Source Code

Duncan Jones überraschte und überzeugte vor zwei Jahren mit einem gleichermaßen spannenden und aufwühlenden, wie auch sinnlichem Regiedebut. In „Moon“ zeigte er, dass Science Fiction auch heutzutage nicht oberflächlich sein muss, sondern sogar überzeugende Gesellschaftskritik transportieren kann und durch die charismatische Darstellung Sam Rockwells ist hier ein Film gelungen, der lange im Gedächtnis bleiben wird. Ob das in Jones' neuen Film „Source Code“ auch gelingt? Ohne, all zu viel vorweg zu nehmen: Ja, er hat es wieder geschafft.
Alles beginnt in einem Zug. Captain Stevens erwacht und weiß zunächst nicht, wo er ist. Ihm gegenüber sitzt die bildhübsche Christina, die ihn gut zu kennen scheint, auch, wenn er sie noch nie gesehen hat. Schnell wird klar, woran das liegt. Stevens befindet sich im Körper eines anderen. Allerdings hat er keine Ahnung, wie es dazu kommen konnte und was er in diesem Zug macht. Viel Zeit zum Überlegen hat er nicht, denn der Zug explodiert wenige Minuten später und mit Stevens kommen alle Insassen ums Leben. Nun erwacht er in einer Art Kapsel, angeschlossen an allerlei Gerätschaften und auf einem Bildschirm erscheint die kühle Major Goodwin. Sie stellt ihm allerlei Fragen und macht merkwürdige Konzentrationstests, ohne jedoch seine Fragen zu beantworten. Bald stellt sich heraus, dass es sich um ein neuartiges Experiment handelt. Durch modernste Computer ist man in der Lage, Captain Stevens in die Erinnerungen eines der verstorbenen Insassen des Zuges reisen zu lassen. Er hat nun den Auftrag, nach Hinweisen auf den Hergang der Explosion und den Täter zu suchen, um ein weiteres, noch viel größeres Attentat zu verhindern. Er hat dafür allerdings lediglich acht Minuten Zeit. Bevor er es sich versieht, wird Stevens erneut weg geschickt und landet wieder in dem Zug gegenüber der bildhübschen Frau.
Wie schon so oft in zahlreichen Science-Fiction-Filmen gesehen, stellt auch „Source Code“ die Frage nach der Wirklichkeit. Ist das, was um dich herum geschieht echt, oder nur eine Illusion? Diese Kernaussage des Films kommt allerdings ganz langsam und Stück für Stück an die Oberfläche, denn zunächst ist man voll und ganz vom Attentatsplot gefesselt. Erst nach einer Weile dämmert es dem Zuschauer, zusammen mit Captain Stevens, dass es sich hierbei um wesentlich größere Dimensionen handelt, als zunächst angenommen. Jones verbindet diese beiden Handlungsstränge so geschickt, dass man ein kleine Portion der eigenen Fantasie nutzen muss, um dahinter zu steigen. Der Film nimmt einen an die Hand, allerdings ohne einen mit der Nase drauf zu stupsen. Es ist eine sehr gründlich und clever konstruierte Geschichte. Visuell unterscheiden sich die beiden Ebenen der Geschichte auch sehr stark. Im Zug ist alles sehr nah. Die Enge der Fahrgastkabinen lässt nur die Darstellung von einzelnen Körperpartien zu. Nie sieht man den ganzen Menschen. Auch die Geräusche sind sehr intensiv und man achtet auf jedes Detail im Hintergrund. Die andere Ebene scheint weitläufiger zu sein. Ein großes Büro, voll gestopft mit Computern und Wissenschaftlern und im Kontrast dazu eine feuchte und dunkle Kapsel, in der Stevens eingesperrt zu sein scheint. Dazu kommt die sehr intensive und packende Musik von Chris Bacon und die kraftvolle Darstellung von Jake Gyllenhaal und Vera Farmiga. Förmlich alles an diesem Film schreit: „Ich bin anders, als andere Filme!“
„Source Code“ ist wahnsinnig spannend und trabt bis zum schockierenden Ende zur absoluten Höchstform auf. Nach „Moon“ hätte man nicht geglaubt, dass Duncan Jones ein weiteres gesellschaftskritisches Science-Fiction-Kunststück gelingen würde, doch auf den Mann scheint Verlass zu sein und hiermit empfehle ich ohne jeden Vorbehalt, den Film anzusehen.
Source Code (USA, 2011): R.: Duncan Jones; D.: Jake Gyllenhaal, Vera Farmiga, Michelle Monaghan, u.a.; M.: Chris Bacon; Offizielle Homepage
In Weimar: CineStar
Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr auf Radio Lotte Weimar.

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