Spanien befreit sich vom Zigarettenqualm

Von Nu

Seit 0 Uhr vergangenen Sonntag gilt in Spanien das verschärfte Rauchverbotsgesetz. Für die Spanier der schwierigste Schritt ins neue Jahr, liebgewonnene Gewohnheiten müssen jetzt über Bord geworfen werden. Im Gaststättengewerbe scheint die Umstellung recht gut funktioniert zu haben. Aber da kam das relativ milde Wetter den Rauchern entgegen, denen damit der Schritt ins Freie erleichtert wurde. In vielen Bars und Restaurant wurden sie um Punkt 24 Uhr gebeten, das Lokal zu verlassen, wenn sie einen Glimmstengel in der Hand hatten. Die Kunden sollen ohne Murren der Aufforderung nachgekommen sein und einige haben die günstige Gelegenheit genutzt, um sich ohne die Zeche zu zahlen, aus dem Staub zu machen.
Ein Raucher, Journalist der El Pais, hat sich in dieser Nacht in Madrid auf den Weg gemacht, um zu sehen, ob sich etwas geändert hat. Er schreibt: "Auf den ersten Blick hat sich nicht viel geändert. Für den aufmerksamen Beobachter gibt es aber doch einige Zeichen, dass sich irgend etwas ganz schwerwiegendes für alle Zeiten verändert hat. Dort am Fuß des Tresen, unserem Schaufenster für Garnelen-Köpfe, Muschelschalen, Hühnerknochen und gebrauchten Servietten fehlt etwas, ein wunderbares und uraltes Mitglied dieser Hinterlassenschaft: Der Zigarettenstummel in seiner weissen, orangenen und auch der generell dunkelgrauen Tönung, den die Asche den Stummeln verliehen hat. Dafür haben wir jetzt das Phämomen der Winter-Terrassen. Einige Gaststätten hatten ja immer schon so etwas, aber nun tauchen sie überall auf, die kleinen Aluminiumtische. So steht man dann mit einem Fuß auf dem Bordstein, mit dem anderen auf der Straße, die Marlboro light in der Hand. Es gibt aber auch schlechte Momente: "Der Geistesbilitz, die wütende Diskussion, das Tor, das um eine Kleinigkeit verfehlt wurde, all das forderte von einem, am Tisch eine Zigarette anzuzünden. Jetzt gibt es dafür eine Kompensation, denn die beste Lösung ist dann, auf die Straße zu gehen, um zu rauchen. Das Diskussionsthema sieht man dann von einem frischeren Standpunkt aus. Die Kneipe verwandelt sich in ein entferntes Geräusch und an der Tür zur Bar macht man neue Freunde, manchmal solche von anderen Fußballclubs."
Ein durch die Maßnahme vergrätzter Raucher empört sich: "Die Zigaretten kann ich in der Bar kaufen, aber um sie zu genießen muss ich raus gehen, meinen Kaffee muss ich mitnehmen". Die verärgerten Raucher überwiegen, obwohl viele zugeben, dass der Zustand unhaltbar war und das verschärfte Verbot "nicht das Ende der Welt sei". Ein Kellner atmet stellvertretend für seinen Berufsstand auf: "Das läuft perfekt. Wir haben vom ersten Augenblick an die bessere Luft gespürt. Die Folge ist, dass wir weniger schnell ermüden".
Probleme gab es vor den Krankenhäusern, wo das neue Gesetz einen Sicherheitsgürtel unter freiem Himmel vor dem Gebäude vorsieht. Einige gaben ihrem Unverständnis Ausdruck: "Es reicht doch schon, wenn wir hier raus müssen und nicht bei unsern Kranken sind. Wo wollen die denn, dass wir hingehen? In ein anderes Viertel? Wenn du doch hierher kommst, dann willst du doch den ganzen Tag beim Kranken sein und jetzt musst du, wenn du eine Zigarette rauchen willst einen Ausflug machen?".
Informationsquelle:
Un cambio para siempre
Los bares cumplen, los hospitales no · ELPAÍS.com