Verschwinden der Zollschranken machte die Unternehmen wettbewerbsfähiger. Und die Förderungen aus dem Kohäsionsfonds, die Felipe González erreichen konnte, hat die Infrastruktur des Landes total verwandelt. Aber das Wunder kam mit dem Euro. Die einheitliche Währung und mit ihr die erforderliche wirtschaftliche Disziplin beseitigten einen Flaschenhals der spanischen Wirtschaft: Die wirtschaftliche Expanison führte zu Inflation und diese wieder zu einem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit. Um sie zu bekämpfen und die Peseta zu stärken, erhöhte die Bank von Spanien die Zinsen, was zuletzt zu einer Abwertung der Peseta führte. Mit dem Euro bestimmte die europäische Zentralbank die Geldpolitik und sie orientierte sich an der durchschnittlichen Inflationsrate aller EU-Länder. Seit damals ist Spanien sehr gewachsen. Jetzt am Ende des expansiven Zyklus (1993-2007) und obwohl die Inflationsrate gering ist, ist ein Verlust an Wettbewerbsfähigkeit zu korrigiern. In der EU der 27 sind wir nicht mehr ein Land unter dem Durchschnitt, das auf eine besondere Behandlung hoffen kann und wir müssen das Problem der Wettbewerbsfähigkeit angehen ohne abwerten zu können. .... Unser Problem ist die Umwandlung des Bausektors, aber in unserer Industrie ist die Produktivität sehr hoch und Spanien ist mit Deutschland eine der Exportnationen mit der grössten Dynamik. .... Die wirtschaftliche Perspektiven haben sich verdunkelt, die Arbeitslosigkeit ist von innerhalb von 2 Jahren von 8% auf 20% gestiegen. Deshalb wird die Korrektur sehr hart werden und da wir nicht mehr abwerten und damit unsere Schulden automatisch entwerten können, verwandelt sich Europa für uns vom Land der Verheissung in ein Internat der germanischen Disziplin. Europa ist nicht mehr eine Wette, bei der man immer gewinnt, sondern die Markierung, an der die Flexibilität und die Haushaltsdisziplin die Lebensgewohnheiten ändern können. .... Heute, in der schlimmsten Krise seit 1929 wird die einheitliche Währung nicht von einem mächtigen Staat geschützt, sondern von 27 Staaten mit unterschiedlicher Wirtschaftskultur. Das schlimme ist, dass die grossen europäischen Mächte - Deutschland und Frankreich - sich nicht einig sind. Aus verschiedenen Gründen sind sie weniger entschiedene Europäer wie Helmut Kohl und François Mitterrand in den 80er und 90er Jahren. Wir Spanier sind daran nicht schuld. Aber wir bezahlen dafür. Die Rechnung liegt jetzt auf dem Tisch und Europa verliert an Enthusiasmus. Aber ohne Europa wären wir schlechter dran. Das befreit uns aber nicht davon, erst einmal die Rechnung bezahlen zu müssen."
Informationsquelle: El Periódico, Bodas de plata amargas und El Pais, "Sí, Europa mereció la pena"
Am 12. Juni 1985 zitterte man an diesem Tag noch, ob der restaurierte grosse Tisch, an dem die Beitrittsakte feierlich unterschrieben werden sollte, von den Handwerkern rechtzeitig geliefert würde. Er kam noch rechtzeitig und bewies, dass die Spanier zwar an ihrer Unpünktlichkeit noch hart zu arbeiten hatten, dass sie aber auch Meister der "paciencia", der Geduld nach dem Motto "alles wird Gut" waren. Spanien hatte an diesem Tag einen Wendepunkt in seiner Geschichte erreicht. Ein "glücklicher Geburtstag". Für viele Spanier waren in den Jahren von 1962 bis 1985 Europa das Land der Sehnsucht. Das galt für alle soziale Klassen Spaniens. Europa war die Chance, den Bürgerkrieg, die Diktatur und die autoritäre Gesellschaft zugunsten eines Projekts der Freiheit hinter sich zu lassen. Endlich konnte man dem Mief der Franco-Diktatur und der alles beherrschenden Krake der katholischen Kirche entrinnen. Die Gesetze zum Besseren wurden nun von der Gemeinschaft diktiert. Die damalige Regierung der Sozialisten von der PSOE bekam endlich den Rückenwind für Reformen.
Im Bewusstsein, dass Europa eines der wenigen Projekte ist, die alle politischen Kräfte Spaniens eint, erklärte der spanische König heute: "Wenn wir dank Europa vorangekommen sind und schwierige Momente überwunden haben, dann müssen wir jetzt für Europa zusammenstehen und ihm die Führungsrolle und die notwendigen Energien geben, damit es das Gewicht und die Stimme bekommt, die es braucht um die Herausforderungen und die Krisen unserer globalisierten Welt bewältigen zu können".
Joan Tapia, ehemaliger Redakteur der Zeitung "La Vanguardia" und Direktor des spanischen Fernsehens TVE in Katalonien, zieht in der in Barcelona erscheinenden Zeitung "El Periódico" unter dem Titel "Bittere silberne Hochzeit" folgendes Fazit: "25 Jahre sind vergangen. Heute wissen wir, dass Europa uns viel gegeben hat. Es hat moralisch verhindert, dass das Rad noch einmal zurück gedreht werden konnte. Das Verschwinden der Zollschranken machte die Unternehmen wettbewerbsfähiger. Und die Förderungen aus dem Kohäsionsfonds, die Felipe González erreichen konnte, hat die Infrastruktur des Landes total verwandelt. Aber das Wunder kam mit dem Euro. Die einheitliche Währung und mit ihr die erforderliche wirtschaftliche Disziplin beseitigten einen Flaschenhals der spanischen Wirtschaft: Die wirtschaftliche Expanison führte zu Inflation und diese wieder zu einem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit. Um sie zu bekämpfen und die Peseta zu stärken, erhöhte die Bank von Spanien die Zinsen, was zuletzt zu einer Abwertung der Peseta führte. Mit dem Euro bestimmte die europäische Zentralbank die Geldpolitik und sie orientierte sich an der durchschnittlichen Inflationsrate aller EU-Länder. Seit damals ist Spanien sehr gewachsen. Jetzt am Ende des expansiven Zyklus (1993-2007) und obwohl die Inflationsrate gering ist, ist ein Verlust an Wettbewerbsfähigkeit zu korrigiern. In der EU der 27 sind wir nicht mehr ein Land unter dem Durchschnitt, das auf eine besondere Behandlung hoffen kann und wir müssen das Problem der Wettbewerbsfähigkeit angehen ohne abwerten zu können. .... Unser Problem ist die Umwandlung des Bausektors, aber in unserer Industrie ist die Produktivität sehr hoch und Spanien ist mit Deutschland eine der Exportnationen mit der grössten Dynamik. .... Die wirtschaftliche Perspektiven haben sich verdunkelt, die Arbeitslosigkeit ist von innerhalb von 2 Jahren von 8% auf 20% gestiegen. Deshalb wird die Korrektur sehr hart werden und da wir nicht mehr abwerten und damit unsere Schulden automatisch entwerten können, verwandelt sich Europa für uns vom Land der Verheissung in ein Internat der germanischen Disziplin. Europa ist nicht mehr eine Wette, bei der man immer gewinnt, sondern die Markierung, an der die Flexibilität und die Haushaltsdisziplin die Lebensgewohnheiten ändern können. .... Heute, in der schlimmsten Krise seit 1929 wird die einheitliche Währung nicht von einem mächtigen Staat geschützt, sondern von 27 Staaten mit unterschiedlicher Wirtschaftskultur. Das schlimme ist, dass die grossen europäischen Mächte - Deutschland und Frankreich - sich nicht einig sind. Aus verschiedenen Gründen sind sie weniger entschiedene Europäer wie Helmut Kohl und François Mitterrand in den 80er und 90er Jahren. Wir Spanier sind daran nicht schuld. Aber wir bezahlen dafür. Die Rechnung liegt jetzt auf dem Tisch und Europa verliert an Enthusiasmus. Aber ohne Europa wären wir schlechter dran. Das befreit uns aber nicht davon, erst einmal die Rechnung bezahlen zu müssen."
Informationsquelle: El Periódico, Bodas de plata amargas und El Pais, "Sí, Europa mereció la pena"