Mein Shopping-Tipp für Bodrum-Touristen
Fröhliche Mandalina-Magnete oder wie wärs mit einem hübschen Tischläufer für die Freundin daheim?
Auf den Weg zur Tiefgarage Gida San Tim A.Ş. in der Cevat Şakir Caddesi im Künstler- und Shoppingviertel Bodrums lachten mich viele Mandalinas (Mandarinen) auf einem Tisch an. Nein, nicht die zum Essen sondern selbst gehäkelte. Ich lief die drei Stufen zum kleinen Marktplatz rauf, um mir die grosse Auswahl an Kunsthandwerk näher anzuschauen. Da strahlte mich doch gleich eine sympathische Frau an und erklärte mir: „Die Gemeinde unterstützt Hausfrauen mit diesem Projekt. So können wir unser Taschengeld ausbessern. Schau mal hier – unser Bürgermeister Mehmet Kocadon steht hinter unsere Arbeit“, dabei deutet sie stolz auf ein Etikett, das an einer dieser zauberhaften Mandalinas baumelt. Auf der Rückseite ist ein kleiner Magnetkreis angenäht, um ihn an den Kühlschrank anbringen zu können.
„Was kostet so ein Kühlschrank-Magnet“, frage ich die Verkäuferin. Ayşes prompte Antwort: „Fünf Lira.“ (1,49 €).
„Und der bleibt tatsächlich am Kühlschrank haften? Ist der nicht zu schwer?“, will ich jetzt wissen und nehme die Mandalina in die Hand. Ayşe lächelt und antwortet: „Nein, der ist bestimmt nicht zu schwer. Da steckt Watte drinnen.“
Während ich mir den Magneten genauer anschaue, entdecke ich ein «blaues Auge» auf der künstlichen Frucht, das Unheil fern halten soll. Liebevoll bis zur Perfektion ist dieser kleine Magnet gemacht.
Das erinnert mich an meine Kinderzeit!
Ich war in der zweiten oder dritten Klasse, als wir Handarbeitsunterricht hatten. Das erste was wir Mädels und Jungs damals lernten war Stricken. Mit Wollresten wagten wir uns an unsere erste selbstgemachte Puppe – ein langer farbenfroher Schlauch, der später mit Watte gefüllt wurde. Mit Stickgarn und Nadel verhalfen wir dem Schlauch zu einem Gesicht, Hände und Füsse. Meine Mama, damals erst 28 Jahre jung, war begeistert, da sie weder häkeln noch stricken konnte. So brachten wir unserer Mama beides bei. Unser vier-Mädel-Haushalt hatte viel Spass bei Tee und selbst gebackenen Kuchen an den Nachmittagen oder auch am Wochenende, um im Akkord tolle Pullover, Socken und Schals zu stricken oder Bordüren für Tischdecken oder heisse bunte Bikinis zu häkeln. Wir wurden richtige Profis! Schon damals sagte meine Mama: „Eigentlich sollten wir auf dem Wochenmarkt einen eigenen Stand haben. Da könnten wir bestimmt unser Taschengeld aufbessern.“
Sicherlich rührt mich der Fleiss der Bodrum Frauen vor allem deshalb. Sie kennen die einfachen Jahre in Bodrum als es noch keinen Strom und kein fliessend Wasser in den Häusern gab. Ihre Männer fuhren zum Schwammtauchen raus, fischten und versorgten die anliegenden kleinen Tavernen am Strand mit ihrem Fang. Einige lebten von der Viehwirtschaft andere von der Ernte. Es war ein einfaches Leben in den 40er, 50er, 60er, 70er und Anfang der 80er Jahre in Bodrum. Schulen, Universitäten und Krankenhäuser gab es nicht. Wunderbar, dass sich Bodrums Frauen dieses Hobby erhalten haben, um somit ihre Haushaltskassen vor allem für die langen Wintermonate ein wenig aufbessern können.
Mit Liebe zum Detail
Egal wo in Bodrum, du triffst überall – vor allem rund um die Marina – auf fleissige Frauen, die ihre Handarbeiten feil bieten. Für europäische Verhältnisse sind sie für kleines Geld erschwinglich und erinnern einen selbst immer wieder Mal an die wunderbaren Urlaubstage in Bodrum. Und für dich ist es eine einmalige Gelegenheit ein Original-Bodrum-Souvenir für deine Liebsten mit nach Hause zu bringen – garantiert „made in Bodrum“ und nicht etwa „made in China“. Ich finde es toll aber vor allem richtig, dass sich türkische Frauen finanziell von ihren Männern unabhängig machen. In einer zunehmend immer stärker werdenden Macho-Gesellschaft unterstütze ich die Selbständigkeit dieser Mädels noch so gern. Bodrums Frauen sind in der Türkei dafür berühmt, wenngleich das auch wieder so eine besondere Geschichte im ehemaligen Halikarnas der Antike ist, die ich Euch gern zum Abschluss noch erzähle möchte:
In der Zeit vor dem Tourismus vererbten Väter ihren Söhnen Ackerland in Bodrum, weil sie wussten, dass das später einmal auch als Bauland verkauft werden könnte. Die Töchter bekamen „nutzloses Land“ – Strandabschnitte direkt an der Ägäis – vererbt: „Unsere Tochter heiratet eh – was braucht sie da Acker oder Weiden?“ Wie sich Väter irren können! Gerade Bodrums Strände wurden schon bald Millionen schwer. Ohne Baba’s Absicht verhalfen sie ihren Töchtern so zu Reichtum, Ansehen und Respekt. Bodrums Bürgermeister Mehmet Kocadon erzählte mir mal in einem Interview im vergangenen Jahr: „Unser Boss zu Hause ist unsere Mutter. Ihr gehört halb Bodrum.“ Tatsächlich wird ihr Vermögen auf rund 200 Millionen US-Dollar geschätzt. Halb Ortakent soll sich immer noch in ihrem Besitz befinden.
Also liebe Bodrum-Fans, unterstützt unsere Frauen und kauft Souvenirs, Souvenirs, damit unsere Mädels auch weiterhin unabhängig bleiben, denn nicht jede hat einen „nutzlosen Strand“ geerbt.
Zum Abschluss: Habt Spass mit meinem kleinen Video-Beitrag Souvenirs Souvenirs, der Euch meine Wahl-Heimat-Stadt ein wenig näher bringen soll:
Video:Bodrum Handarbeitskunst
Souvenirs Souvenirs: Bill Ramsey (Kennt Ihr den Song noch?)