Soundtrack und Spaß

Filmkritik zu ‘Tron Legacy’

Mehr als 28 Jahre hat Disney die Fans von ‚Tron‘ auf eine Fortsetzung warten lassen. Jetzt wird Schauspieler Garrett Hedlund in die Computerwelt von einst geschickt um dort seinen Filmvater Jeff Bridges, neben Bruce Boxleitner und David Warner ein Hauptdarsteller des 82er Originalfilmes, zu finden. Der damalige Regisseur Steven Lisberger bleibt dem Tron-Universum als Produzent erhalten. Die Elektroband Daft Punk trägt derweil ihren ganz eigenen Teil dazu bei, die Welt von ‘Tron Legacy‘ zum Leben zu erwecken.

Dieses Mal ist der 27-jährige Sam Flynn die Hauptfigur. Er ist ein Computerspezialist und ein charmanter Draufgänger, wie auch sein Vater einer war. Dieser ist vor langer Zeit spurlos aus seinem Leben verschwunden. Seit 1989 ist Kevin Flynn, einst der weltweit führende Entwickler von Videospielen, verschollen. Bis Kevins alter Freund Alan Bradley eine Nachricht aus dessen früherem Büro in einer aufgegebenen Spielhalle erhält. Was Sam dort findet, übersteigt seine Vorstellungskraft. Als er unabsichtlich in ein virtuelles Parallel-Universum hineingezogen wird, entdeckt er dort seinen Vater und dessen treue Gefährtin Quorra. Aber er macht auch Bekanntschaft mit Clu, einem exakten Ebenbild seines jüngeren Vaters, der es sich zum Ziel gemacht hat, in die reale Welt überzuwechseln.

Filmkritik zu ‘Tron Legacy’

Jeff Bridges

Da möchte er eine Welt erobern, die stilistisch in "Tron Legacy" in 2-D gehalten wurde. Ob sich die 3-D Figuren dort wohl fühlen würden? Regisseur Joseph Kosinski hat mit der 3-D Technologie gespielt, präsentiert nur seine Tron-Welt in der dritten Dimension. Aber das ist nur eine technische Spielerei am Rande. Aber wahrscheinlich trägt sie einen großen Teil dazu bei, dass sich die Zuschauer in dieser Welt verlieren werden. Zwar leuchten überall blaue und orangefarbene Leuchtstoffröhren, trotzdem wirkt sie steril und versprüht eine unbehagliche Düsternis. Es ist eine Welt, an die man sich erinnern wird, an all die dunklen Gassen, an einen abgedrehten Club in der Daft Punk höchstpersönlich Musik auflegen darf. Wenige Filme gehen so sehr in ihrer erschaffenen Welt auf, erzeugen eine nachvollziehbare und interessante Atmosphäre, wie es hier der Fall ist.

Die angesprochene Clubszene wird zum heimlichen Höhepunkt des Filmes. Hier darf ein durchgedrehter Michael Sheen als Castor brillieren. Seine Egozentrik spiegelt sich nicht nur in seiner fragwürdigen Gesinnung wider, sondern in seinem ganzen Schauspiel. Verrückter geht es kaum noch. Und die Kombination mit Nebenfigur Gem macht das Duo zu einem iPod-weißem Gespann, das ähnlich dem Apple-Produkt für die Unterhaltung in dieser Welt, aber auch für die Kinozuschauer, verantwortlich ist. Kurz fühlt man sich an die "Star Wars"-Welt erinnert. Wenn ein Kapuze-tragender, vollbärtiger Jeff Bridges, gemeinsam mit seinem "Padawan" Garrett Hedlund in die End of Line-Bar marschiert, könnte man denken, als wären es Obi-Wan Kenobi und Luke Skywalker, die der Mos Eisley Bar auf dem Planeten Tatooine einen weiteren Besuch abstatten.

Filmkritik zu ‘Tron Legacy’

Olivia Wilde & Garrett Hedlund

Avanciert dieses leider zu kurze Handlungsintermezzo zum Highlight, handelt "Tron Legacy" alt-bekannte Favoriten der Tron-Fans bereits zu Beginn des Filmes ab. Natürlich nimmt man sich mehr als fünf Minuten Zeit, dennoch legt man den Fokus nicht zu sehr auf den Kampf mit den Diskus-Scheiben und dem erneuten Rennen mit den Leuchtstreifen-Motorrädern. Es sind Sequenzen, die sowohl für Hauptfigur Sam Flynn als auch für die Zuschauer als Einführung in die neue Welt herhalten müssen. Danach wird alles größer und bombastischer. So kann man dann auch sehr gut die Musik des Filmes bezeichnen. Vielleicht muss man sich auch von dem Begriff der Musik entfernen und vielmehr von Klängen sprechen. Es sind epische Klangwelten die Daft Punk dort kreiert haben. Sie fügen sich in jede Szene ein. Fast wirkt es so, als wäre der Film um die Musik herum entstanden. Sie wirkt schwer, presst den Zuschauer in den Kinosessel, wird sich in die Köpfe brennen und in Erinnerung bleiben.

Neben Jeff Bridges, dessen computergenerierte Verjüngungskur mehr als geglückt ist, nimmt auch Bruce Boxleitner seine Rolle aus dem ersten "Tron"-Film wieder auf. Aber natürlich nehmen sich die Altstars zurück um die neue Generation in den Vordergrund zu stellen. Garrett Hedlund und Olivia Wilde bilden ein hübsches Pärchen, dem es an jedem Makel zu fehlen scheint. Perfekt für die 2010er Generation des Kinopublikums, das solche perfekten Figuren zu Identifikationszwecken begrüßen wird. Vor allem Olivia Wilde, Darstellerin aus der beliebten Arzt-Serie "Dr. House", dürfte ihrer Karriere mit dieser Rolle eine entscheidende Wendung gegeben haben. Immerhin hat sie sich bereits eine Rolle in Jon Favreaus "Cowboys & Aliens" neben Harrison Ford und Daniel Craig sichern können.

"Tron Legacy" bietet nicht die originellste Handlung der Filmgeschichte. Aber wo ein "Avatar" als "Pocahontas"-Abklatsch galt, kann "Tron Legacy" zumindest mit einer eigenen Handlung aufwarten. Hier bekommen die Kinogänger den Blockbuster geboten, als der "Avatar" verkauft wurde. Die 2010er (der US Kinostart war bereits am 17. Dezember letzten Jahres) Version von "Tron" macht Spaß, weiß zu unterhalten, bietet atemberaubende Bilder und einen einmaligen Soundtrack. Hier funktioniert das Zusammenspiel von allen Elementen. Da kann man auch darüber hinweg sehen, dass eines der typischsten Disney-Elemente fehlt. Mehr wird nicht verraten.


Filmkritik zu ‘Tron Legacy’

‘Tron Legacy’

Originaltitel: Tron Legacy
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2010
Länge: ca. 125 Minuten
Regie: Joseph Kosinski
Darsteller: Jeff Bridges, Garrett Hedlund, Olivia Wilde, Bruce Boxleitner, James Frain, Beau Garrett, Michael Sheen

‘Tron Legacy’ läuft ab dem 27. Januar 2011 in den deutschen Kinos.


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