Soziales Essen – Zwischen Schokolade und Diätkaugummi

Als ich das Buch “When You Eat at the Refrigerator, Pull Up a Chair” von Geenen Roth las, gefiel mir das Kapitel 15 “Carry a Chunk of Chocolate Everywhere” besonders.  Darin gibt die Autorin den Tipp, dass man/frau jederzeit eine Tafel ihrer Lieblingsschokolade in der Tasche haben sollte. Nicht um ein Mittagessen zu ersetzen oder die Langeweile in während der Zugfahrt zu vertreiben, sondern um zu teilen.  Essen hat etwas Soziales. Wer schon einmal eine Gruppe Schüler bei einer Wanderung begleitet hat, oder sich an seine Schulwandertage erinnert, weiß sicher noch, dass man vor allem die Dinge gern mitgenommen hat, die man verteilen konnte. Die Würstchen und die belegten Brote waren für die Eigenversorgung, die Gummibärchen, die Marshmallows, die Knabberpackung für die anderen, sozusagen. Wer nichts zu verteilen hat, fällt aus dem Ritus und damit aus dem Gemeinschaftserlebnis, das schon unsere Urmenschenvorfahren kannten, wenn die Jäger die erlegten Tiere zur Höhle schleppten. Natürlich geht das Teilen auch mit Kirschtomaten und Radieschen, aber wer seinen Status in der Klasse hoch halten möchte, bringt dazu noch mindestens eine Packung Leckereien mit.

Also startete ich letzten Sommer den ersten Versuch und packte in bester Absicht eine Packung meiner Lieblingsschokolade (70% Kakaoanteil) ein, als es zu einem Treffen mit Autorenkolleginnen ging. Es erwies sich als Reinfall, niemand wollte zugreifen. Nicht dass sie alle keine Schokolade mochten, aber entweder nahmen sie lieber ein Eis oder einen Trinkakao oder gar nichts Süßes zu sich als ein Stück bittersüßer Schokolade.

Dieses Jahr war ich auf mehreren Kursen und beobachtete das Verhalten der Frauen um mich herum, wenn es um das soziale Teilen von Essen ging. Süßigkeiten wurden innerhalb einer Freundesgruppe akzeptiert, hingegen gingen Diätkaugummi immer. Vor allem nach dem Essen. Also ergänzte ich meinen Teilungsvorrat um eine Dose Diätkaugummidragees. Das funktionierte, leider mag ich selber keine Diätkaugummi und deshalb ging ich im Winter auf Mich-Honig Bonbons von Edel über. Der Winter ist eine gute Zeit, um Bonbons zu teilen, die ein wenig nach Gesundheit klingen, Salbeibonbons hatte ich keine mehr (und sie schmeckten mir auch nicht so gut wie die Honigbonbons). Honig klingt gesund genug, dass ich einige im Kollegenkreis anbringen konnte.

Dann kam letzthin wieder ein Kurs und ich nahm mir vor, es nochmal mit Schokolade zu versuchen. Da bittersüß nicht gut angekommen war, schwenkte ich auf Milchschokolade mit Karamellstückchen über und siehe da, die helle Schokolade fand Anklang.

Ich war übrigens nicht die einzige, die Süßigkeiten zu dieser Fortbildung mitgebracht hatte. Wie ich beobachten konnte, gingen Merci auch sehr gut, ebenso Kekse.

Somit kann ich die Aussage von Geenen Roth unterstreichen, dass es durchaus Sinn macht, immer etwas Süßes dabei zu haben, wenn man sich unter Menschen begibt. Es macht großen Spaß, Essen zu teilen. Wer wie ich einen nicht so weit verbreiteten  Schokoladegeschmack hat, packe zum Teilen besser eine Sorte ein, die sich größerer Beliebtheit erfreut als die eigene Lieblingssorte oder noch besser eine bunte Auswahl an Geschmacksrichtungen.  Und zur Not tun es immer noch die Diätkaugummidragees….


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