Ist man als ein Mensch mit einer sozialen Phobie eigentlich gefahrenbewusster als der Durchschnitt der Deutschen Bevölkerung? Diese Frage kam mir doch letztens noch in den Sinn und wenn ich mir da einmal mein eigenes Verhalten angucke und analysiere, dann muss ich von meiner Seite aus ein ganz klares „Ja“ als Antwort geben. Mein Bewusstsein für Gefahren ist um ein vielfaches erhöht, als das was ich vor meiner sozialen Phobie hatte. Natürlich liegt es auch daran das ich vor 20 Jahren nicht 42 Jahre sondern 22 Jahre alt war. Da hat man natürlich automatisch einen anderes Bewusstsein wenn es um Gefahren geht.
Das ich ein gefahrenbewusster Mensch bin hat natürlich manchmal Vorteile, oftmals aber auch Nachteile. Manchmal ist es einfach auch von Nöten auf Risiko zu spielen um eine Situation für sich zu entscheiden.
Warum ich so dermaßen Gefahrenbewusst bin liegt wohl daran, dass ich jede Situation erst einmal mit meiner sozialen Phobie und damit mit Angst in Verbindung bringe. Ich simuliere wie ich mich in den Situationen verhalten könnte und gehe meistens vom schlimmsten aus. Da ich immer vom schlimmsten ausgehe vermeide ich natürlich oftmals diese Situationen oder reagiere ganz einfach vorsichtig.
Ich möchte mit einer Frau in einer Kneipe flirten
Ich checke sofort ab was passieren könnte, jedoch nur im negativen Sinne. Was ist wenn ich stottere, nicht weiß was ich sagen soll oder anfange zu zittern? Schon baue ich mir immer größere Hürden auf, die ich nicht mehr überwinden kann. Ich bin mir einer Gefahr bewusst, die nur ich durch mein negatives Denken schaffe. Ich komme leider gar nicht auf die Idee mir auch mal was positives bei dieser Situation auszumalen. Ich sehe nur Gefahr und keinen Gewinn,Freude oder gar Spaß.
Ich möchte meine Einkäufe aus Hatschihutschisthan nicht beim Zoll versteuern
Zugegeben, das Verstößt natürlich gegen Deutsches Recht und so hilft mir mein Gefahrenbewusstsein natürlich in so einem Fall und behütet mich vor einem möglichen Schaden. Mensch denke ich als ich meinen Koffer am Düsseldorfer Flughafen in Empfang nehme. Du hast ja Ware mit, die den Einfuhrfreigrenze um 250 Euro überschreiten und da muss ich mich eigentlich beim Zoll melden um die Steuer dafür abzuführen. Ich checke sofort ab was passiert wenn ich die wahre nicht verzolle. Ich werde vielleicht angehalten weil ich einen roten Kopf bekomme!? Mir sehen die Zöllner direkt an das ich was verberge!? Wenn sie mich Fragen ob ich etwas zu verzollen habe, dann würden sie mir meine Lüge direkt ansehen. An diesem Beispiel sieht man auch wieder, wie ich direkt alle Gefahren die auf mich lauern könnten, einzuschätzen und auszuschalten bzw. abzuwehren.
Ich habe demnächst ein Seminar in meinem Betrieb
Sofort schaltet mein Gehirn in den Gefahrenerkennungsprozess um und simuliert die Situation an anhand von Erfahrungen,Ängsten und meiner Vorstellungskraft. Da mein Vorstellungskraft aber oftmals von meinem Katastrophendenken beeinflusst wurde, kann man sich ja vorstellen, wie meine Simulation der jeweiligen Situation ausgesehen hat.
Alle die Jahre war es mir nicht möglich von meinem Gefahrenerkennungsprozess, der durch mein soziale Phobie um ein vielfaches überhöht war, auf eine „gespannte freudige Erwartung“ umzuschalten. Aber nicht alles was mich erwartet muss ich permanent auf Gefahren oder gar meine möglichen Reaktionen überprüfen. OK, in manchen Situationen ist es vielleicht schon sinnvoll die Situation zu simulieren, doch bitte in einem gesunden und ausgewogenem Maße und bitte auch einmal unter Einbeziehung der positiven Aspekte.
Sucht ihr eigentlich auch immer euer ganzes Leben nach möglichen Gefahrenquellen ab? Vermisst ihr auch manchmal das ihr Situationen auch nach dem positiven und gewinnbringendem absucht ? Es ist schon ein merkwürdiges Verhalten, was uns aber wohl irgendwie schützen soll?!