Soziale Netzwerke: Anstrengend!

Von Madication

Dieses Blog wurde am 7. Jänner 2010 der Öffentlichkeit preisgegeben (der erste Geburtstag naht!). Bald darauf, am 23. Jänner, lernte ich Twitter zu schätzen. Im Frühsommer, als es um meine berufliche Neuausrichtung ging, setzte ich auf Facebook und Xing. Irgendwann kam ich auch auf Soupio. Zuletzt versuchte ich es dann, aus reiner Neugier, mit Foursquare – und nun ist Diaspora dran.

Was bringt’s?

Das Blog macht Spaß, wenngleich das Bloggen durchaus harte Arbeit bedeutet: Wer täglich (ernsthaft) auf seinem Blog aktiv ist, wird wohl Geld damit verdienen, und/oder hat sonst nicht viel zu tun. Aber ein echtes „Online-Tagebuch“ schwebte mir ohnehin nie vor. Der über zwölf Monate entstandene Mix aus politischem Kommentar, Gedanken und Assoziationen zum Alltag, sowie einem ganzen Haufen Rezensionen, spiegelt meine Interessen ganz gut. Und erwies sich auch im Erwerbsleben als brauchbares Archiv, wenn es etwa darum ging, einen (politischen) Jahresrückblick zu gestalten. Wichtigste Lektion: Mehrere Blogs zu verschiedenen Schwerpunkten sind praktisch nicht zu betreuen, weshalb sich nach und nach alles unter dieser URL zusammen fand – und ich wohl demnächst auch die madication-Hauptseite, die stets als statische Informations-Seite diente, auflassen werde. Dazu aber mehr im nächsten Jahr.

Twitter hat sich als brauchbarer Nachrichtendienst erwiesen, sowohl was ernsthafte/weltbewegende Informationen betrifft als auch Musik-, Literatur- und Film-News. Nichtsdestotrotz bleibt ein bedeutender Klatsch-Faktor: Es „menschelt“ dort recht ansprechend. Prädikat: Wertvoll.

Bei Facebook bin ich ratlos: E-Mails sind verlässlicher als Facebook-Nachrichten. Von meinen 77 „Freunden“ habe ich in knapp 7 Monaten vielleicht mit fünfen ernsthaft über die Plattform kommuniziert – davon drei, mit denen ich ohnehin öfter telefoniere und maile, oder sie gar treffe. Klar, man vernetzt sich mit alten Schulkameraden und mit der ganzen Verwandtschaft, aber bis auf die Tatsache, dass man gegenseitig in einer Liste auftaucht, kommuniziert man auch nicht öfter als zuvor. Mal abgesehen von dem Haufen Spieleinladungen und Umarmungen, für die man einige Zeit braucht, um sie alle erfolgreich zu ignorieren. Die Werbung auf Facebook erschlägt einen an manchen Tagen fast, die automatischen Freundschaftsvorschläge sind teilweise eine echte Frechheit, und die ständigen Neuerungen machen das eh schon komplizierte Handling sogar noch unübersichtlicher. Kurzum: Für mehr als den einen oder andern Witz, den man an seine Pinnwand heftet, und die Hoffnung, der eine oder andere Leser möge über Facebook auf das Blog stoßen, ist das Ganze nicht zu gebrauchen. Diese Hoffnung ist aber immerhin groß genug, um den Account (derzeit) noch nicht zu killen. (Ganz abgesehen davon, dass mein Name/meine Marke nun reserviert und vor Missbrauch mehr oder weniger geschützt ist.)

Eine herbe Enttäuschung war und ist Xing. Natürlich auch, weil ich ganz klassisch in die Abo-Falle marschiert bin und der probeweise für ein Quartal gekaufte Premium-Account natürlich verlängert wurde, weil ich zu spät an die Kündigung gedacht habe – ich Opfer. Ansonsten: Viele, viele bekannte Leute, deren Account aber zu 95 Prozent gar nicht benutzt wird. Dazu viele, viele Leute, die einem irgendeinen Scheiß verkaufen wollen – Software, Bücher, Freundschaft etc. Und jene, die man mal ernsthaft um Hilfe bittet – darum geht’s doch bei dem Ganzen, oder? –, halten sich entweder sehr knapp mit ihrer Antwort oder melden sich gar nicht zurück. Wobei es auch Ausnahmen gab! Darüber hinaus: Die 23 Leute in meiner Kontaktliste erreiche ich über andere Kanäle deutlich einfacher – angefangen beim Herrn Nachbarn in der Wohnung zwei Stockwerke unter mir. Fazit: Account soeben gelöscht.

Soupio hat sich für mich als vollkommen nutzlos erwiesen. Über Twitter gelange ich hie und da auf die Suppen anderer User und finde den einen oder anderen interessanten Artikel, aber ich selbst kann damit nichts anfangen. Immerhin: Der Blog-Feed findet Platz drauf, und man findet mehr Berücksichtigung bei Freund Google. Aber den andauernden Gedanken, sich ein weiteres Ding kümmern zu müssen, ist das nicht wert… Ciao!

Foursquare habe ich mir als „Spiel“ erklären lassen – interessiert hat mich dann der Aspekt, dass man angeblich über das Einbuchen bei diversen Locations kleine „Belohnungen“ reeller Natur erhält. In der Handhabung (anonymer Fake-Account) ist das alles aber überaus mühsam – man müsste sich tatsächlich dauernd via Smartphone darum kümmern. Im Endeffekt habe ich jedoch keine Lust darauf, jedem mitzuteilen, wo ich gerade bin. Außerdem mag ich eh keine Online-/Computerspiele. Außer Dr. Mario, selbstverständlich.

Und jetzt also Diaspora, dem man via persönlicher Einladung beitreten kann. Als Facebook-Alternative wird es sich wohl nicht durchsetzen – das wage ich einmal zu prophezeien. Das Design lässt Wünsche offen, aber das Ganze ist ja noch nicht fertig. Facebook, nur privater – das widerspricht eigentlich dem Konzept, oder? Wie auch immer: Ich lasse mich überraschen, ob irgendwann der höhere Zweck bekannt gegeben wird, und bleibe fürs erste Mal dabei.

Ach ja: Dass sich whohub.com nicht durchgesetzt hat, ist schade – finde ich eigentlich ganz witzig.

Damit bleibt mir nur noch, an dieser Stelle auf meine persönlichen Jahresbestenlisten der hinzuweisen, die in den nächsten beiden Tagen online gehen!