Vorgestern – ausgerechnet im feierlichsten Moment der Festmesse zum Dreikönigstag – gab es einen lauten Schlag in der Kirche. Die Putzfrau hatte sich aus dem Knien erheben wollen, dabei hatte ihr Blutdruck verrückt gespielt, und so schlug sie mit dem Kopf auf das harte Steinpflaster auf; ich war noch nach dem Gottesdienst entsetzt, wie viel Blut auf dem Boden zu sehen war. Der Besuch bei ihr am späten Abend brachte Beruhigung: Sie saß schon wieder fröhlich auf dem Stuhl, umsorgt von ihren erwachsenen Kindern, die Platzwunde an der Stirn genäht und mit einem dicken weißen Verband umwickelt. Ich dachte mir, damit sei alles in Ordnung: Die Behandlung im Krankenhaus war kostenlos, und die Kinder werden sich schon um sie kümmern.
Gestern kamen dann unabhängig voneinander Jacques, Martin und Cyrille auf mich zu: Ob wir sie nicht unterstützen sollten. Ich brauchte etwas, um mein deutsches Denken abzulegen. Warum sollten wir sie unterstützen, wenn doch die Kinder da sind und die Behandlung kostenlos war ? Cyrille machte mir klar: Allein das Taxi zum Krankenhaus hatte ein Viertel ihres Monatslohnes verschlungen ! Dass im Krankheitsfall auch die materielle Unterstützung der Nachbarn gefordert ist, ist für meine afrikanischen Brüder ganz selbstverständlich, während wir Deutschen eher dazu neigen, uns auf Versicherungen und andere Sozialsysteme zu verlassen.