Sound Design: Leute, vergesst den TON nicht!

Sound Design ist echt harte Arbeit... // Video: youtube

In der Live-Kommunikation schaffen wir Erlebnisse, die emotional berühren. Dabei wird viel Wert auf Lichtdesign und Filmeinspieler gelegt. Denn damit erzeugen wir Wirkung. Richtig.

Hiermit möchte ich aber eine Lanze für den Ton brechen, denn:

Musik umgibt uns. Ständig. Dabei geht sie direkt ins Herz.

Sie weckt Emotionen. Ohne Umweg über den Kopf.

Das können wir gezielt einsetzen, um Menschen zu bewegen. Musik ist das Emotionalste überhaupt.Allerdings nutzen wir diese Disziplin noch viel zu unbewusst. Leider. Ich frage mich immer wieder, warum Sound Design eigentlich so vernachlässigt wird? Dabei ist doch die Musik der Schlüssel zu Gefühlen und somit starken Erlebnissen. Aus meiner Erfahrung geht es bei Veranstaltungen immer zuerst um Licht und Bild. Ich gestehe, dass sich das auch in meiner Arbeit und Selbstverständnis oft so verhält. Frei nach dem Motto: Tja, dann ist da ja noch der Ton...

Sound Design - worum geht es?

Zugegeben, der Tonbereich ist nicht leicht zu umreißen: Film, Hörspiele, Hörfunk, Fernsehen, künstlerische Installationen, Multimedia-Anwendungen bis zu Computerspielen - ein weites Feld. Sound Design, also die kreative Arbeit mit Klängen und Geräuschen, unterscheidet sich von der Komposition eines Musikstücks oder den Audioaufnahmen im Studio. Sound Design kommt im Eventbereich vor allem in dem Beschallungskonzept vor Ort zum tragen. Damit bringen wir den Ton in einer Location zum schwingen. Besucher können so begeistert werden, ins Staunen geraten und durch spannende Effekte auch vom Ton gekitzelt werden!

Die Basis hierfür ist natürlich eine gute Planung. Angefangen vom Musikkonzept zur Komposition, Aufnahme und wie die Beschallung vor Ort eingemessen wird. Alles, um mit Ton clever und wirkungsvoll Emotionen zu übertragen. Spannend wird es dann, wenn kreative Toneffekte zu Nutze gemacht werden, um Inhalte zu transportieren. Die Klanginstallation O wie Omicron ist für mich ein beeindruckendes Beispiel dafür. Allerdings kann gutes Sound Design nur funktionieren, wenn man eben nicht erst vor Ort überlegt, sondern sich schon von Beginn an Gedanken zum Sound Design macht.

Das fehlt aber leider viel zu häufig bei Events.

Verbesserungspotential: Sprachverständlichkeit, Probenzeiten & Standards

Konkret: Wie oft habe ich schon Filme hören müssen, bei denen die Sprachverständlichkeit aufgrund der schlechten Musikmischung leidet. Warum die Tonspuren nicht voneinander getrennt auf unterschiedlichen Ebenen anliefern, um sie dann vor Ort passgenau zu mischen? Während das Lichtdesign vor Ort immer noch schnell und mit überschaubarem Aufwand angepasst werden kann, ist man beim Ton einfach auf das angewiesen, was angeliefert wird. " Shit in - shit out ", wie ein alter Spruch der Tonkollegen lautet. Ein Mischpult ist eben kein Klärwerk. Andererseits bedingt es aber auch Soundästheten hinter dem Mischpulten, die sich dieser Feinheiten annehmen und daran arbeiten.

Zu oft kommen mp3-Titel, die auf einer eingemessenen Anlage einfach nicht wie am heimischen Laptop klingen können. Wäre ja auch komisch. Oder "wir produzieren gerade noch was" und dann kommt ein ungemastertes mp3, was unterschiedliche Pegel hat. Um ein qualitativ-lineares Klangergebnis zu erzeugen ist das Mastering unabdingbar.

Ähnlich verhält es sich bei den Probenzeiten. Bild und Licht bekommen oft lange Slots eingeräumt, während der Ton als funktionierend vorausgesetzt wird. Ich kann mich in 15 Jahren nur an eine TV-Orchesterproduktion erinnern, in der es vorrangig um den Ton ging. Geschweige denn, das den Tonkollegen in den Probezeiten extra Aufmerksamkeit gewidmet wird. "Es muss halt einfach alles laufen".

Grundsätzlich kommt es sicher darauf an, was und ob der Kunde das auch will - sofern er eine Notwendigkeit sieht, dann kann man damit arbeiten... Ich finde jedoch, wir sollten unsere Haltung zum Ton überdenken und diesem mehr Priorität einräumen, um wirkungsvollere Events zu schaffen.

Fazit: Musik setzt Emotionen frei wie kaum ein anderes Stilmittel. Gleichzeitig ist es so unterschätzt wie kaum ein anderes Gewerk. Licht und Visuelles reizen unsere Sinne massiv - dabei macht wie in jedem Hitchcock-Film der Ton 50% des Erlebnisses. Das real spürbare Ungleichgewicht bei Events ist daher für mich unverständlich. Wir sollten die Möglichkeiten des Tons wieder gezielter nutzen.

In zwei Wochen folgt Teil 2, in dem ich einige Sound Designer nach ihren Ansätzen, Meinungen und Ideen befrage.

Frage: Wie nimmst die Bedeutung vom Ton bei Events wahr? Was sollte sich ändern oder ist alles paletti?


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